Bereits Griechen und Römer sammelten das Regenwasser ihrer Dächer, um es für ihre Gärten zu nutzen. Bei uns hat diese Form der Regenwasserspeicherung an Bedeutung verloren, seitdem überall Leitungswasser verfügbar ist. Die Nutzung des Regenwassers in der Schweiz ist bei einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge von 1200 Liter pro Quadratmeter und Jahr durchaus sinnvoll. «Besonders wenn man bedenkt, dass ein Garten im Sommer rund 20 Liter pro Quadratmeter und Woche benötigt», erklärt Alain Diebold, diplomierter Gärtnermeister und Inhaber des Gartenbauunternehmens Diebold & Zgraggen in Fislisbach AG. «Das ist eine zu grosse Menge, um dafür aufwendig aufbereitetes Trinkwasser zu verwenden. Dazu kommt, dass die Nutzung von Trinkwasser im Sommer häufig beschränkt wird.» 

Vorteile bietet das Regenwasser ebenso für ein gutes Pflanzenwachstum: Es ist temperiert und kalkarm. Das harte Trinkwasser hingegen erhöht auf die Dauer den pH-Wert des Bodens und behindert die Aufnahme von wichtigen Mineralstoffen. Zudem leiden säureliebende Pflanzen wie etwa Hortensien, Rhododendren oder Azaleen, wenn sie dauerhaft kalkhaltiges Trinkwasser erhalten.

Wer den Garten mit Regenwasser giesst, spart als Hausbesitzer doppelt: Er benötigt weniger Trinkwasser und zahlt niedrigere Abwassergebühren, da Letztere vom Trinkwasserverbrauch abhängen. «Zudem ist die Regenwassernutzung umweltverträglicher, weil so weniger Energie für Aufbereitung und Transport von Trinkwasser benötigt wird», betont Kurt Forster, Permakultur-Designer und Fachbuchautor aus Heris­au AR. Des Weiteren entlasten Sammelbehälter im Garten bei Starkregen die Kanalnetze und Kläranlagen. 

Die richtige Regentonne Das Fassungsvermögen reicht von 150 bis 1000 Liter und sollte entsprechend der Garten- und Dachgrösse sowie der lokalen Niederschlagsmenge gewählt werden.  Das Material des Tanks sollte witterungsbeständig und lichtundurchlässig sein (Algen!). Bewährt haben sich Gefässe aus UV-resistentem und thermoplastischem Kunststoff. Offene Behälter benötigen einen Deckel, der vor Verdunstung und Verschmutzung durch Laub schützt, verhindert, dass Kinder oder Tiere hineinfallen können oder Mücken darin ihre Eier ablegen. Sämtliche Öffnungen sollten mit einem Fliegengitter verschlossen sein. Wer eine einfache Klappe mit Sieb in das Fallrohr einsetzt, sollte absichern, dass überlaufendes Wasser keinen Schaden anrichten kann, falls die Klappe zu spät geschlossen wird. Das integrierte Sieb verhindert, das Laub in die Regentonne gelangt und lässt sich einfach reinigen. Auf diese Weise reicht es, den Behälter alle fünf Jahre mit einer Bürste zu putzen.  Bequem ist ein Regensammler, der durch eine Bohrung am Fallrohr eingebracht werden kann und Filter sowie Überlaufschutz besitzt. 

Umweltfreundliche Regentonne
Die Regentonne bildet die einfachste und umweltfreundlichste Art, Regenwasser zu sammeln. An der Hauswand platziert, kann sie ohne grossen Aufwand an ein Fallrohr angeschlossen werden, welches das Regenwasser aus der Dachrinne ableitet. Damit das Gefäss einen sicheren Stand hat, sollte der Platz eben und tragfähig sein. «Ein gemauertes Fundament ist nicht erforderlich, Gartenplatten sind völlig ausreichend», sagt Alain Diebold. «Am besten ist ein schattiger Standort auf der Nordseite des Hauses, der nahe am Garten liegt.» Je nachdem wo, wie und wie viel man wässern möchte, kann ein zusätzlicher Behälter etwa am Gartenhausdach sinnvoll sein.

Wie das gespeicherte Regenwasser im Garten ausgebracht werden kann, hängt davon ab, ob die Tonne mit einem Ablaufhahn ausgestattet ist oder nicht. Ohne Ablaufhahn muss das Wasser mit der Giesskanne geschöpft werden. Wer es bequemer mag, nutzt eine Regenfasspumpe, die direkt in die Tonne hineingehängt wird. Fehlt der Stromanschluss, hilft eine Akku-Pumpe. 

Die Regenwassernutzung ist umweltverträglicher, weil so weniger Energie für Aufbereitung und Transport von Trinkwasser benötigt wird.

Kurt Forster
Permakultur-Designer und Fachbuchautor

Verbessertes Mikroklima
Wählt man ein Gefäss mit Ablaufhahn, sollte dieser aus rostfreiem Messing und möglichst tief angebracht sein, damit der Behälter vollständig entleert werden kann. Um an den Hahn einen Schlauch mit verschiedenen Vorrichtungen wie Brause oder Sprinkler anbringen zu können, ist eine Pumpe nötig, um den erforderlichen Wasserdruck zu erreichen. «Soll das Wasser den Pflanzen über ein sparsames Tropfschlauchsystem zugeführt werden, reicht es den Tank in 1,50 Meter Höhe, noch besser auf dem Balkon, zu platzieren und es von dort abzuleiten», empfiehlt Forster.

Um ein Sprengen der Tonne im Winter zu vermeiden, sollte sie im Spätherbst entleert und der Ablaufhahn vor Frost geschützt werden. «Andernfalls wählt man entweder ein frostbeständiges, spezielles Holzfass oder einen Behälter aus HDPE-Kunststoff», sagt Alain Diebold. Oder aber der Regenwasserbehälter stehe generell in der Gartenhütte, im Haus oder ist im Boden versenkt. «Der nachträgliche Einbau einer unterirdischen Zisterne ist nur dann sinnvoll, wenn ein alter Heizöl- oder Abwasserbehälter zum Regenwassertank umgebaut werden kann oder wenn auf dem eigenen Grundstück gerade Erdarbeiten durch das Verlegen von Rohren oder das Erstellen eines Anbaus anstehen.» 

Wer genügend Platz in seinem Garten hat, kann noch weiter gehen, erzählt Kurt Forster: «Leitet man einen Teil des Regenwassers direkt in eine als Feuchtwiese gestalte Mulde oder einen Teich, wird der Garten noch vielfältiger und verbessert das Mikroklima.»

Literaturtipps:
Walter Kolb: «Wasser sparen im Garten.Regenwasser optimal nutzen, Kosten senken», Verlag: Eugen Ulmer, ISBN: 978-3-8001-5792-1, ca. Fr. 34.–

Kurt Forster: «Mein Selbstversorger-Garten am Stadtrand. Permakultur auf kleiner Fläche», Ökobuchverlag, ISBN: 978-3-936896-72-5, ca. Fr. 23.–