Nun steht er vor der Tür, ein hoffentlich weisser Winter. Was optisch viele freut, bringt aber unter Umständen Glatteis mit sich. Rutschgefahr besteht dabei auch auf dem eigenen Grundstück: Um den Weg zum Kompost, zum Gartenschopf, zur Vogelfütterung oder die Steintreppe zu Briefkasten und Strasse zu sichern, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Streusalz sollte dabei das letzte Mittel sein. Denn dieses schädigt nachweislich Pflanzen.

Das Natriumchlorid – darum handelt es sich bei Streusalz – kann beim Ausbringen direkt auf Nadeln und Blätter auftreffen oder mit dem Schmelzwasser im Erdreich versickern und auch ausserhalb der Vegetationsperiode den Wassernachschub behindern. In der Folge verbräunen Blätter und Nadeln. Besonders drastisch zeigen sich die Folgen erst, wenn der Winter schon wieder passé ist: Fürs Spriessen im Frühling benötigen Pflanzen viel Wasser. Fehlt es, reagieren sie mit der beschriebenen Nekrose.

Weg mit dem Schnee!
Daher ist es falsch, bei Schneefall gleich zum Salzsack zu greifen. Denn zuerst muss der Schnee mit Schaufel und Besen von den Trittflächen entfernt werden. Erst dann wird, falls es wirklich nötig ist, Salz oder ein mechanisches Anti-Rutschmittel ausgebracht. Wer Trottoir oder Garagenausfahrt von Schnee befreit, sollte sich vorher gut überlegen, wohin mit der weissen Pracht. Denn häufig sind frühmorgens bereits die Winterdienstfahrzeuge durch die Strassen gefahren.

Abdrift und Gischt führen dazu, dass ein Teil des ausgebrachten Salzes auf Trottoir oder privatem Grund landet. Entsprechend darf der geräumte Schnee nicht im Grünbereich deponiert werden, weil sonst das Salz die dort wachsenden Pflanzen belastet. Auch auf befestigtem Grund muss der Ort klug gewählt sein. Sonst fliesst das Schmelzwasser bei Tauwetter auf den Asphalt – und gefriert in der Nacht zur nächsten Eisfalle.

Wer sich für Splitt entscheidet, darf ihn nach dem Tauen nicht zu lange liegen lassen. Einerseits setzt sich der feine Kies in Schuhsohlen fest und kann in Innenräumen das Parkett zerkratzen. Anderseits ist das Material tückisch: «Splitt auf trockenen, abschüssigen Wegen kann selbst zur Rutschgefahr werden», sagt Christian Hänni, Inhaber der Firma Hänni Gartenbau-Landschaftsarchitektur AG in St. Gallen. Gerade wegen Haftungsfragen würden viele Wege und Treppen schwarz geräumt, ohne Tauungsmittel gehe es im Moment vielerorts noch nicht.

Salztolerante SträucherAuch wer im Garten Salz sparsam verwendet oder ganz darauf verzichtet, muss vorsichtig sein. Denn die Schwarzräumung der öffentlichen Strassen ist meist Standard. Fällt auf die behandelte Fläche erneut Schnee, wird dieser geräumt und landet – belastet von der Salzfracht – zum Teil in Privatgärten. «Hier hilft es, wenn die in Strassennähe wachsenden Sträucher möglichst salztolerant sind», rät Christian Hänni. Der Gartenbauer zählt Hainbuche (Carpinus betulus), Hartriegel (Cornus), Liguster (Ligustrum), Schlehe (Prunus spinosa), Feldahorn (Acer campestre), Holunder (Sambucus), Eibe (Taxus baccata), Schneeball (Viburnum) und Spiere (Spiraea), bedingt auch die Felsenbirne (Amelanchier) dazu: «Die Auswahl ist gross. Es lohnt sich, bei einer Bepflanzung die Salzgefahr zu berücksichtigen, um im Frühling Enttäuschungen zu vermeiden.»

Selbst gemachte Schnitzel
Doch Hänni beobachtet seit einigen Jahren, dass «aufgrund des Klimawandels die Winter milder werden und die benötigten Salzmengen schon jetzt drastisch sinken». Verschiedene Anbieter haben auch Bimskörner im Sortiment. Im Gegensatz zu Splitt ist dieses Material weich, zerbröselt unter den Tritten und führt zu keinen Schäden an Bodenbelägen. Ist die kalte Jahreszeit vorbei, wischt man das Material einfach zusammen. Kleine Mengen, die ins Erdreich gelangen, stören nicht, sondern lockern dieses sogar noch auf.

Seit ein paar Jahren führen Baumärkte auch Holzschnitzel im Sortiment. Fachleute beurteilen deren Wirkung als nicht ganz so gut wie jene von Splitt. Zudem machen die Holzstückchen den Schnee matschig, er klebt eher an den Schuhen und wird ins Haus getragen. Schnitzel ergeben aber auf jenen Gehwegen Sinn, die nicht gewischt werden, etwa auf dem Plattenweg zum Kompostplatz. Hier können die Schnitzel im Frühling liegen bleiben und verrotten. Allerdings sollte das Holz dann nicht mit Salz imprägniert sein. Am besten, man verwendet Holzschnitzel aus dem eigenen oder Nachbars Garten und gibt sie im Frühling auf den Kompost.

Naturstein statt Beton
Gewöhnliches Tausalz sei nicht nur für die Pflanzen entlang des Gehwegs heikel, warnt Christoph Morf, Leiter des Gartenforums der Spross AG: «Nach fünf, sechs harten Wintern verfrisst die Chemikalie den Beton.» Bei den Liegenschaften, die Morf betreut, setzt er deshalb auf Auftauersatz wie X73 IC Remover. Das Produkt kostet zwar ein Vielfaches von gewöhnlichem Streusalz, schont aber neben Pflanzen und Hundepfoten auch den Untergrund, weil es die Platten weniger angreift.

Wer seine Gartenwege neu plant, dem empfiehlt Morf für den Fussgängerbereich einen fugenarmen Naturstein, von dem sich Schnee mit Schaufel und Besen gut entfernen lässt. Wer statt Chemikalien auf mechanischen Gleitschutz setzt und Splitt anwendet, kann das Material übrigens zusammenwischen, allenfalls mit einem einfachen Gitter sieben, in einem Kessel aufbewahren und im nächsten Winter erneut verwenden. Eine weitere mögliche Verwendung: Man nimmt sich im Frühling endlich die Wegplatten vor, die sich abgesenkt haben – und nutzt das Kies für eine saubere Kofferung.