Im Journal of Dairy Science, dem Fachmagazin rund um die Milchwirtschaft, wurde eine Studie dazu veröffentlicht, wie sich die Verpackung auf den Geschmack von Trinkmilch auswirkt. Pasteu-risierte Mager- und Vollmilch wurde in Kartons aus Pappe, in PET-, Polyethylen- (HDPE) und Glasbehältnisse abgefüllt und darin im Dunkeln gelagert. Sowohl in Kartons verpackte Magermilch wie auch Vollmilch wiesen nach fünf Tagen einen merklichen Pappgeschmack auf, bei der Magermilch kam ein Kühlschrank-/Verfallsgeschmack hinzu. In Glas, HDPE und PET verpackte Milch konnte sogar nach zehn Tagen geschmacklich nicht beanstandet werden. Es zeigte sich also: Die Verpackung beeinflusst den Geschmack, bei Mager- mehr als bei Vollmilch, und Glas bewahrt den Geschmack am besten.

Positive Ökobilanz

Dies scheint bei Coop jedoch nicht das ausschlaggebende Argument für die Rückbesinnung auf die Glasflasche zu sein. Vielmehr standen ökologische Aspekte im Vordergrund. So schreibt Coop: Die Naturaplan-Bio-Vollmilch in der nachhaltigen, also wiederverwendbaren Glasflasche vermeidet Abfall und schliesst den Verpackungskreislauf. Caspar Frey, der Mediensprecher des Schweizer Grossisten räumt ein, dass bei der Verpackungsentscheidung sowohl ökologische und kulinarische als auch wirtschaftliche Aspekte eine wichtige Rolle spielen.

Auch Reto Burkhardt, Leiter Kommunikation der Schweizer Milchproduzenten SMP, weist darauf hin, dass es bei der Wahl der passenden Milchverpackung viele Faktoren zu berücksichtigen gilt. Lebensmitteltechnologisch müsse die Verpackung verschiedene Eigenschaften haben, zum Beispiel geschmacksneutral, luftdicht und lichtbeständig sein. «In unseren Augen soll eine Verpackung das Produkt so gut es geht schützen und dabei so ökologisch wie möglich sein, ohne wirtschaftlich zu überborden.» Letzteres bedeute, dass die Verpackung nicht so teuer sein soll, dass sie das Produkt im Verkauf behindert.

Bei der Milch im Mehrwegglas, die während einer ersten Phase in rund 100 Coop-Supermärkten der Region Nordwestschweiz-Zentralschweiz-Zürich angeboten wird, ist es zweifelhaft, ob diese letzte Anforderung eingelöst werden kann. Die Glasflaschen mit einem Liter Vollmilch kostet stolze 2.45 Franken. Fragt sich, wie dieser Preisaufschlag zu begründen ist. «Im aktuellen Umfeld mit erhöhten Preisforderungen war die Beschaffung der Glasflaschen herausfordernd. Der Prozess ist zudem noch nicht automatisiert; die Abfüllung der Glasflaschen erfolgt derzeit noch von Hand», führt Caspar Frey aus. Dennoch ist Frey überzeugt, dass das Produkt bei den Kundinnen auf ein positives Echo stossen wird und sie auch aktiv dazu beitragen, die Flaschen im Kreislauf zu halten. Erst wenn dies nämlich gewährleistet ist, zahlt sich die Glasverpackung nicht nur geschmacklich, sondern auch ökologisch aus.