Fürs Abalpen seiner Rinder 25 000 Likes. Patrick Danuser führt den Instagram- und Tik-Tok-Account seines elterlichen Familienbetriebs. Der Landwirt aus Bad Ragaz plaudert in die Kamera wie ihm der Schnabel gewachsen ist, erzählt von seinem Alltag in Höhen und Tiefen wie dem Eseli-Streicheln und Gülle-Spritzen. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund, spricht darüber, wie der Biber sein Feld schwemmte, wie teuer Dünger eigentlich wirklich ist und wie Kälber richtig zur Welt zu kommen haben; nämlich mit den Vorderbeinen voraus. Er spricht aber nicht einfach in eine leere Kiste, in die das Gesagte ins Nichts hallt – nein, am anderen Ende sind Tausende von Menschen.

Sie sind im August 2024 mit einem Biberbau-Video viral gegangen. Hat das Ihr Leben verändert?  

Nein, ich glaube nicht gross. Natürlich begegne ich auch Menschen, die meine Videos nicht so toll finden. Damit gehe ich aber locker um. Ich lerne dadurch ganz tolle Menschen kennen. Mit einem Grüppchen Schweizer Agrar-Influencer war ich an der Agrama. Da gab es wirklich Leute, die ein Bild mit mir machen wollten. Das hat mich unglaublich geehrt.

Das Einzige, was sich vielleicht verändert hat, ist, dass ich mir gezielter Zeit nehme, um die Videos zu produzieren. Nicht mehr einfach reingedrückt am Feierabend. 

Sie vermarkten Ihr Rindfleisch und Poulet direkt ab Hof. Hat Social Media den Verkauf angekurbelt? 

Zu Beginn war das das eigentliche Ziel des Instagram-Accounts. Im Sommer habe ich aber einfach keine Zeit, Werbung für unser Poulet zu machen. Und ich habe auch schon Anrufe von Kunden erhalten, die über Social Media auf mich gestossen sind und anderthalb Stunden für mein Poulet Auto fahren. Das wäre nicht das Ziel und das ist nicht nachhaltig. Es gibt genügend Berufskollegen, die sicher näher sind.

Dann bringt das finanziell also nichts. 

Doch, finanziell geht es jetzt los. Nach fast dreiviertel Jahr. Ich nehme da aber auch nicht alles an. Zwei, drei Angebote klingen toll.

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Was sind das denn für Anfragen? 

Das sind meistens Markenanfragen. Zum Beispiel einer Kleiderfirma. Manchmal wird aber auch nach einem bestimmten Video gefragt, das ich produzieren soll – so Creator-mässig. Ich will aber einfach 100-prozentig dahinterstehen können. Möchte ich wirklich das grosse Geld machen, müsste ich wahrscheinlich aus der Landwirtschaft raus.

Wie lang machen Sie das schon? 

So richtig mache ich das erst seit diesem Jahr. Wir haben den Kanal im Januar 2023 gegründet, um den Direktverkauf unseres Poulets anzukurbeln. Zuerst machte ich Bilder mit Wochenrückblicken mit extrem viel Text. Das liest aber gar niemand. Ich übrigens auch nicht.

Was haben Sie beim Hochladen des ersten Videos gefühlt?

Vor dem ersten Upload hatte ich Angst und ich habe mich geschämt, das Video hochzuladen. Meine Familie und meine Frau fanden es super. Ich hatte aber Angst vor meinen Freunden – nicht, dass mich die «Föppli-fritze» auslachen. Doch sie fanden es geil. Seither nehme ich bei der Arbeit immer wieder das Handy hervor.

Wie viel Zeit stecken Sie da rein? 

Am Anfang viel – bis zu drei Stunden pro Video. Mit den richtigen Werkzeugen und etwas Übung brauche ich heute noch so eineinhalb, zwei Stunden pro Video. Ich poste wöchentlich – immer am Sonntagmorgen.

Welchen Content machen Sie am liebsten? 

Mein Lieblingsvideo ist das Alpvideo im Schnee, als wir beim verfrühten Wintereinbruch die Kühe von der Alp holten. Aber grundsätzlich mache ich für die Videos nichts Bestimmtes, es ist auch nichts inszeniert und ich zeige meinen Alltag möglichst authentisch.

Ist das Ihr Ziel?  

Ja, mein Ziel ist es den Menschen zu zeigen, wie die Schweizer Landwirtschaft funktioniert. Wir Landwirte sind keine «Dubbel» oder Hinterwäldler, wie wir teilweise dargestellt werden. Ich sehe mich als Standard. Hinter den Schweizer Landwirtschaftsprodukten kann man stehen. Das Ziel sind unterhaltsame, informative, ehrliche und authentische Videos. Mir wurde auch schon geschrieben, dass ich jemanden aufgeheitert habe, der einen schlechten Tag hatte. Danuser motiviert – das wäre schön.

Ihr Publikum? 

Das ist schwierig zu sagen, aber ich glaube, gemischt und ausgeglichen zwischen Menschen mit landwirtschaftlichem Hintergrund und solchen, die keinen Schimmer haben.

Wieso glauben Sie, kommen Ihre Videos so gut an? 

Die Leute interessiert es, was wir Schweizer Bauern machen. Die Menschen haben ein Interesse daran, woher ihr Essen kommt. Und das finde ich wichtig.