Der Zoo Zürich setzt bei seinem Tierbestand in Zukunft nur noch auf gefährdete oder forschungsrelevante Arten. Das gilt auch für das Zoolino, in dem domestizierte Nutztierrassen leben. Hier liegt der Fokus auf seltenen Nutztierrassen. «Aktuell leben bei uns fünf Rassen, die auch auf der Liste von ProSpecieRara stehen», so Pressesprecher Dominik Ryser. ProSpecieRara wurde 1982 als schweizerische, nicht profitorientierte Stiftung gegründet, um gefährdete Kulturpflanzen und Nutztiere vor dem Aussterben zu schützen. Im Zoo Zürich sind folgende Rassen zu sehen:

Schwarzes Alpenschwein

Früher waren in den Alpen kräftige, berggängige Schweine verbreitet, darunter Bündner, Tessiner, Veltliner, Samolaco und Südtiroler Schweine. Mit der Industrialisierung verschwanden sie aus der Schweiz. 2013 entdeckte die Universität Parma die letzten Veltliner Schweine und startete mit PatriMont ein Rettungsprojekt. Daraus entstand das Schwarze Alpenschwein als Kompositrasse, in der die Genetik der alten Alpenschweine weiterlebt. Die Tiere zeigen vielfältige Färbungen von schwarz bis dunkelrot.

Als Weideschweine liefern sie durch viel Bewegung und extensive Fütterung hochwertiges, gut marmoriertes Fleisch. Sie verwerten auch Raufutter und sind dank Pigmentierung und Borsten gegen Sonnenbrand geschützt – ideal für die Weidehaltung im Berggebiet.

2018 wurden erste Tiere in die Schweiz importiert und verteilt, 2019 kamen die ersten Ferkel zur Welt. Seither führt ProSpecieRara das Schwarze Alpenschwein in seiner Rassenliste. Ziel ist die Wiederansiedlung im Alpenraum, wo seine Robustheit, Genügsamkeit und Bergtauglichkeit am besten erhalten bleiben.

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Bündner Oberländer Schaf

Seine Wurzeln reichen zu Tavetscher- und Nalpserschafen zurück, Nachkommen des steinzeitlichen Torfschafs. Das Tavetscherschaf starb 1960 aus, doch einzelne Tiere beeinflussten den Genpool des heutigen Bündner Oberländer Schafs. In den 1980er-Jahren startete ProSpecieRara mit Resttieren und regionalen Schlägen einen Neuanfang. Heute ist die Rasse zwar selten, aber in der ganzen Schweiz vertreten.

Die Tiere sind leichtfüssig, robust und anpassungsfähig. Sie zeigen starkes Mutterverhalten, sind wachsam, scheu, aber bei guter Betreuung zutraulich. Typisch sind unbewollte Köpfe, feine Gesichtszüge und vielfältige Farbschläge – von weiss über schwarz bis silbergrau oder gämsfarbig. Widder tragen meist Schneckengehörn, bei Auen ist die Hörnerausprägung variabel. Die Haltung ist unkompliziert, auf Raufutterbasis. Das Fleisch gilt als zart, mager und von feiner Wildnote. Auch die bunte, mischwollige Wolle ist bei Woll- und Filzfreunden geschätzt.

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Schweizer Dreifarben-Kleinscheckenkaninchen

Charakteristisch ist die bunte Zeichnung: Ein schwarz-orange gepunktetes Band entlang der Wirbelsäule, dazu lose Punkte, farbige Ohren sowie Augen- und Nasenpartie – der Rest ist weiss. Diese Färbung zu erzielen ist schwierig, da der Erbvorgang spalterbig ist: Nur etwa die Hälfte der Nachkommen zeigt die gewünschte Zeichnung.

Die Rasse wurde ab 1967 von Anton Häberli in Winterthur gezüchtet, durch Kreuzungen von Englischen Schecken und Japanerkaninchen. 1977 gründeten neun Züchter den Rasseklub, 1984 folgte die offizielle Anerkennung. Zunächst als «Schweizer Eulach-Schecke» bekannt, trägt die Rasse seit 2011 wieder den Namen Schweizer Dreifarben-Kleinschecke. Heute gibt es Züchterinnen in der ganzen Schweiz.

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Schweizerhuhn

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts als typisches Zweinutzungshuhn gezüchtet, war das Schweizerhuhn einst weit verbreitet. Mit der Industrialisierung verdrängten Hybridhühner die genügsame Landrasse fast vollständig; 1991 startete ProSpecieRara ein Rettungsprojekt. Heute wächst der Bestand wieder.

Weiss gefiedert und auf den ersten Blick modernen Legehennen ähnlich, unterscheidet es sich durch den dunkelroten Rosenkamm und den gedrungenen Körperbau. Schweizerhühner sind ruhig, zutraulich, flugfaul und sehr robust. Der kompakte Kamm schützt vor Frost und signalisiert Vitalität.

Als Zweinutzungshuhn liefert die Rasse ca. 120 Eier pro Jahr (mind. 55 g, oft crèmefarben mit leicht lila Schimmer). Hähne eignen sich zur Mast. Schweizerhühner gelten als langlebig, widerstandsfähig und wieder zunehmend beliebt bei Halterinnen, die auf eine vielseitige, ursprüngliche Rasse setzen.

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Appenzeller Barthuhn

Diese Ostschweizer Rasse entstand Mitte des 19. Jahrhunderts durch Kreuzungen von Italienerhühnern mit bart- und rosenkammtragenden Rassen – inspiriert vom bereits ausgestorbenen italienischen Polverara-Huhn. Nach dem Rückgang in der Nachkriegszeit startete ProSpecieRara 1985 ein Erhaltungsprogramm. Heute ist die Rasse dank engagierter Züchter*innen wieder stabilisiert.

Typisch ist der dichte Bart bei beiden Geschlechtern, kombiniert mit rotem Rosenkamm ohne Kehllappen. Die Beine sind blau bis dunkelgrau, die Farbschläge reichen von schwarz über rebhuhnhalsig bis blau. Hähne wirken farbenprächtig und tragen reiche Sichelfedern, Hennen sind schlichter, aber mit markanter Brustwölbung.

Barthühner sind wetterfest, robust und ganzjährig freilandtauglich. Hennen legen ab einem halben Jahr rund 120 Eier jährlich (ca. 55 g). Mit ihrem attraktiven Erscheinungsbild, ihrer Widerstandsfähigkeit und soliden Legeleistung sind sie sowohl schön als auch praktisch.

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