Pro und Contra
Tierische und pflanzliche Milch im Vergleich
Milch ist eines der am häufigsten konsumierten Lebensmittel weltweit. Nebst der Milch tierischen Ursprungs gibt es mittlerweile zahlreiche pflanzenbasierte Alternativen.
Milch ist die erste Nahrung jedes Säugetiers. Mit der Muttermilch erhält ein Säugling alle Nährstoffe, die er für die Entwicklung braucht, bevor feste Nahrung eine Rolle zu spielen beginnt. Der Mensch ist jedoch das einzige Tier, welches auch über den Säuglingsstatus hinweg Milch trinkt. Und das nicht von der eigenen Art, sondern von Nutztieren wie Kühen, Ziegen und Schafen. Um Milch zu produzieren, müssen die Weibchen Jungtiere bekommen. In manchen Betrieben wird dabei das sogenannte «Dauermelken» betrieben, bei dem die Zeit, in der eine Kuh oder Ziege Milch gibt, verlängert werden kann, sodass diese nicht jedes Jahr erneut trächtig werden muss. Bei Ziegen wird aktuell am FiBL Frankreich dazu geforscht, ob eine Milchbildung auch bei Ziegen angeregt werden kann, die kein Zicklein geboren haben. Trotzdem muss sich jeder Milchtrinker bewusst sein, dass die weisse Flüssigkeit dafür optimiert ist, ein Kälbchen, Zicklein oder Lamm zu ernähren. Das führt neben dem ethischen Aspekt auch immer wieder zu Diskussionen darüber, ob tierische Milch gesund sei oder ob pflanzliche Alternativen nicht vielleicht besser wären.
Tierische Milch ist eine gute Quelle für Kalzium, Phosphor, Kalium, Jod, Zink und Magnesium sowie für die Vitamine A, D, B2, B12 und Pantothensäure. Unter den gängigen Tiermilchen gilt die Schafsmilch mit7 Gramm pro 100 Gramm Trockenmasse als besonders fettreich. Ziegen- und Kuhmilch kommen lediglich auf 3,2 bzw. 4 Gramm. Entsprechend ist der Energiegehalt von Schafsmilch am höchsten. Für Menschen mit Laktoseintoleranz ist tierische Milch, egal, von welcher Art, keine gute Option, da alle etwa gleich viel Laktose enthalten. Es wird geschätzt, dass rund 70 Prozent der erwachsenen Weltbevölkerung laktoseintolerant sind und somit den in Tiermilch enthaltenen Milchzucker nicht verdauen können. Auch für Kuhmilchallergiker ist Ziegen- oder Schafsmilch nicht immer eine Alternative, da sämtliche Milchproteine potenziell Allergien auslösen können.
Fett, Proteine und Kalzium
Nicht nur Menschen mit Unverträglichkeiten oder Allergien greifen daher gerne zu pflanzlichen Milchalternativen, sondern auch solche, die sich grundsätzlich vegan ernähren. Im pflanzlichen Bereich stehen verschiedene Produkte zur Verfügung, die in Geschmack, Aussehen und Konsistenz der tierischen Milch nahekommen. Vorab sei erwähnt, dass der Name «Milch» nach schweizerischer Lebensmittelverordnung ausschliesslich dem tierischen Produkt vorbehalten ist. Trotzdem hat in der Alltagssprache der Ausdruck «Sojamilch», «Hafermilch» oder «Mandelmilch» Einzug gehalten.
Bezüglich des Nährstoffgehalts unterscheiden sich alle Arten pflanzlicher Milch von Natur aus von Kuh-, Ziegen- und Schafsmilch. Pflanzliche Milchalternativen sind frei von Laktose und enthalten zudem weniger gesättigte Fettsäuren und Transfette als tierische Milch. Auch grundsätzlich sind pflanzliche Alternativen fettarmer. Abstriche machen sie beim Proteingehalt, welcher nur bei Soja- und Erbsenmilch etwa dem von Kuhmilch gleichkommt. Alle anderen Arten von Pflanzenmilch sind proteinarm. Viele Hersteller mischen pflanzlicher Milch Kalzium und andere fehlende Nährstoffe wie Jod und Vitamin B bei, zum Teil auch Zucker, um der tierischen Milch nahezukommen. Gesüsste Hafermilch enthält damit genauso viele Kalorien wie Vollmilch. Ansonsten enthalten pflanzliche Alternativen ungefähr den gleichen Energiewert wie fettarme Kuhmilch. Der Kuhmilch am nächsten kommen bezüglich Nährstoffe laut Schweizerischer Gesellschaft für Ernährung mit Kalzium angereicherte Produkte auf Sojabasis. Ob Pflanzenmilch gesünder ist als Kuhmilch, lässt sich also aufgrund der verschiedenen Nährwerte nicht pauschal sagen. Genauere Informationen über die Nährstoffe bietet ein Blick auf die jeweiligen Angaben auf den Verpackungen.
Pflanzendrinks sind nachhaltiger
Ein grosser Vorteil pflanzlicher Alternativen gegenüber tierischer Milch ist ihre Nachhaltigkeit, was eine gross angelegte Studie in der renommierten Fachzeitschrift «Science» zeigt. Bei der Produktion von Soja- und Hafermilch wird lediglich ein Drittel der Treibhausgase von Kuhmilch produziert. Der Landverbrauch beträgt rund ein Fünftel, und der Wasserverbrauch ist mit 0,5 bis 1,4 Prozent im Vergleich zu tierischer Milch verschwindend gering.
Und wie steht es mit dem Geschmack? Sojamilch erinnert pur im Geschmack ein wenig an Heu, kann aber gut im Kaffee, Kakao oder zum Backen eingesetzt werden. Da aus Mandeln Marzipan hergestellt wird, verwundert es nicht, dass auch Mandelmilch einen leichten Marzipangeschmack hat. Hafermilch wird besonders den Müesli-Liebhabern schmecken, denn wie alle aus Getreide hergestellten Milchalternativen schmeckt sie leicht süsslich nach Cerealien. Zum Kochen empfehlen sich am ehesten Soja- oder Hafermilch. Zum Backen eignen sich alle pflanzlichen Milcharten. Und auch hier gilt wie so oft: Nur wer probiert, weiss, was ihm am besten schmeckt.
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