Grosse Augen, Stupsnase, lange Ohren: Die meisten werden dabei aktuell sicher an den Osterhasen denken. Dass auch Schafe solche Attribute haben können, beweist die Rasse Border Leicester. Bei ihrem Anblick reibt man sich erst mal verwundert die Augen, denn Hasenohren gehören zweifelsfrei nicht zu den gewöhnlichen Merkmalen eines Schafs. Diese entwickelten sich eher zufällig bei dem Versuch, möglichst grossrahmige, substanzvolle Schafe mit guter Wollqualität zu züchten. Somit soll die Rasse gleich einem doppelten Zweck dienen, nämlich sowohl als Woll- als auch als Fleischlieferant.

1776 wurde die Zucht der Border-Leicester-Schafe in der englischen Grafschaft Northumberland im Grenzgebiet (englisch: «borderland») zu Schottland ins Leben gerufen. Als Grundlage dienten männliche Dishley-Leicester-Schafe sowie weibliche Tiere anderer Rassen. Heute erreichen die Böcke ein Gewicht von bis zu 175 Kilogramm, womit die Tiere zu einer der grössten Schafrassen der Welt gehören. Trotz ihrer Grösse gelten sie jedoch als sehr sanftmütig und umgänglich. Auch das ist in Kombination mit dem speziellen Aussehen ein Grund, weswegen die Tiere meist von Liebhabern gehalten werden. Weltweit gibt es allerdings nur wenige Züchter der imposanten Wollträger, und in seinem Ursprungsland gilt das Border-Leicester-Schaf gar als gefährdete Rasse.

Tolle Mütter, robuste Lämmer

Einer der prominentesten Züchter der ersten Stunde war George Washington, der erste Präsident der USA. Er war passionierter Landwirt im Nebenerwerb, und auf seinem Landsitz weidete damals eine kleine Border-Leicester-Herde. Die Weibchen gelten als tolle Mütter, die gesunde, robuste Lämmer aufziehen. Aufgrund des schnellen Wachstums erreichen die Lämmer rasch ein stattliches Gewicht.

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Die Schur einjähriger Tiere ergibt bereits eine Wollausbeute von fast zwei Kilogramm pro Tier. Die Wolle der Border-Leicester-Schafe ist lang und hat den Merino-Standard. Die Welligkeit und der Glanz machen die Wolle somit beliebt für Kleidungsstücke, und sie ist besonders bei Leuten, die Wolle noch von Hand spinnen, begehrt. Geschoren werden können die Schafe zweimal im Jahr. Gerade im Sommer ist dies wichtig, damit die Tiere auf der Weide unter der dichten Wolle nicht schwitzen.

Heute werden Border-Leicester-Schafe primär mit anderen Rassen gekreuzt, um die verschiedene positive Merkmale der Tiere einzuzüchten. Besonders in Australien und den USA ist die Rasse so häufiger anzutreffen. Auch unter Hobbyzüchtern erfreuen sich die auffälligen Schafe einer gewissen Beliebtheit. Wahrscheinlich sorgten auch solche Liebhaber dafür, dass die Ohren als Rassenmerkmal stärker betont wurden, was die Tiere optisch zu einem so besonderen Hingucker macht.