Der Ursprung dieses vierbeinigen Schmuckstücks unseres Alpenraumes ist kirchlicher Natur. Aus der Kreuzung von Oberrinntaler Vieh und Braunvieh wurde in den Klöstern Ettal und Murnau die Rasse der Murnau-Werdenfelser herausgezüchtet. Rasch verbreiteten sich die Rinder im Gebiet von Garmisch-Partenkirchen und der engeren Nachbarschaft um Mittenwald, Oberammergau und Murnau. Es setzte ein richtig gehender Run auf die genügsamen und den damaligen Ansprüchen an die Milch- und Fleischleistung gut entsprechenden Tiere ein.

Die Ochsen verfügten über eine sehr grosse Zugkraft. So war die Nachfrage der Münchner Brauereien nach den Gangochsen gewaltig, sahen diese doch wirklich hinreissend gut aus, wenn sie festlich geschmückt die Bierwagen durch die Stadt zogen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnten 62 000 Rinder dieser Rasse gezählt werden. Doch dem Siegeszug der Murnau-Werdenfelser wurde schnell Einhalt geboten.

Denn die Stiererzeugung konnte mit der raschen Ausdehnung nicht mithalten. Diesbezüglich wirkte es sich negativ aus, dass die allerbesten Stierkälber oft als Zugochsen eingesetzt wurden und so der Zucht verloren gingen. Auch die Entwicklung zur modernen Landwirtschaft mit spezialisierten Hochleistungsrassen trug das ihre dazu bei, dass 1936 der Bestand um fast zwei Drittel geschrumpft war und nur noch 23 000 Tiere existierten.

Vom Sumpf bis hoch auf den Berg

Heute wird das Murnau-Werdenfelser-Rind von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Nutztierrassen (GEH) als extrem gefährdet eingestuft. Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten stellt den Züchtern Fördermittel zur Erhaltung dieses bayerischen Kulturgutes zur Verfügung. Insgesamt existieren nur noch höchstens 2000 Rinder.

Dabei trumpfen die Oberbayern auch heute noch mit diversen Pluspunkten auf. Mit ihrer gelb- bis rötlichbraunen Fellfarbe, dem hell umrandeten Rehmaul, dem kompakten Körperbau und den ausladenden Hörnern sind sie ausnehmend hübsch. Die Stiere sind allgemein etwas dunkler als die Kühe. Ihre Milch ist sehr gut für die Käseherstellung geeignet, da sie besonders viele unterschiedliche Eiweissstoffe enthält.

Dazu ist es die einzige deutsche Rinderrasse, die sowohl an feuchte Moor- und Sumpflandschaften als auch an steiles Gelände bestens angepasst ist. Die Murnau-Werdenfelser sind anspruchslos, robust und langlebig. Es ist überliefert, dass diese Rinder eine besonders starke Bindung zu ihren Menschen eingehen und einen aufgeweckten Charakter haben.

Im Fleischrinderherdebuch (FLHB) von Mutterkuh Schweiz sind nur drei Murnau-Werdenfelser-Kühe eingetragen. Zu Hause sind die drei Hübschen bei Lionel Rouiller im Walliser Dorf Vionnaz.