Es sind definitiv nicht alle Imker männlich und grau – seit einem Jahr hat die 29-jährige HAFL- Abgängerin eigene Bienen. Schon an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften besuchte sie das Bienen- und Wildbienenmodul. Auch innerhalb ihrer ersten Anstellung bei der Bio Test Agro AG kam Stephanie mit Bienen und der Imkerei in Kontakt – sie machte die Imkerausbildung, um Imkerinnen und Imker in der ganzen Schweiz zu kontrollieren. 

Bienen-Rassen 

Wie sie berichtet, gibt es wie bei Hunden, auch bei Bienen verschiedene Rassen. Zu den in der Schweiz häufigsten Honigbienen gehören die Carnica, die Buckfast und die dunkle Biene, welche zu den Arten von «Pro specie rara» gehört.  

Bienenliebe Stephanie Bürgy bietet neben dem Honig ihrer Bienenvölker auch Lippenpomaden an. Diesen stellt sie aus dem Bienenwachs ihrer Völker von Hand her. Über 60% der Inhaltsstoffe stammen aus der Schweiz. Zudem wird kein Parfum zugesetzt. Sie bietet aber auch Nachmittagskurse für Bienenbegeisterte an.

BLITZWINKEL

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Imker-Basics 

Materialschlacht 

Klassisch schweizerisch hausen Bienchen in einem Bienenhäuschen. Einfacher zu transportieren sind aber Bienenkasten, die mit einem Deckel geschlossen sind.  

Neben der Unterkunft braucht man Wachs und Rahmen, um den Bienen den Ort für die Waben vorzugeben. Zudem noch einige Werkzeuge, wie Stockmeissel und einen Smoker. Um nicht gestochen zu werden, trägt man am besten einen Imkeranzug und einen Kopfschleier. Bienenstiche sind beim Imkern doch fast unumgänglich. Für die Honigernte benötigt man noch viele weitere Gerätschaften.


Blumige Saison 

Die Bienensaison beginnt schon im Winter mit dem Putzen und Vorbereiten des Materials. Die Waben werden eingeschmolzen und neu genutzt. Obwohl die Bienen selbst Wachs produzieren, gibt man ihnen als Grundlage eine Wachsplatte, so dass sich das Volk daran orientiert und nicht irgendwie Waben baut. Im Januar und Februar muss man zudem kontrollieren, dass das Volk noch genügend Futterreserven hat. Gegen den Frühling beginnen die Bienen zuzulegen und zu wachsen. Dann muss die Brut ständig auf Krankheiten kontrolliert werden. Es gibt die beiden meldepflichtigen Seuchen Faul- und Sauerbrut und die weniger schlimme Kalkbrut.  

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Im Frühling startet dann die Schwarmsaison. Desto mehr Flugverkehr am Flugbrettchen des Bienenhäuschens oder des -kastens ist, desto eher will das Volk ausschwärmen. Ein Zeichen für das mögliche Ausschwärmen, ist auch das Heranziehen einer Königin. Wenn diese schlüpft, halbiert sich das Volk. Um das zu verhindern, lässt man dem Bienenvolk am besten von Beginn an genügend Platz. Sobald eine Königinnen Larve herangezogen wird, ist es oft schon zu spät. Es gibt jedoch noch die Möglichkeit, die Larve zu zerstören und das Volk zu schwächen.  

In der Sommersaison haben die Bienchen den Nektar vom Raps und den Apfelblüten meist schon geholt. Deshalb haben sie in dieser Zeit oftmals zu wenig Futter bis sie zum Waldhonig übergehen und müssen zugefüttert werden. Nach der Waldtracht kann der Waldhonig geerntet werden.  

Wenn es gegen den Herbst geht, steht die Varroabehandlung an. Varroamilben stammen aus Asien und die westlichen Honigbienen können nicht selbstständig gegen diese Milben vorgehen. Sie gilt als der grösste Feind der europäischen Honigbienen und ein befallenes Volk überlebt den Winter meist nicht. Deshalb gehen Imkerinnen und Imker mit organischen Säuren gegen die Milben vor. Eine Variante ist Oxalsäure, diese kann man jedoch nur verwenden, wenn keine Brut vorhanden ist. Ameisensäure geht in die Brut hinein, es schwächt jedoch das Volk ein wenig. Die Varroabehandlung zieht sich bis in den Dezember. Danach hört die Königin auf zu legen und dann sollte nochmals behandelt werden.  

Je nach Zustand des Volks kann man durchschnittlich mit 20 Kilogramm Honig pro Jahr rechnen. 


Erste Schritte ins Imkern 

Auf die Frage, wie man am einfachsten mit dem Imkern beginnt, meint Stephanie sofort: «Am besten an einen Altimker klammern und von seinem Wissen zerren». Imkerkurse sind zudem nicht obligatorisch aber auf jeden Fall empfehlenswert, meint sie. Der Bienenschweiz-Grundkurs dauert insgesamt zwei Jahre.  

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Bienenleben 

Bienenlarven durchlaufen Metamorphose bevor sie schlüpfen. Arbeiterbienchen durchlaufen verschiedene Phasen innerhalb ihres Arbeiterlebens. Zuerst reinigen sie ihre eigene Zelle und danach die ihres Nachbarn. Anschliessend steigen sie auf und dürfen beginnen die Larven zu füttern. Es gibt auch Bauarbeiterinnen, die mit ihren Drüsen Wachs produzieren. Zudem gibt es Bewacherinnen und Bestatter-Bienen. Erst im Alter beginnt eine Biene Pollen zu sammeln, da dieser Job sehr riskant ist. Die Königin legt pro Tag mehr als ihr Körpergewicht an Eiern, in der Hochsaison sind das zweitausend Eier am Tag. Sie wird nur einmal in ihrem Leben auf dem Hochzeitsflug begattet. Bei diesem Akt nimmt sie bis zu zehn Millionen Spermien von zehn bis fünfzehn verschiedenen Erobern auf, die direkt nach dem Hochzeitsflug sterben. Die Spermien reichen aus, um genügend befruchtete Eier zu produzieren. Sie legt die Eier, ob befruchtet oder nicht, einzeln in eine Wabenzelle. Je nach Grösse der Zelle legt sie ein befruchtetes Ei, aus diesen entstehen weibliche Arbeiterbienen, oder ein unbefruchtetes Ei, aus diesen entstehen männliche Bienen (Drohnen), in die Wabenzelle.