Lautstarke Rasenmäher
Zwischen Geblöke und Grünflächenzauber mit Ouessantschafen
Ouessantschafe sind die robusten Winzlinge unter den Schafen und eignen sich neben der Hobbyhaltung auch zur Landschaftspflege. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts fast ausgestorben, setzen sich immer mehr Liebhaber der Rasse für deren Erhalt und die Förderung ein.
Klein sind sie. So klein, dass sie kaum über die Knie eines Erwachsenen hinausragen. Trotz des Miniaturformats haben die kleinen Schafe es in sich. Ihr Mitteilungsbedürfnis ist gross und ihr lautstarkes Geblöke kann im Verhältnis zu ihrer Körpergrösse ohrenbetäubend sein. Wer sich für die Haltung der äusserst neugierigen Ouessantschafe, die auch als Bretonische Zwergschafe bekannt sind, entscheidet, wird bei entsprechender Pflege viel Freude an seinen Tieren haben. Die kleinsten Schafe Europas erreichen eine Höhe von maximal 50 Zentimetern, wobei die Böcke meist ein bisschen grösser werden als die weiblichen Tiere. Mit einem Gewicht zwischen zehn und zwanzig Kilogramm sind die Wiederkäuer wahre Leichtgewichte.
Rückkehr und Pflege der Ouessantschafe
So klein wie die Schafe ist auch das Eiland, von der die Rasse ursprünglich stammt. Mit knapp 16 Quadratkilometern und etwa 830 Einwohnern liegt die französische Insel Ouessant, die sich durch ein raues Klima auszeichnet, vor der bretonischen Atlantikküste. Dort wurden die Tiere damals vorwiegend zur Wollproduktion gezüchtet, denn im Vergleich zu ihrer Grösse, produzieren sie eine grosse Menge des dichten Fells. Als Fleischschafe auf der Insel an Bedeutung gewannen, standen die Ouessantschafe durch die Kreuzung mit anderen Schafrassen kurz vor dem Aussterben. 1977 war der Bestand auf nur 500 reinrassige Tiere geschrumpft. Zu verdanken ist das ausgebliebene Verschwinden der Schafe Privatleuten, insbesondere wohlhabenden Menschen auf dem Festland, die die Tiere zur Dekoration auf ihren Anwesen hielten. Mit gegenwärtig etwa 15 000 Tieren konnte sich der Bestand glücklicherweise wieder erholen. Heutzutage ist die Rasse vor allem von kulturhistorischer Bedeutung und wird beinahe nur noch als Hobbytier gehalten oder zur Biotop- und Landschaftspflege genutzt.
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Die robusten Schafe können ein stattliches Alter von über 20 Jahren erreichen. Über 70 Prozent der Tiere kommen in der Farbe Schwarz daher, der Rest besteht aus weissen, braunen, grauen und schimmelfarbenen Individuen. Männliche Tiere haben im Verhältnis zu ihrem Körper beeindruckende gewundene Hörner von einer Länge von bis zu 40 Zentimetern. Die Weibchen dagegen sind in der Regel hornlos, wobei gelegentlich Hornstummel vorkommen können. Manche der Tiere weisen «Glöckchen» auf, Anhängsel am Hals, wie man sie von Ziegen kennt. Hier ist Vorsicht geboten beim Scheren, das bei Wollschafen mindestens einmal im Jahr stattfinden sollte.
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Die genügsamen Tiere sind nicht sehr anspruchsvoll in der Haltung, sofern ein paar grundlegende Dinge beachtet werden. Schafe fühlen sich nur in einer Herde wohl und sollten nie allein gehalten werden, weshalb der Bestand mindestens drei Tiere, besser mehr, umfassen sollte. Auch wenn Ouessantschafe klein sind und nicht so viel Nahrung wie grössere Rassen brauchen, sind sie bewegungsfreudig und mögen ausreichend Platz. Etwa 500 Quadratmeter Weideland pro Tier ist empfehlenswert, damit die Schafe zufrieden sind. Wer mehr als zehn Schafe hält, braucht einen Sachkundenachweis für die Haltung von Schafen und Ziegen, doch auch Halter, die weniger Tiere haben, können von dem erlernten Wissen in so einem Kurs profitieren.
Robust und genügsam
Auch wenn die Tiere dank ihrer Robustheit ganzjährig draussen gehalten werden können, ist ein trockener und zugfreier Stall oder ein auf drei Seiten geschlossener Unterstand Pflicht. Wasser und frisches Heu, um den Bedarf an Raufutter zu decken, sollten für die Ouessantschafe frei zugänglich sein, auch wenn sich die Tiere bei entsprechender Weidegrösse von Frühling bis Herbst grösstenteils selbst versorgen können. Ein Salz- und Mineralleckstein sorgt für alle wichtigen Vitamine und Mineralstoffe. Wer sich nicht für die Zucht interessiert, kann problemlos gleichgeschlechtliche Herden halten, wobei sich Männchen besonders gut eignen, da sie in der Regel tendenziell etwas weniger mitteilungsbedürftig sind als die Weibchen, schneller zahm werden und sich, nachdem die Rangordnung geklärt ist, untereinander gut vertragen. Unkastrierte Böcke können dem Menschen gegenüber jedoch Aggressionen zeigen.
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Dank dem Verein Ouessantschafe Schweiz gibt es hier im Land immer mehr reinrassige Tiere, denn Ziel der Interessensgemeinschaft sind der Erhalt und die Förderung der Schafrasse. Dennoch sind die Schafe in der Schweiz im Vergleich zum Ausland eher selten anzutreffen und nicht allzu bekannt. Die kleinen, munteren Tiere können beispielsweise im Zoo Zürich, im Tierpark des Pflegeheim Jeuss, im Therapietiergarten des Rehab Basel oder im Muzoo in La Chaux-de-Fonds betrachtet werden.
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