Wenn der Hund krank ist, leiden Herrchen und Frauchen mit. Sie hegen und pflegen ihren Liebling, weichen ihm kaum mehr von der Seite. Dann darf der Hund auch mal aufs Sofa oder sogar mit ins sonst verbotene Bett, damit man ihn besser trösten kann. Während man kranken Familienmitgliedern ganz selbstverständlich mit der nötigen Distanz begegnet und mit Hygienemassnahmen einer Ausbreitung der Krankheit vorzubeugen versucht, scheint Haustierhaltern die Gefahr beim Hund kaum bewusst zu sein. Dabei ist der Mensch vor tierischen Viren und Bakterien genau so wenig gefeit wie vor jenen seiner Mitmenschen. 

Zwar sind die meisten Zoonosen – so werden infektiöse Krankheiten genannt, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können und umgekehrt – gutartig und verursachen keine schwerwiegenden Beschwerden. Einige aber könnten verschiedene Probleme verursachen und sogar lebensbedrohlich für den Menschen sein, erklärt Robin Maksay. Der Tiermediziner hat seine Masterarbeit an der Universität Bern dem Thema gewidmet, kennt die häufigsten Zoonosen in der Schweiz sowie Massnahmen, um sich dagegen zu schützen. 

Kaum Risiko bei Erkältung und Grippe

Eine unter Menschen sehr ansteckende Infektionskrankheit ist die Grippe. Kann auch eine Hundegrippe dem Menschen zum Verhängnis werden? Maksay relativiert: «Auch Hunde können an der Grippe erkranken, jedoch sind hier jeweils andere Influenzaviren beteiligt als beim Menschen.» Eine durch die Hundegrippe ausgelöste Grippe beim Menschen sei bis jetzt noch nie beschrieben worden. Da die Influenzaviren ein grosses Mutationspotenzial ausweisen, wodurch sie sich an neue Wirte anpassen können, könne eine zukünftige Ansteckung des Menschen durch ein Influenzavirus des Hundes aber «nicht ausgeschlossen werden», sagt Maksay. Ausserdem löse die Leptospirose, eine bakterielle Erkrakung des Hundes, beim Menschen grippeähnliche Symptome aus, während die Krankheit beim Hund vor allem die Niere und die Leber betrifft. 

Und wenn keine eigentliche Influenza vorliegt, sondern der Hund einfach «nur» erkältet ist? Als Erkältung werde umgangssprachlich eine Gruppe von verschiedenen Symptomen wie Fieber, Husten, Schwäche und so weiter bezeichnet, erklärt Maksay. Die können beim Hund durch eine Vielzahl verschiedener Faktoren verursacht werden. «Es ist daher nicht möglich, diese Symptome definitiv mit einer Krankheit mit zoonotischem Potenzial zu verbinden.» Die meisten Viren und Bakterien seien jedoch spezifisch für die Tierart und gehen nicht auf den Menschen über, vor allem Viren des Atemwege, die bei Erkältungen häufig im Spiel sind. 

Anders verhält es sich bei Parasiten und Bakterien des Magen-Darmtraktes, wie Maksay weiter ausführt. Hier gibt es durchaus solche, die vom Hund auf den Menschen übertragen werden können. Wenn der Vierbeiner etwa an Durchfall und Erbrechen leidet, ist für die Halter Vorsicht geboten. Mögliche, aber seltene Erreger einer Magen-Darm-Infektion des Hundes sind die Bakterien Campylobakter oder Salmonella, die zur Hauptursache von bakteriellen Magen-Darm-Entzündungen beim Menschen gehören. «Der Hund ist durch seinen engen Kontakt mit dem Menschen eine verhältnismässig wichtige Ansteckungsquelle», sagt Maksay. Der Mensch streichelt den Hund und kann die Bakterien daraufhin zufällig einnehmen – und so später selber an Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen leiden.

Sind die Beschwerden des Hundes jedoch auf einen Befall mit Giardien (Schmarotzer, die im Dünndarm des Hundes wichtige Nährstoffe stehlen und Durchfall verursachen können) zurückzuführen, der auch ohne Symptome bei einer Rotine-Kotprobe zutage treten kann, ist die Gefahr für den Menschen nicht so gross wie gemeinhin angenommen wird. Es gebe sieben verschiedene Giardia-Typen, erklärt Maksay, und der Mensch sei auf jene Typen, die den Hund befallen, momentan nicht empfindlich. «Das Risiko einer Übertragung auf den Menschen ist also als sehr gering einzustufen.» 

Hygiene – auch beim gesunden Hund

Als eine der häufigsten Zoonosen beim Menschen nennt Maksay die Räude, eine durch Milben verursachte Hautinfektion. Wie beim Hund verursacht sie Juckreiz und Hautentzündungen. Allerdings können die dafür verantwortlichen Milben sich nur auf ihren Endwirten fortpflanzen, und das sind Hunde und Katzen. «Auf dem Menschen sterben die Parasiten nach einigen Tagen ab, womit die Symptome von alleine abklingen», erklärt Maksay.

Auch Flöhe können vom Hund auf den Menschen übertragen werden, verursachen Juckreiz und können durch ihre Bisse Bakterien oder Würmer in die menschliche Blutbahn bringen. Und die Dermatophytose, eine durch Pilze verursachte Infektionskrankheit, die zu Juckreiz, rissiger Haut, Läsionen und Haarverlust führt, habe in schätzungsweise 10 bis 30 Prozent der Fälle beim Menschen eine tierische Ursache. 

Für Maksay ist es selbstverständlich, die Tierhalter auf die Ansteckungsgefahr hinzuweisen, wenn er im Rahmen seiner medizinischen Tätigkeit in der Kleintierklinik der Universität Bern bei einem Tier eine Krankheit mit zoonotischem Potenzial diagnostiziert. Damit der Halter einer Übertragung der Krankheit vorbeugen kann, fokussiere man bei der Prävention prinzipiell auf den Infektionsweg. «Für die durch den Kot ausgeschiedenen Infektionserreger ist eine gute Hygiene zentral», sagt der Tiermediziner. «Sich die Hände regelmässig waschen, den Kot nur mittels Handschuhen oder Plastiksäcken aufsammeln sind Massnahmen, die das Infektionsrisiko vermindern.» Wichtig sei ausserdem auch eine Tierbetthygiene: Da sich die Bakterien in der unmittelbaren Umgebung des Hundes befinden, könne das Waschen seiner Sachen wie Kissen, Decken und so weiter die Infektionswahrscheinlichkeit verkleinern. 

Diese Vorsichtsmassnahmen lohnen sich auch dann, wenn der Hund äusserlich gesund ist. Schliesslich kann er Träger von Campylobacter und Salmonella sein, ohne Symptome aufzuweisen. Dasselbe gilt für den Fuchsbandwurm. Auch hier zeigt der Hund als Träger keine Symptome, kann den Wurm aber auf den Menschen übertragen und bei ihm eine potenziell lebensbedrohliche Krankheit hervorrufen. So rät Maksay im Umgang mit Hunden – egal ob krank oder gesund – grundsätzlich zu gewissen Hygienemassnahmen. «Prävention ist essenziell», sagt er. So sollte man den Kindern die
Bedeutung des Händewaschens näherbringen, Sandkasten abdecken und den Hund regelmässig entwurmen.