Die Maus, die keine ist
Spitzmäuse im Garten: Die besten Verbündeten gegen Insektenplagen
Spitzmäuse gehören zu den einzigen giftigen Säugetieren und sind wahre Fressmaschinen. Als Insektenvertilger sind sie so gern gesehene Gäste im Garten.
Sie hat ein graues Fell, einen langen Schwanz und kleine Äuglein und ist mit ihren rund 6 Gramm doch keine Maus. Die Spitzmaus wird häufig mit den kleinen Nagern verwechselt, gehört aber zu den Insektenfressern. Damit ist die Spitzmaus näher mit dem Igel verwandt als zum Beispiel mit der Hausmaus.
Der Name «Insektenfresser» sagt auch schon einiges darüber aus, wie sich Spitzmäuse von Mäusen unterscheiden. Während sich die meisten Mäuse primär pflanzlich ernähren und ihren Speiseplan lediglich gelegentlich mit tierischen Proteinen ergänzen, so ist die Spitzmaus alles andere als ein Vegetarier. Ihre Nahrung besteht vor allem aus Spinnen, Schnecken und Insektenlarven, weswegen das kleine Tierchen bei jedem Gartenbesitzer und Spinnenphobiker ein gern gesehener Gast sein sollte.
Hitler gegen SpitzerDass die Spitzmaus immer noch «Maus» im Namen hat, hat die deutsche Sprache Adolf Hitler zu verdanken. Die Deutsche Gesellschaft für Säugetierkunde wollte den Namen der Säugetierfamilie 1942 in das biologisch sinnvollere «Spitzer» umbenennen, wurde von Hitler aber unter Androhung eines längeren Aufenthalts «in Baubataillonen an der russischen Front» daran gehindert. Dasselbe galt für die Umbenennung der Fledermaus in «Fleder». Hitler bezeichnete die Bestrebungen als «blödsinnig» und «nicht kriegswichtig». Allerdings gibt es auch Tiere, die als Spitzmaus bezeichnet werden, aber keine sind. Die drei Arten der in Afrika vorkommenden Otterspitzmäuse sind mit den Tenreks verwandt, und die ebenfalls in Afrika heimischen Elefantenspitzmäuse gehören zu den Rüsselspringern.
Auch wenn die Spitzmaus oft für eine einzige Art gehalten wird, so gibt es allein in der Schweiz zehn verschiedene Arten des Insektenfressers. Weltweit werden gar fast 500 Arten unterschieden.
Die grösste ist die in Asien heimische Moschusspitzmaus (Suncus murinus) mit einem Gewicht von bis zu 100 Gramm, die kleinste die Etruskerspitzmaus (Suncus etruscus), die mit nicht mal 2,5 Gramm gleichzeitig zu den kleinsten Säugetieren der Welt gehört und in Europa im Mittelmeerraum zu finden ist.
Eine kleine, aber wehrhafte Jägerin
Auch wenn Spitzmäuse sehr klein sind, so muss man sich doch vor ihnen in Acht nehmen, denn einige Arten gehören zusammen mit den Plumploris und den Schlitzrüsslern zu den wenigen giftigen bekannten Säugetieren.
Die bei uns heimische Wasserspitzmaus (Neomys fodiens) und die Waldspitzmaus (Sorex araneus) besitzen unter der Zunge liegende Giftdrüsen, deren Sekret hämolytisch wirkt, also die roten Blutzellen auflöst. Dieses setzen sie primär bei der Jagd nach Beute, aber auch zur Verteidigung ein.
So kann das Gift für Tiere bis zur Grösse einer Maus tödlich sein, und auch für den Menschen ist ein Biss durchaus schmerzhaft, wenn auch nicht weiter gefährlich. Trotzdem sollte man die Tiere, wenn nötig, höchstens mit bissfesten Handschuhen anfassen. Katzen jagen Spitzmäuse zwar, fressen sie aber aufgrund des starken Moschusgeruchs nicht. Auch für Stubentiger ist ein Biss zwar schmerzhaft und hoffentlich lehrreich, aber nicht weiter gefährlich.
Ein rastloses Leben
Spitzmäuse sind sehr kurzlebige Tiere und haben eine hohe Stoffwechselrate. Ihr Herz schlägt zwischen 800- und 1000-mal pro Minute, im Vergleich zu den 60 bis 80 Schlägen eines menschlichen Herzens.
Das führt dazu, dass die emsigen Insektenfresser praktisch dauernd auf Nahrungssuche sind, da sie ansonsten innerhalb weniger Stunden verhungern würden. So kann eine einzige Spitzmaus täglich das Doppelte ihres Körpergewichts an Raupen, Schnecken und Spinnen vertilgen.
Bei der Nahrungssuche helfen ihr der gute Geruchs- und Hörsinn sowie die bewegliche Nase. Wasserspitzmäuse suchen sogar unter Wasser nach Nahrung und begeben sich dafür regelmässig auf Tauchgang.
Spitzmäuse in den Garten locken
Als Insektenvertilger fühlen sich Spitzmäuse in naturnahen Gärten wohl und tun hier ihr erwünschtes Werk. Um sie in den Garten zu locken, braucht es kaum Aufwand.
Die kleinen Säuger brauchen lediglich Strukturen wie Steinhaufen, Reisig, Laub und Sträucher, in denen sie sich verstecken können. Von diesen profitieren auch andere erwünschte Besucher wie Igel und Eidechsen.
Die kalte Jahreszeit verbringen insbesondere die schwer auseinanderzuhaltenden Gartenspitzmäuse (Crocidura suaveolens) und Hausspitzmäuse (Crocidura russula) gern in der Nähe des Menschen rund ums Haus, wo es wärmer ist. Auch Komposthaufen werden gern als winterlicher Lebensraum genutzt, da sich dort selbst bei Eis und Schnee noch Beute finden lässt.
Viele Spitzmäuse überleben die kalte Jahreszeit jedoch nicht. Sie werden so oder so maximal zwei Jahre alt.
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