Seit vielen Jahrhunderten hat der Holunder eine mythologisch wichtige Bedeutung. Ein Holunderbusch durfte vor keinem Haus fehlen. Dem Glauben nach wohnte die Schutzgöttin Holda in ihm. Sie sollte über das Wohl von Pflanzen und Tieren wachen sowie Blitz und Donner von Häusern und Scheunen fernhalten. Deshalb wachsen Holunderbüsche bis heute sehr häufig im Umfeld von Siedlungen und Höfen.

Es gibt um die 25 Arten, der Schwarze Holunder ist die bekannteste davon. Er hat eine sehr lange Tradition als Heilpflanze. Im antiken Griechenland verwendete man die reifen Holunderbeeren als harntreibendes und abführendes Arzneimittel. Später galt der Holunder durch seine vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und als wichtiger Vitamin-C-Lieferant als «Apotheke der armen Leute». In Form von Tee oder Saft ist der Holunder ausserdem seit jeher ein wichtiges Hausmittel bei Husten, Erkältung oder Blasenproblemen. Ein Holundertee wirkt schweiss- und wassertreibend.

Doch auch zur Stärkung des Immunsystems eignet sich ein Holunderblüten-Tee. Darüber hinaus verleihen Holunderblüten vielen Speisen und Getränken ihr süssliches Aroma. Nur wenige Wochen im Jahr stehen die schönen, süssen Blüten des Holunders zur Verfügung. Man sammelt sie immer in ganzen Dolden. Diese werden dann auf eine saubere Unterlage in einen zum Trocknen geeigneten Behälter, beispielsweise in eine Kartonschachtel, gelegt. Sobald die Blüten getrocknet sind, rebelt man sie von den Doldenstängeln ab und bewahrt sie trocken und lichtgeschützt auf. Die Früchte der Holunderbeeren reifen von August bis September. Diese müssen schnell nach der Ernte verarbeitet werden, weil sie zum Schimmeln neigen. Meistens werden die Beeren zu Saft oder Marmelade verarbeitet. Mit einem Dörrgerät kann man sie jedoch auch trocknen.

Herstellung von Holunderblütensirup
1. Die Holunderblütendolden ernten, wenn die Blüten sehr stark duften und geöffnet sind.
2. Dann je 10 bis 15 Blütendolden mit einem Liter Wasseransetzen und 24 Stunden ziehen lassen.
3. Durch ein feines Sieb seihen und pro Liter Wasser ein Kilogramm Zucker und den Saft von zwei frischen Zitronen zugeben.
4. Alles zusammen aufkochen lassen. Durch das Aufkochen löst sich der Zucker leichter und der Sirup wird länger haltbar.
5. Noch heiss in gut gespülte Flaschen füllen.

Doch Achtung: Wer im Wald Holunder sammelt, sollte darauf achten, den heilenden Schwarzen Holunder nicht mit dem Roten Holunder zu verwechseln. Unter anderem durch die Farbe der Beeren lassen sich die Sträucher aber gut unterscheiden. Zudem sind rote Holunderbeeren deutlich bitterer. In unreifen Holunderfrüchten kommt die Substanz Sambunigrin vor, aus der Blausäure freigesetzt werden kann. Sie kann Übelkeit und Erbrechen hervorrufen. Deshalb nur reife Früchte verwenden. Ein paar Beeren erzeugen jedoch keine Symptome, da das Gift nur sehr schwach ist.

Last but not least zeigt Holunder den Jahreszeitenwechsel an: Wenn der Holunder blüht, dann ist der Sommer gekommen. Wenn sich seine blauschwarzen Früchte zeigen, hat der Sommer seinen Zenit leider bald überschritten.

 

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