Schatten statt Sonnenbrand
Von Frankreich lernen: Agroforst als Zukunft der Landwirtschaft?
Hitzewellen, Dürren und Starkregen setzen der Landwirtschaft immer mehr zu. Besonders intensivgenutzte Ackerflächen leiden unter Bodenerosion, Wasserknappheit und Ertragsverlusten. Einemögliche Lösung ist das Agroforst-System.
Die Agroforstwirtschaft kombiniert Ackerbauflächen oder Weiden mit Gehölzen, die strategisch angepflanzt werden, um das Mikroklima positiv zu beeinflussen. Die Bäume spenden Schatten, reduzieren die Verdunstung und bieten Schutz vor Bodenerosion. Untersuchungen der Forschungsanstalt Agroscope zeigen, dass durch gut durchdachte Agroforst-Modelle die Bodenfeuchte auf landwirtschaftlichen Flächen um bis zu 30 Prozent höher bleibt als auf konventionellen Äckern. Das ist ein entscheidender Vorteil in Dürreperioden, in denen herkömmliche Felder austrocknen und die Erträge teils massiv einbrechen.
Ein weiterer Vorteil von Agroforst-Systemen ist die Minderung von Hitzestress bei Pflanzen und Tieren. Besonders Mais und Getreide reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen, wodurch ihre Entwicklung gestört wird. Bäume bieten nicht nur Schatten, sondern verbessern auch die Bodenstruktur, indem ihr Wurzelwerk Wasser speichert und Nährstoffe aus tieferen Schichten nach oben transportiert. Auch für Weidetiere ist die Begrünung ein Gewinn: Kühe, Schafe und Schweine leiden im Sommer oft unter direkter Sonneneinstrahlung und können auf baumlosen Weideflächen keinen Schutz finden. In Frankreich und der Schweiz gibt es bereits Vorzeigeprojekte, bei denen Agroforst-Weiden die Gesundheit und Produktivität der Tiere verbessern.
Agroforst rechnet sich doppelt!
Ein häufiges Vorurteil gegenüber Agroforst-Systemen ist die Sorge um Ertragsminderung durch Schattenwurf. Tatsächlich hängt der Ertragseffekt jedoch stark von der richtigen Bepflanzung ab. Studien zeigen, dass gut geplante Agroforst-Flächen mit ausreichend weitem Abstand zwischen den Baumreihen kaum Ertragseinbussen haben – ganz im Gegenteil, in Dürrejahren schneiden sie oft besser ab als konventionelle Flächen. Zudem bringen die Bäume selbst einen wirtschaftlichen Nutzen: Holz, Früchte oder Nüsse können geerntet und verkauft werden, wodurch Landwirte eine zusätzliche Einkommensquelle erhalten.
Die Einführung von Agroforstsystemen erfordert jedoch ein Umdenken in der Landwirtschaft. Während in Ländern wie Frankreich oder Spanien bereits Förderprogramme für Agroforstflächen existieren, steckt das Konzept in der Schweiz noch in den Anfängen. Dennoch erkennen immer mehr Landwirte die Vorteile und beginnen, Bäume in ihre Bewirtschaftung zu integrieren. Angesichts des Klimawandels könnte diese nachhaltige Bewirtschaftungsform in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen – nicht nur als Schutz für Felder, sondern auch als Beitrag zur CO2-Speicherung und Biodiversität.
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