Naturphänomen
Buchen produzieren massenhaft Samen
Im gesamten Mittelland registrieren Experten zurzeit ein besonderes Phänomen: eine Buchenmast. Die Bäume produzieren so viele Bucheckern wie selten.
Die Äste der Buchen biegen sich unter der Last der Samen. Besorgte Waldbesucher wollten bereits wissen, was mit den Buchen los sei, diese seien ganz braun verfärbt, wie die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) am Dienstag mitteilte. Doch die Fachleute können Entwarnung geben: Es handelt sich weder um vertrocknetes Laub noch um Frostschäden, sondern um ungewöhnlich viele Bucheckern, auch «Buechenüssli» genannt.
Die meisten Waldbäume produzieren in unterschiedlichen Zeitabständen besonders viele Samen. Förster und Jäger nennen diese Jahre Mastjahre, in Anlehnung an die früher übliche Schweinemast unter Eichen. Was zurzeit zu beobachten ist, sei eine der stärksten Buchenmasten der vergangenen 30 Jahre, sagt Toni Burkart von der WSL.
Mastjahre treten laut Burkart artspezifisch, wenn auch nicht mit strenger Regelmässigkeit auf. Es sei ein genetischer Biorhythmus der Pflanze, der jedoch vom Wetter beeinflusst werde. Eine Buchenmast im Schweizer Mittelland kommt alle drei bis sechs Jahre vor. Rätselhaft sei, dass Bäume einer Art oft über grosse Distanzen hinweg gleichzeitig grosse Mengen Früchte produzieren. So gab es beispielsweise im 20. Jahrhundert mindestens zehnmal eine Buchenmast von der Nordschweiz bis nach Norddeutschland.
«Nach der Mast folgt die Rast»
Die Experten gehen davon aus, dass zwei Faktoren Mastereignisse bestimmen: das Energiebudget des Baumes und Umwelteinflüsse. So fliegen in Jahren mit wenig Blüten zu wenig Pollen, um viele Früchte hervorzubringen. Die Bäume sparen Energie, die in der nächsten Saison in die Produktion von Blüten und Samen gesteckt werden kann. Danach sind die Bäume ausgelaugt und machen Pause. «Nach der Mast folgt die Rast», schreibt die WSL.
Energie und Blütenmenge werden vor allem von Wetter und Klima bestimmt. Das klimatische Muster für die Buchenmast in Mitteleuropa ist ein kühler Frühsommer in einem Jahr und ein warmer Frühsommer im darauffolgenden Jahr. Im dritten Jahr gibt es dann gute Chancen für eine Mast.
Mehr Wildschweine und mehr Bergfinken
Mastjahre wirken sich auch auf andere Organismen aus. So lockt eine Fülle von Bucheckern in schneearmen Wintern in Mitteleuropa Schwärme aus Millionen von Bergfinken an, wie es in der Mitteilung heisst. Die Finken sind dann wiederum Nahrung für Vogeljäger wie Falken. Im Jahr nach einer Eichenmast werden im Kanton Zürich doppelt so viele Wildschweine geschossen, wie in anderen Jahren, hat ein Team um Thomas Wohlgemuth vom WSL festgestellt.
Noch kaum dokumentiert ist der Zusammenhang von Mastjahren mit dem Klimawandel. Eine Zunahme der Mastereignisse in den letzten Jahren erkennt Burkart laut Mitteilung nur bei der Weisstanne. Andere Forscher sagen jedoch voraus, dass Mastjahre bei der Buche häufiger werden.
Die WSL schaltet ab Oktober ein neues Melde- und Informationsnetzwerk «mastweb.ch» im Internet auf. Dort können Beobachtungen über den Fruchtbehang bei Waldbäumen gemeldet werden. Die Forscher können damit Übersichtskarten zur Mastsituation für Förster und Forstwissenschaftler verfügbar machen.
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