Das Bild kennen wahrscheinlich viele: Bei einem Spaziergang sieht man auf einem Bach oder Fluss plötzlich Schaum dahintreiben. Wer so etwas sieht, ist schnell einmal beunruhigt und vermutet Gewässerverschmutzung. Schaum – das muss doch menschgemacht sein, denkt man.

Das ist aber in den meisten Fällen nicht so. Es gibt nämlich auch in der Natur Stoffe, die Schaum bilden: sogenannte Tenside. Anwendung finden sie beispielsweise in Seifen mit natürlichen Inhaltsstoffen. Die meisten Seifen enthalten heute allerdings synthetisch hergestellte Tenside.  

Tenside sind durch ihre chemische Struktur in der Lage, die Oberflächenspannung zwischen zwei Flüssigkeiten, einer Flüssigkeit und einem Feststoff oder einer Flüssigkeit und einem Gas zu verringern. Dadurch wird der eine Stoff vom andern abgetrennt. Im Falle einer Flüssigkeit und einem Gas – in unserem Fall Wasser und Luft – bilden sich dabei Bläschen, in denen das Gas eingeschlossen ist. Es entsteht Schaum.

Rheinfallschaum beschäftigte jahrzehntelang
Solche Tenside kommen zum Beispiel im Flutenden Hahnenfuss vor. Das stellte das Amt für Lebensmittelkontrolle und Umweltschutz des Kantons Schaffhausen schon 2001 fest. Damals untersuchte das Amt zusammen mit der Universität Jena die jährlich wiederkehrende Schaumbildung am Rheinfall, die, wie es im Schlussbericht hiess, nicht nur die Bevölkerung verunsichere, sondern auch «dem Tourismus am Rheinfall sicherlich nicht zuträglich ist.»

Seit dem Anfang der 1970er-Jahre bildet sich am Rheinfall während der Sommermonate ein mehr oder weniger dichter Schaumteppich, dessen Ausläufer noch mehrere Kilometer flussabwärts zu sehen sind. Über Jahrzehnte stellte der Schaum sowohl die Behörden als auch die Bevölkerung vor ein Rätsel. Wegen der guten Wasserqualität des Rheins konnte aber menschliches Einwirken schon früh ausgeschlossen werden.

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Gleichzeitig mit dem ersten Auftreten des Schaums vermehrte sich jedoch der Flutende Hahnenfuss explosionsartig. Grund dafür waren Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft. Ebenfalls korrelieren saisonale Schwankungen des Rheinfallschaums mit dem mehr oder weniger starken Auftreten des Flutenden Hahnenfusses. Die Tenside werden aus verrottenden Pflanzenteilen ins Wasser abgegeben, gefährlich für andere Organismen sind sie nicht.

Bei Fischgeruch kein Grund zur Sorge
Weitere Verursacher von Gewässerschaum sind etwa Laub, Algen oder tote Insekten. Bei deren Abbauprozess können ebenfalls Tenside freigesetzt werden. In der Stadt Zürich, so heisst es auf einem Info-Flyer, könne deshalb besonders im Herbst oft Schaum beobachtet werden. Das Amt für Wasser und Abfall des Kantons Bern informiert zudem, dass auch im Frühling, wenn wegen der Schneeschmelze viel Material aus den Bergen angeschwemmt werde oder nach längerer Trockenzeit, es oft zur Schaumbildung komme. Natürlicher Schaum sei weisslich bis gelblich und trage oft Rückstände von organischem Material mit. Ist dieses Material pflanzlich, rieche der Schaum nach Erde, wenn Algen beteiligt seien nach Fisch.

«Erinnert der Geruch eher an Waschmittel und Parfüm ist dies ein klarer Hinweis auf einen künstlichen Schaum», schreibt das Amt auf seinem Faktenblatt. Auch sei künstlicher Schaum nicht langlebig und die Blasen schillern bei Lichteinfall regenbogenfarbig. «Im Gewässerverlauf hat die von Menschen verursachte Schaumbildung meist einen deutlichen Anfang. Oberhalb ist nichts mehr zu finden und die Schaummenge nimmt flussabwärts ab und bleibt nicht über mehrere Kilometer in etwa gleich.»