Laut dem neuen Sachstandbericht des Weltklimarats ist es noch möglich, den Klimawandel zu bremsen. Das Tempo und der Umfang bisheriger Massnahmen seien jedoch unzureichend, um die Erwärmung auf unter 2 Grad zu begrenzen.

Temperaturen

Die Temperaturen auf der Erde liegen im Zeitraum 2011 bis 2020 um rund 1,1 Grad Celsius höher als im vorindustriellen Zeitraum (1850-1900). Auf den Landflächen sind es sogar rund 1,6 Grad, über den Ozeanen 0,9. Sollte der Ausstoss klimaschädlicher Treibhausgase nicht umgehend und tiefgreifend vermindert werden, könnten dem Weltklimarat zufolge die eigentlich für das Ende des Jahrhunderts anvisierten 1,5 Grad bereits in den 2030er Jahren überschritten werden.

Modelle liessen sogar erwarten, dass am Ende des 21. Jahrhunderts die Erwärmung bei 2,8 Grad liegen könnte, sollten die Staaten ihre versprochenen Anstrengungen gegen den Klimawandel nach 2030 nicht intensivieren.

Ozeane

Der globale Meeresspiegel lag 2018 im Mittel um 20 Zentimeter höher als 1901. In den vergangenen Jahren hat sich der Anstieg sogar beschleunigt: Bis 1971 waren es im Schnitt pro Jahr 1,3 Millimeter, von 2006 bis 2018 hingegen jährlich schon 3,7 Millimeter.

Der Weltklimarat hält es für nicht ganz unwahrscheinlich, dass der Meeresspiegel je nach Entwicklung der CO2-Emissionen bis zum Jahr 2100 um bis zu einen halben oder im Extremfall sogar um einen Meter steigen könnte im Vergleich zum Zeitraum 1995 bis 2014.

Emissionen

Die Menschen bringen weiterhin immer mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre. 2019 lag die Menge etwa 12 Prozent höher als 2010 und 54 Prozent über dem Wert von 1990. Von der Gesamtmenge an Emissionen zwischen 1850 und 2019 wurden 42 Prozent von 1990 bis 2019 ausgestossen. Sollte der jährliche CO2-Ausstoss bis 2030 im Schnitt auf demselben Niveau wie 2019 bleiben, dann wäre das Budget, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, fast aufgebraucht.

Haushalte

Vor allem Haushalte in wirtschaftsstarken Staaten tragen zu den weltweiten verbrauchsbedingten Treibhausgasemissionen bei. Das Zehntel der Haushalte mit dem höchsten Pro-Kopf-Ausstoss ist für bis zu 45 Prozent Emissionen verantwortlich, die Hälfte mit dem niedrigsten Ausstoss hingegen nur für höchstens 15 Prozent.

Die wirtschaftlich am wenigsten entwickelten Länder und kleine Inselstaaten haben wesentlich niedrigere Pro-Kopf-Emissionen als der weltweite Durchschnitt - sind vom Klimawandel aber am stärksten betroffen.

Betroffene

Weltweit leben bis zu 3,6 Milliarden Menschen in Gegenden, die durch den Klimawandel stark gefährdet sind - besonders in Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika, auf kleinen Inseln und in der Arktis.

An Überschwemmungen, Dürren, Ernährungskrisen und Wasserknappheit leiden insbesondere Menschen in den am wenigsten wirtschaftlich entwickelten Ländern, indigene Völker, kleine Lebensmittelproduzenten und Haushalte mit niedrigen Einkommen.

Auswirkungen

Die Zunahme extremer Hitzeereignisse führt zu höherer Sterblichkeit und zu mehr Erkrankungen. Von 2010 bis 2020 war die Sterblichkeit durch Überschwemmungen, Dürren und Stürme in stark gefährdeten Regionen 15-mal höher als in Gegenden mit sehr geringer Gefährdung. Neben Krankheiten, die aus Nahrungs- und Wassermangel entstehen, gibt es psychische Probleme und Traumata wegen steigender Temperaturen, Extremereignissen oder des Verlustes von Lebensgrundlagen und Kultur.

Das führt auch dazu, dass Menschen ihre Heimat verlassen müssen. Der Weltklimarat geht davon aus, dass Risiken, Verluste und Schäden mit jedem Erwärmungsschritt steigen, immer komplexer werden und schwieriger zu bewältigen sind.

Massnahmen

Vorhaben zur Eindämmung des Klimawandels werden zunehmend günstiger. Von 2010 bis 2019 sind dem Weltklimarat zufolge die Kosten pro Einheit bei der Solarenergie um 85 Prozent, bei der Windenergie um 55 Prozent und bei Lithium-Ionen-Batterien um 85 Prozent gesunken.

In diesem Zeitraum habe der Einsatz von Solarenergie um das Zehnfache und die Zahl der E-Fahrzeuge um mehr als das 100-Fache zugenommen. Ziel müsse sein, schnellstmöglich CO2-neutral zu werden. In diesem Jahrzehnt müssten Entscheidungen und Massnahmen getroffen werden, die Auswirkungen auf Tausende von Jahren hätten, so der Weltklimarat.