Miniature Horses sind wie Pommes Chips, fängt man einmal damit an, will man immer mehr», sagt Gabriele Voser. Den Anfang nahm ihre Mini-Begeisterung, als die Vosers ein Pony für die damals 4-jährige Tochter anschaffen wollten. Ein Shetlandpony war in den Augen der Eltern vom Wesen her nicht geeignet. Also suchten sie nach einer Alternative und stiessen schliesslich auf eine trächtige Mini-Stute. Als diese 2005 ihr Fohlen zur Welt brachte, war es das erste in der Schweiz geborene American Miniature Horse. Schon bald darauf erwarb Gabriele Voser einen Mini-Hengst und war mit ihm international an Zuchtshows erfolgreich. Immer mehr Mini Horses, aus Amerika angekauft, bereicherten das Familienleben, sodass Vosers 2008 in Killwangen (AG) einen eigenen Stall für die aufstrebende Buechbuehls-Miniature-Horses-Zucht bauten. In der Anlage, die sich direkt am Waldrand befindet, ist alles im Minimassstab vorhanden: von der Wassertränke über die Boxen-pannels bis hin zum Laufband. Eine Wallachgruppe, einige Stuten und Senioren, eine Zuchtstutengruppe und der sogenannte Kindergarten tummeln sich in den verschiedenen Laufställen. Die drei Zuchthengste mit den klingenden Namen BMS Another Hershey’s Harry Potter, Katusas Country Cooper und LM Idols Sabre Hawk leben in Einzelboxen mit direkt anschliessenden Ausläufen.

Dass sich die Mini Horses wirklich gut für Kinder eignen, zeigt sich am Kindergeburtstag, der diesen Nachmittag im Stall Buechbuehl gefeiert wird. Als die fünf Pferdemädchen den Auslauf der Jungmannschaft betreten, steuern die kleinen Pferde neugierig, aber niemals aufdringlich auf die Kinder zu. Bald schon hat jedes der Mädchen seinen Favoriten gefunden, den es ausgiebig knuddelt. Für die Kutschenausfahrt und den Geschicklichkeitsparcours auf dem Reitplatz werden dann aber die ausgewachsenen Mini-Pferde eingespannt. Voller Elan und zugleich mit einer Engelsgeduld sind diese mit den Kindern unterwegs. «Genau diesen respektvollen Umgang mit den Menschen und die gute Arbeitseinstellung finde ich an den Mini Horses so toll», schwärmt Züchterin Gabriele Voser. Es sind dann auch oft Familien, die sich für den Kauf eines American Miniature Horse interessieren.

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Nicht nur Kinderponys

Nicht selten suchten sich aber auch ehemalige Reiterinnen, die zwar nicht mehr reiten wollen, den Kontakt zu Pferden aber nicht missen möchten, Mini Horses als Gefährten aus, so Voser. «Die kleinen Pferde haben einen Charakter, der Sicherheit vermittelt, denn sie reagieren nicht panisch und bergen weniger Gefahrenpotenzial als ein Grosspferd mit seiner enormen Kraft», sagt die Pferdeliebhaberin.

Über 150 der Pferde im Kleinformat hat die etablierte Buechbuehl-Zucht bereits verkauft – an Interessenten im In- und im Ausland. Bis nach Nizza oder Monaco reisen die kleinen Vierbeiner in ihr neues Zuhause, wobei sie immer von der Züchterin höchstpersönlich begleitet werden. Dazu müssen die zukünftigen Besitzer eher tief in die Tasche greifen – für 6000 Franken kann ein junges Minipferd erworben werden. Je nach Alter, Abstammung, Ausbildungsstand und Exterieur liegt der Preis entsprechend höher. Darin inbegriffen sind die Papiere. Damit ein American Miniature Horse im offiziellen Zuchtbuch der American Miniature Horse Association (AMHA) in Alvarado, Texas, eingetragen wird, muss Gabriele Voser jeweils Fohlenhaare in die USA schicken und genetisch untersuchen lassen. Durchschnittlich zehn Pferde pro Jahr verkauft die schweizweit erste Mini-Zucht.

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Multitalente

Kein Wunder, ist die Nachfrage hoch, überzeugen die kleinen Pferde doch einerseits durch ihr sehr filigranes Äusseres, andererseits aber auch durch ihre vielfältige Einsetzbarkeit. Mit einer Widerristhöhe von durchschnittlich 85 Zentimetern, wobei die Miniature Horses in die Sektionen Under Division (unter 87 Zentimeter hoch) sowie Over Division (87 bis 97 Zentimeter hoch) unterteilt werden, haben sie die Grösse eines kleinen Ponys. Vom Exterieur her erscheinen die Minis aber wie Vollblutaraber – ihre Beine sind zierlich, die Körperform soll quadratisch und schlank sein und der Kopf mit den grossen Augen ist fein geschnitten und mit einem konkaven Nasenprofil. «Wichtig ist, dass die Proportionen stimmig und wie bei einem Grosspferd sind», so Voser. Fellfarben kommen in einer grossen Bandbreite vor, vom Schecken über Palomino bis Schimmel ist im Buechbuehl-Stall alles dabei.

Genau so divers wie die Farbgebungen sind auch die Talente der Minis. Die Mini Horses treten bei Pony-Trabrennen und bei Fahrturnieren an. Auch für die Disziplinen Gymkhana, Horsetrail und die Freiheitsdressur zeigen die Kleinen grosse Begabung. «Handicapierte Kinder und Erwachsene haben bei uns die Gelegenheit, Pferden auf Augenhöhe zu begegnen, und meine Tochter, die Psychologie studiert, bietet mit den Minis Resilienztraining an.» Mit diesen Worten von Gabriele Voser wird klar, dass die Mini Horses Multitalente sind und nicht nur von ihrem Äusseren her mit Grosspferden mithalten mögen.

Rasseporträt American Miniature Horse
Zuchtziel: Ein Grosspferd in Miniatur, am häufigsten im Typ eines Arabers.

Herkunft: Ihr Ursprung liegt in Europa, wo sie im 17. Jahrhundert an Königshöfen als Spielgefährten für Kinder gezüchtet wurden. Die Rasse drohte auszusterben, nur ein paar Exemplare schafften den Weg nach Amerika, wo die Zucht im 19. Jahrhundert eine Fortsetzung fand. 1978 wurde die AMHA, die American Miniature Horse Association, gegründet.

Verwendung: Showpferd, Fahrpferd, Reitpferd für kleine Kinder, Therapiepferd.

Grösse: Under Division – unter 87 Zentimeter hoch, Over Division – 87 bis 97 Zentimeter hoch.

Farbe: Alle Fell- und Augenfarben sind erlaubt.

Wesen: Menschenbezogen, lern- und arbeitsfreudig, ausgeglichen, neugierig.