Auf den ersten Blick könnte man meinen, es sei ein Amselmännchen. Doch dann fällt der weisse Flügelfleck im glänzend schwarzen Gefieder auf sowie die gelben Hauptlappen am Kopf. Wenn der Beo dann noch seine Stimme vernehmen lässt, so ist schnell klar, dass es sich hierbei um einen einzigartigen Exoten handelt.

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Beos kommen ursprünglich aus Südostasien und gehören zur Familie der Stare. Sie gelten als extrem sprachbegabt und wurden dadurch zu populären Haustieren. Ähnlich wie manche Papageien sind sie sogar in der Lage, menschliche Stimmen zu imitieren. Die Fähigkeit, verschiedene Töne lautstark nachzuahmen, hilft Beos in der Natur Feinde abzuwehren und sich unter Artgenossen zu verständigen. Beos sind sehr gesellige Vögel, die ausserhalb der Paarungszeit gerne in Gruppen leben. So dürfen Beos nicht einzeln gehalten werden, was früher leider oft der Fall war.

Keine Anfängertiere

Grundsätzlich gehört ein Beo nicht in die Hände von Anfängern. Die Tiere können in Gefangenschaft bis zu 20 Jahre alt werden. Wer mit dem Gedanken spielt, sich so einen Vogel anzuschaffen, muss sich also darüber im Klaren sein, eine langjährige Verantwortung zu übernehmen. Eine Käfighaltung, wie sie früher üblich war, ist nicht artgerecht. Beos brauchen eine Voliere von mindestens zwei Quadratmetern Grundfläche, am besten mehr. Zudem brauchen die Tiere die Möglichkeit, unter Beaufsichtigung frei im Zimmer fliegen zu können. Aber Achtung: Die Vögel sind keinesfalls stubenrein. Beos spritzen ihren Kot zudem nach hinten weg, und das auch durchaus durch die Gitter der Voliere. Eine tägliche Reinigung der Voliere und ihrer Umgebung ist daher unumgänglich. Nicht zuletzt mag sich aufgrund ihrer Lautstärke der eine oder andere Nachbar über den Lärm beschweren. Beos sind also kaum als Wohnungstiere geeignet, sondern eher etwas für Vogelliebhaber mit eigenem Grundstück und genügend Abstand zu den Nachbarn.

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Sich einen Beo anzuschaffen, ist nicht zuletzt auch mit organisatorischen Hürden verbunden. Aufgrund seiner grossen Beliebtheit als Haustier wird er im Appendix II des Washingtoner Artenschutzübereinkommens Cites geführt. Somit darf die Art nur unter bestimmten Bedingungen in den Handel gebracht werden. Grund dafür ist, dass der Beo in seiner Heimat rigoros gejagt wird und schwere Bestandeseinbusse verzeichnen musste. Entsprechend braucht jeder Beo ein Herkunftszertifikat, das bescheinigt, dass das Tier nicht in freier Wildbahn gefangen wurde. Bis in die 1990er-Jahre waren die meisten Beos im Handel solche Wildfänge, die von Hand aufgezogen wurden. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Heute einen Züchter für Beos zu finden, ist allerdings schwierig, und die Vögel sind in einer normalen Zoohandlung nicht erhältlich.

Launischer Feinschmecker

Im Gegensatz zu vielem anderen ist die Ernährung von Beos weniger kompliziert. Die Vögel fressen weiches Futter wie Früchte und Insekten. Hierzu eignet sich verschiedenes frisches Obst sowie lebende Futtertiere, die für die Terraristik angeboten werden, wie Mehlwürmer, Heuschrecken und Heimchen. Zusätzlich brauchen Beos eine Wasserquelle, da sie zusätzlich zum wasserreichen Obst auch Wasser durch Trinken aufnehmen. Bei der Fütterung sollte allerdings darauf geachtet werden, dass nicht zu viel eisenhaltiges Obst verwenden wird. Dies kann bei Beos gesundheitliche Probleme, die sogenannte Eisenspeicherkrankheit, verursachen.

Nicht zuletzt kann man von einem Beo nicht erwarten, dass er handzahm wird. Im Gegensatz zu Papageien beginnen Beos nicht zu sprechen, um mit dem Menschen Kontakt aufzunehmen. Auch in der freien Wildbahn gibt der Vogel allerhand Geräusche anderer Tiere von sich. Um die Gunst von Beos zu gewinnen, braucht es viel Geduld. Zudem kann eine einmal erreichte Anhänglichkeit auch schnell in Eifersucht gegenüber anderen Haushaltsmitgliedern umschlagen. So schlagen die je nach Unterart bis zu 35 Zentimeter grossen, wehrhaften Vögel mit dem kräftigen Schnabel auch schon mal die Hauskatze in die Flucht.

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Lungenkrankheit Aspergillose

Beos bewohnen in der Natur Wälder mit einer hohen Luftfeuchtigkeit. Bei Wohnungshaltungen wird das oft zu einem Problem, denn in der trockenen Heizungsluft können Beos wie Papageien die Lungenkrankheit Aspergillose entwickeln. Dabei wächst in den Luftsäcken und Lungen der Vögel ein Schimmelpilz, der zu Atemnot und im schlimmsten Fall zum Tod führt.

Eine reichlich bepflanze Voliere hilft dabei, die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen. Dabei zerstören Beos die Bepflanzung nicht, wie es Papageien tun würden. Eine auf dem Boden platzierte Badeschale sorgt für zusätzliche Feuchtigkeit und wird von den Vögeln zum Planschen genutzt. Allerdings muss aufgrund der grossen Kotmenge das Wasser jeden Tag ausgetauscht werden.