Leben am Limit
Murmeltier, Bartgeier und Alpensalamander: Tierischen Alpenbewohnern auf der Spur
Tiere der Alpen durchleben kurze Sommer und lange Winter. Um in der scheinbar lebensfeindlichen Landschaft oberhalb der Baumgrenze zu überdauern, greifen sie in die Trickkiste. Ein Blick in das Leben von tierischen Bewohnern der Alpen.
In über 2000 Metern Höhe herrschen sehr strenge Lebensbedingungen. Das Hochgebirge ist ein Ort der Extreme, ein Leben weitab der Baumgrenze bringt Herausforderungen mit sich. Viele Tiere haben sich im Laufe der Jahrtausende an das raue Klima angepasst. Dichtes Winterfell und Gefieder schützen den Körper und die Extremitäten vor Auskühlung, Bewegungen werden im Winter auf ein Minimum reduziert. Winterschläfer wie das Murmeltier verbringen die kalten Monate schlafend in unterirdischen Bauen.
Jetzt im Sommer geht es in den Alpen allerdings geschäftig zu und her. Aufmerksame Beobachter können junge Murmeltiere beim Raufen entdecken, Gamskitze beim Herumtollen bestaunen und zusehen, wie alpine Schmetterlinge wie die Schwärzlinge von Nektarpflanze zu Nektarpflanze flattern. Die kurzen Sommermonate werden intensiv genutzt, es werden Jungtiere grossgezogen und Fettreserven angefressen, bevor der Wintereinbruch kommt – und mit ihm wieder ein Leben auf Sparflamme.
Die Schweizer Alpenlandschaft wirkt wild, doch auch sie ist von menschlichen Einflüssen nicht verschont. Wie eine Studie der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL und dem Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung CNRS 2021 zeigt, hat der Klimawandel die Berge fest im Griff. Aus der Übersichtsstudie ergibt sich, dass sich das Klima in den Schweizer Alpen seit 1970 um etwa 1,8 Grad Celsius erwärmt hat. Viele Arten versuchen, durch das Aufsteigen in höhere Lagen der Wärme zu entkommen. Yann Vitasse, Spezialist für Waldökologie an der WSL, hat für die Studie als Teil eines internationalen Teams von Biologen die Daten von mehr als 2000 Arten ausgewertet. «Dass viele Arten in höhere Lagen aufsteigen, ist zwar grundsätzlich eine gute Nachricht, denn sie versuchen immerhin, sich anzupassen», erklärt der wissenschaftliche Mitarbeiter. «Aber den meisten Arten gelingt es nicht, die erforderlichen 60 bis 70 Höhenmeter pro Jahrzehnt zurückzulegen, die sie überwinden müssten, um unter den ihnen angestammten klimatischen Bedingungen weiterleben zu können.»
Eine weitere Problematik, wie Vitasse berichtet, zeigt sich im immer zeitigeren Frühlingsanfang, eine Folge der höheren Temperaturen. So blühen gewisse Alpenpflanzen um durchschnittlich zwei bis acht Tage pro Jahrzehnt früher. Viele Tierarten können allerdings nicht mit den Veränderungen mithalten, sie sind schlichtweg zu langsam. «Diese Entwicklung könnte dazu führen, dass sich die verschiedenen Arten in ihren Aktivitäten zeitlich nicht mehr aufeinander abstimmen können, was für den langfristigen Fortbestand der Arten als Teil eines Ökosystems bedrohlich ist.»
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