Wilde Nachbarn
Der Marder als Schädling und Nützling
Der Marder ist allgemein als Schädling bekannt, der gerne mal an Autokabeln knabbert, seine Duftmarken an unerwünschte Stellen setzt und frisst, was ihm vor die Schnauze kommt. Verschiedene Massnahmen können dabei helfen, eine friedliche Nachbarschaft zu ermöglichen.
Ein buschiger, brauner Schwanz verschwindet in der Dämmerung unter einem parkenden Auto. War es eine Katze? Oder vielleicht doch ein Marder? Seit Steinmarder nicht mehr wegen ihres Fells gejagt werden, haben sich ihre Bestände in der Schweiz deutlich erholt und sie sind zu einem häufigen Gast in unseren Städten geworden. Der flinke Jäger findet hier trotz Verkehr optimale Bedingungen für ein gutes Leben. Schuppen und Dachböden bieten tagsüber kuschlige Schlafplätze und Schutz vor Wetter und Fressfeinden, und in der näheren Umgebung offerieren Wohnsiedlungen ein schier unerschöpfliches Buffet an Leckereien.
Sein niedliches Aussehen erfreut manch einen, der den scheuen Gesellen zu Gesicht bekommt. Doch als potenzieller Schädling ist der Marder nicht überall willkommen. Treffen Menschen und Wildtiere aufeinander, so sind Probleme oft vorprogrammiert. Es ist zum Beispiel allgemein bekannt, dass Steinmarder gerne mal an Autokabeln herumknabbern, sehr zum Leidwesen der Fahrzeugbesitzer. Auch der noch warme Motor eines parkenden Autos mag für die Tiere in kühlen Nächten attraktiv erscheinen. Jedoch sind es oft die Duftspuren, die andere Marder als Markierungen hinterlassen haben, die Artgenossen magisch anziehen und zum Untersuchen des markierten Objekts einladen. Gerade bei Männchen scheinen Gerüche von Geschlechtsgenossen dabei regelrecht Aggressionen auszulösen.
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Das Auto in der Garage zu parkieren, ist sicher die eleganteste und einfachste Lösung, um einem Marderschaden vorzubeugen. Gegen Bissschäden hilft es alternativ auch, die Zündkabel und Kühlwasserschläuche mit Hartplastikhüllen zu schützen. Stellt man fest, dass Marder das eigene Auto öfters aufsuchen, sollte man es einer Motorwäsche unterziehen, um Duftspuren zu entfernen, die weitere Tiere anlocken können. Geräte, die über einen Bewegungsmelder einen hohen Ton erzeugen, sind als «Marderschreck» im Handel erhältlich. Das Piepsen kann jedoch zum Teil auch von Menschen, insbesondere von Kindern gehört werden und gerade in einem Wohnquartier stören. Für Hunde- und Katzenohren ist das hohe Geräusch ebenfalls ein Graus, was insbesondere Haustierbesitzer beachten sollten.
Chaotische Untermieter
Nicht ausschliesslich im Motorraum, auch in unseren Häusern fühlen sich Steinmarder pudelwohl. Sie lieben Schuppen und Dachböden und ziehen darin gerne ihre Jungen gross. Dabei finden die Eigentümer nicht nur öfters ihre Hinterlassenschaften, sondern nachts möglicherweise auch keinen Schlaf, wenn die Kleinen wild herumtollen und dabei nicht gerade leise sind. Am effizientesten wird der Einzug des Marders verhindert, indem man ihm den Zugang zum Haus verunmöglicht. Defekte Dachziegel, Löcher in Balken und Ritzen im Gemäuer sind häufige Eingänge, durch die sich die schlanken Tiere Zutritt verschaffen.
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Findet der Marder eine solche Lücke und richtet sich häuslich ein, so kann man versuchen, ihn zu vergrämen, indem man ihm auf die Nerven geht. Stark riechende Mittel wie mit Salmiak oder Kampfer getränkte und strategisch verteilte Stofflappen stören die empfindliche Mardernase. Auch Birkenteeröl und Knoblauch sowie Lärm durch Radios mit Zeitschaltuhren, an Bewegungsmelder gekoppeltes Licht und der bereits erwähnte «Marderschreck» können Wirkung zeigen. Aber Achtung: Während der Jungenaufzucht zwischen März und Juli dürfen keine Vergrämungsversuche unternommen werden, damit die Mütter ihre Jungtiere nicht hilflos zurücklassen. Auch die Anwendung von Totschlagfallen und Giften ist verboten.
Das Buffet einschränken
Der Steinmarder ist ein Allesfresser, der jedoch vor allem kleine Tiere erbeutet. Dabei ist er wenig wählerisch und räubert auch schon mal im Hühnergehege oder im garteneigenen Vogelhäuschen. Um draussen gehaltene Haustiere wie Kaninchen, Meerschweinchen und Geflügel davor zu schützen, dem Marder zum Opfer zu fallen, hilft es, deren Gehege mardersicher zu machen. Die Lücken in Maschendrahtzäunen dürfen dabei nicht grösser als vier Zentimeter sein, da Marder sonst mühelos durchschlüpfen können. Haustiere sollten zudem über genügend Versteckmöglichkeiten wie einen festen Stall verfügen, in denen der Marder nicht durch die Zaunmaschen zubeissen kann. Werden die Zäune zudem einige Handbreit in den Boden eingegraben, schaffen es die Marder auch nicht, sich einen Tunnel in das Gehege zu buddeln.
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Auch Nistkästen für einheimische Wildvögel sind beim Marder beliebt, findet er darin nicht nur die Eier und Jungvögel, sondern auch deren in der Falle sitzende Eltern. Es empfiehlt sich also, es dem Marder möglichst schwer zu machen, die Brut eines vielleicht seltenen Gartengastes zu vernichten. Eine Massnahme ist die Verlängerung des Einfluglochs, durch das der Räuber nicht mehr so leicht in den Nistkasten eindringen kann. Dies hilft nicht nur gegen den Marder, sondern auch gegen nach den Küken angelnde Katzenpfoten, Eichhörnchen und Krähen. Nistkästen sollten grundsätzlich in einer Höhe von drei bis sechs Metern über dem Boden angebracht werden. Hängt der Kasten an einem Baum, so schützen sogenannte Katzenabwehrgürtel davor, dass auch Marder das Nest überhaupt erreichen. Alternativ und günstig ist ein Drahtgeflecht, welches als eine Art Rock am Baum angebracht wird und sowohl Mardern als auch Katzen das Hochklettern unmöglich macht.
Der Marder als Nützling
Die opportunistische Lebensweise des Marders kann auch nützlich sein. Insbesondere in Ecken, wo Ratten und Mäuse bei Menschen für Ärger sorgen, kann er Abhilfe verschaffen. Der schlanke und wendige Jäger kann sich durch Löcher mit einem Durchmesser von weniger als fünf Zentimetern quetschen und dadurch auch kleine Ritzen und Verstecke erreichen. Durch die Dezimierung lokaler Ratten- und Mäusepopulationen verhindert der Marder die Ausbreitung von Krankheiten, wovon schlussendlich auch die übrigbleibenden, gesunden Beutetiere profitieren.
Auch im eigenen Garten kann man sich über die Anwesenheit eines Marders durchaus freuen. Er hält Wühlmäuse und Ratten in Schach, ohne selbst Schaden an Beeten und Rasen anzurichten. Steinmarder graben nämlich nicht, ausser, sie versuchen in Hühnerställe einzudringen. Auch buddelt er weder Samen noch Wurzeln aus noch zerstört er Zierpflanzen. Im Herbst ernährt sich der Allesfresser jedoch gerne von Früchten. Dabei klettert er nicht auf die Obstbäume und knabbert die wertvollen Äpfel und Pflaumen an, sondern begnügt sich mit heruntergefallenen Exemplaren. So werden weniger Wespen angezogen und das mühsame Aufsammeln von verfaulenden Früchten ist seltener nötig.
Schlussendlich müssen wir als Menschen auchakzeptieren, dass sich das eine oder andere Wildtier in unserer Gesellschaft wohlfühlt. Dadurch, dass dernatürliche Lebensraum immer weiter verschwindet und Städte mit ihrem Angebot an Nahrung und Versteckmöglichkeiten durchaus ihren Reiz haben, kommt es zu immer mehr Berührungspunkten. Mithilfe geeigneter Massnahmen kann das Zusammenleben angenehmer gestalten werden, sodass der Anblick der sonst so selten gesehener Wildtiere erfreuen, ohne gleich an die negativen Folgen denken zu müssen. Und wenn man das nächste Mal einen Marder über die Strasse huschen sieht, dann wünscht man ihm vielleicht sogar viel Erfolg bei der Jagd nach Ratten.
«Marder kann man vergrämen, indem man ihnen auf die Nerven geht.»
Artenportraits
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Steinmarder (Martes foina)
Als wenig scheuer Kulturfolger lebt der Steinmarder im Offenland und in Siedlungen. Nebst dem haselnussbraunen Fell besitzt er einen auffallenden weissen Kehlfleck. Die Nase ist rosafarben und die Ohren sind rund. Ausgewachsene Tiere können ein Gewicht von bis zu zwei Kilogramm und eine Länge von 58 (Weibchen) bis 84 (Männchen) Zentimetern erreichen. Weibchen bringen im Frühling drei bis vier Jungtiere zur Welt. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei drei Jahren, das Höchstalter bei zehn Jahren in freier Wildbahn.
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Baummarder (Martes martes)
Der Baummarder wird auch Edelmarder genannt, weil sein Fell im Vergleich zum Steinmarder seidiger ist und daher früher begehrter war. Als Kulturflüchter bekommt man den scheuen Baummarder eher selten zu Gesicht. Er bevorzugt Laub- und Mischwälder als Lebensraum und taucht höchstens auch mal in grossen Parkanlagen auf. Der Baummarder erscheint dunkler als der Steinmarder, mit einem gelben Kehlfleck. Auch die Nase ist dunkel und die Ohren sind spitzer als die seines Verwandten. Grösse, Gewicht und Anzahl Jungtiere sind bei beiden Marderarten ähnlich. Auch Baummarder können bis zu zehn Jahre alt werden.
Einkaufskorb
Eichhörnchen/Marder Schutz
Katzenabwehrgürtel
Marderschreck
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