Die äusserst flinken Lausfliegen (Hippoboscidae) leben als sich von Blut ernährende Parasiten auf Vögeln und Säugetieren. Anatomisch ist das Insekt hervorragend an ein Leben zwischen Fell und Federn angepasst. Ein abgeflachter Körper mit einem robusten Exoskelett, dem keine Fliegenklatsche etwas anhaben kann, sowie kräftige Beine mit starken Klauen sorgen für einen stabilen Halt auf dem auserwählten Wirt. Was wie ein Tier aus dem exotischen Dschungel klingt, ist auch bei uns zu Hause. Rund 25 der etwa 200 weltweit vorkommenden Arten der Lausfliegen sind in Mitteleuropa heimisch.

Manche Arten sind bei der Suche nach einem neuen Blutspender auf Flügel angewiesen, andere Arten verbreiten sich durch den Körperkontakt zwischen ihren Wirten und sind daher oft flügellos. Die flugfähigen Arten werfen, nachdem sie sich auf einem Opfer niedergelassen haben, ihr Flügelpaar an Sollbruchstellen ab, denn sie wären nun hinderlich.

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Gewisse Lausfliegenarten sind wirtsspezifisch, befallen also in der Regel nur eine Tierart oder -gruppe, andere dagegen sind nicht sehr wählerisch. So sind die Mauerseglerlausfliegen ausschliesslich auf Seglern und Schwalben zu finden, die Hirschlausfliege dagegen, obwohl ihr Name etwas anderes suggeriert, auf verschiedenen Säugetierarten wie Hirsch, Reh, Wildschwein, Dachs oder Fuchs. Auch Haustier und Mensch werden von ihr nicht verschont. Der Mensch ist dabei jedoch lediglich ein Fehlwirt. Dennoch kann der Biss der Lausfliege unangenehm sein und sogar eine allergische Reaktion auslösen.

Was die Lausfliege zu einem beinahe einzigartigen Insekt macht, ist ihre Fortpflanzung. Im Gegensatz zu den meisten anderen Insekten, die Eier ablegen, aus denen Jungtiere schlüpfen, sind die Lausfliegen lebendgebärend. Die meist wenigen Larven entwickeln sich anfänglich im Mutterleib, in dem sie von speziellen Drüsensekreten, ähnlich der Milch bei Säugetieren, ernährt werden. Kommen sie auf die Welt, verpuppen sie sich umgehend auf dem Wirt oder auf dem Boden, bevor sie sich als nun erwachsene Lausfliege, ganz wie ihre Eltern, an einem neuen Leidtragenden gütlich tun. Besonders im Spätsommer und im Herbst sind die Tiere aktiv. Auch wenn für den Menschen nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich ist, welche Funktion eine parasitäre Tierart erfüllen soll, sind auch Lausfliegen Teil der Natur, regulieren Populationen und sorgen für ein stabiles Ökosystem.