Micky Maus, Bugs Bunny oder Kermit der Frosch. Sie alle haben eins gemeinsam: Sie sind Furries. Furry ist die Bezeichnung für anthropomorphe Tiere, also solche mit menschlichen Eigenschaften, und leitet sich vom englischen Begriff «Fur» für «Fell» ab. Auch die Figuren der klassischen Fabeln fallen damit unter die Kategorie Furry. Dank des Internets können sich die Fans solcher Figuren untereinander vernetzten und austauschen und schlussendlich ihr Hobby auch jenseits der digitalen Welt an thematischen Treffen und bei Rollenspielen ausleben.

Denn die meisten der mit viel Fantasie und Liebe zum Detail selbst entworfenen Figuren sind das, was viele Menschen im Alltag gerne wären, sich aber nicht immer trauen: mutig, offen, lustig. Je nach Tier, welches in die Figur einfliesst, besitzen die Charaktere unterschiedliche Eigenschaften. Fast immer jedoch wirken die Menschen in den aufwendigen Kostümen mit den grossen Kulleraugen und dem flauschigen Fell wie grosse Kuscheltiere, die Spässe machen und insbesondere auf Kinder eine magische Anziehungskraft haben.

Grosse Kuscheltiere zum Anfassen

Genau das ist der Kern eines besonderen Schweizer Vereins. Die Swiss Furry Friends besuchen als lebendige Kuscheltiere gemeinnützige Institutionen mit Kindern und Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Das Ziel der Ehrenamtlichen: mit viel Spass und Einfühlungsvermögen den Kleinsten und Verletzlichsten unserer Gesellschaft eine Freude zu machen. Dabei schlüpfen ein oder mehrere Mitglieder in ein Kostüm, das ein reales oder erfundenes Tier darstellt.

Ob Drache oder Jaguar, Hund oder Papagei, jeder der Ehrenamtlichen hat seinen eigenen Charakter, den er hegt und pflegt. «Wir ziehen in Anwesenheit der Kinder nie unsere Kostüme aus. So wird der Zauber aufrechterhalten und die Kinder interagieren viel gelöster und entspannter mit den Kuscheltieren», betont Vereinsvorstand Michael Righetti.

Nebst den Furries ist auch immer ein Sicherheitsverantwortlicher und jemand aus dem Vorstand bei den Events dabei, um Fragen zu beantworten und für die Sicherheit der Kuscheltiere zu sorgen. «In unseren Kostümen ist es sehr warm. Wir brauchen regelmässig Wasser und eine kleine Pause», erklärt Righetti. «Zudem sind durch die Bauart der Kostüme die Sicht und das Gehör stark eingeschränkt, sodass wir auf schwierigem Terrain oder in Menschenmassen Hilfe benötigen, um uns zu sicher zu bewegen.»

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Vom Hobby zum Ehrenamt

Vereinsmitglied Debora fand übers Zeichnen zu den Furries. Sie tritt wie die meisten Mitglieder nur mit ihrem Vornamen in der Öffentlichkeit auf. «Ich zeichne schon seit Jahren anthropomorphe Tiere und habe auch schon ein Kostüm selbst entworfen und gebaut.» Auf ihre Figur aus einer Mischung von Wolf und Alligator bekäme sie gemischte Reaktionen. Viele Erwachsene fänden sie entweder lustig oder würde einen Bogen um sie machen. Debora stört das nicht. «Ich weiss, dass es ein etwas spezielles Hobby ist.» Kinder seien da viel offener.

Auch Adrian hat seinen Charakter selbst entwickelt. Der weisse Drache Flint sei aus einem Traum entstanden, erzählt der Solothurner. Er ist nicht nur Ersthelfer im Verein, sondern auch stolzer Ingenieur wie sein Fursona, seine Tierpersönlichkeit. «Ich fand Drachen schon immer toll. Das Kostüm für Flint habe ich in Deutschland machen lassen und dafür über 1000 Franken ausgegeben. Allein der Schweif aus Metall hat 160 Franken gekostet», berichtet Adrian. «Ohne Kostüm bin ich der grosse Typ mit Bart, vor dem Kinder vielleicht eher Angst haben. Als Drache Flint kann ich eine andere Persönlichkeit annehmen.

Bei Kindern achte ich natürlich darauf, dass diese aus freien Stücken mit mir interagieren. Keines muss kuscheln kommen, manche winken einfach nur oder schauen aus der Ferne zu, wenn ich Spässe mache. Manchmal passiert sogar etwas, mit dem man gar nicht rechnet. Auf einem Umzug merkte ich zum Beispiel plötzlich, dass das Gewicht meines Schweifes leichter wurde. Ich habe mich dann vorsichtig umgedreht und gesehen, wie ein kleiner Junge den Schweif ganz fasziniert in den Händen hielt. Ein Fotograph hat diesen Moment festgehalten, und das Bild hängt noch heute bei mir an der Wand.»

«Während Corona ist es leider sehr still geworden und wir konnten nicht mehr aktiv sein», bedauert Righetti. Noch 2019 waren sie auf einem bewegenden Eventdabei. «Wir besuchten krebskranke Kinder. Es war schön, zu sehen, wie sie für einen Moment ihre Krankheit vergessen und einfach nur Kinder sein konnten. Wir hoffen, dass wir ab diesem Jahr wieder ein Lächeln in das eine oder andere Gesicht zaubern können.»