Bereits dann, wenn noch niemand richtig an den Frühling glaubt, zeigen sie an, dass es wieder aufwärts geht. Amseln jubilieren schon im Januar morgens früh in völliger Dunkelheit. Von der Kälte lassen sie sich nicht abschrecken. Sie bleiben im Winter hier und beginnen früh im Jahr damit, Territorien zu besetzen und Weibchen anzulocken. Vögel beginnen generell vor dem Sonnenaufgang mit dem Gesang. Sonnenaufgang ist dann, wenn sich die Sonne sachte am Horizont im Osten zeigt.

Gesang schreckt Konkurrenten ab

Vögel haben eine innere Uhr, sie reagieren auf die Sonnenwende. Länger werdende Tage zeigen ihnen den kommenden Frühling an. Das ist ihre Fortpflanzungszeit. Territorium, Partnerwahl, Nestbau und Jungenaufzucht sind nun dominierende Themen im Vogelreich.

Mit dem Gesang besetzen Vögel ein Territorium. Die Männchen singen ihren Geschlechtsgenossen zu: Achtung, hier bin schon ich, ich bin stark und habe ein gutes Brutrevier, komm nicht zu nahe. Gleichzeitig soll der Gesang Weibchen anlocken. Sie hören aus den Strophen: Komm zu mir, ich garantiere deinem Nachwuchs ein nahrungsreiches, sicheres Revier, ich habe starke Gene.

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Strassenlampe als Sonne

Im Januar, wenn die ersten Amseln singen, sind die Zugvögel noch weit weg in ihren Überwinterungsgebieten an der Mittelmeerküste oder in Afrika. Generell merken Vögel lange bevor sich die Sonne zeigt, dass es langsam Tag wird. Doch manchmal lassen sie sich auch von der Strassenbeleuchtung stimulieren, so wie die Amsel, die normalerweise später einsetzt.

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Frühe Rotschwänze

Ab April ist der Gartenrotschwanz wieder zurück aus Afrika. Er singt rund 80 Minuten vor Sonnenaufgang als erster Vogel, gefolgt vom viel häufigeren Hausrotschwanz, der bald danach einsetzt. Rotschwänze jubilieren allerdings nicht. Gartenrotschwänze haben einen wehmütigen Gesang, Hausrotschwänze knirschen gepresst. Wenn sie sich erstmals melden, ist es noch dunkel.

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Zunehmender Vogeljubel

Auch Rauchschwalben kehren im April aus Afrika zurück. Sie setzen eine Stunde vor Sonnenaufgang mit ihrem Zwitschern ein. Dann jubiliert die Singdrossel, die sich schon ab Februar wieder bei uns bemerkbar macht. Wenn es im Osten bereits zaghaft hell schimmert, beginnt im Unterholz das Rotbrüstchen melancholisch zu flöten, Amseln mischen sich dazu.

Schon setzt die Mönchsgrasmücke mit ihrem plaudernden Gesang ein. Sie ist ab Mitte März aus dem Mittelmeergebiet zurück. Dann sind Zaunkönig, Blau- und Kohlmeise zu hören, gefolgt von den Distelfinken, Staren und zuletzt von Buchfinken. Der Buchfink mit seinem als Schlag bezeichneten Gesang ist denn auch einer der letzten. Wenn er singt, gleissen bald danach die ersten goldenen Sonnenstrahlen flach von Osten her über das Land.

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Gesang vor Sonnenaufgang

Hauptsaison für das Vogelgezwitscher ist April bis Juni. Jede Vogelart hat täglich ihren Zeitpunkt, wann sie mit dem Singen beginnt. Darum zeigen die Vögel mit ihrem Gesang die Uhrzeit an. Allerdings verschiebt sich ihr Auftritt mit jedem Tag immer mehr in die Frühe, da die Sonne bis Mittsommer täglich früher aufgeht. Alle beginnen mit ihrem Gesang vor Sonnenaufgang. Es gibt aber richtige Frühaufsteher wie die Rotschwänze und solche, die sich mehr Zeit lassen, wie die Buchfinken.

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Verstummen nach der Brut

Ab Anfang Juli verstummen die Vögel. Das Brutgeschäft ist abgeschlossen oder am Auslaufen. Territorien sind bei vielen Arten nicht mehr so wichtig, auch Paare leben sich wieder auseinander und gehen eigene Wege, sobald das Brutgeschäft abgeschlossen ist. Die Jungvögel ernähren sich grossteils selbst.

 

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Vogeluhr
In folgender Reihenfolge setzen Vögel am Morgen früh mit ihrem Gesang ein. Es sind häufige Arten aufgelistet, die auch in Wohnquartieren und der Stadt zu hören sind. Die Minuten beziehen sich auf die Zeit vor Sonnenaufgang, wenn die ersten mit ihrem Gesang einsetzen.
- Hausrotschwanz (70 Minuten)
- Rauchschwalbe (60 Minuten)
- Singdrossel (55 Minuten)
- Rotkehlchen (50 Minuten)
- Amsel (45 Minuten)
- Mönchsgrasmücke (45 Minuten)
- Zaunkönig (40 Minuten)
- Blaumeise (35 Minuten)
- Zilpzalp (35 Minuten)
- Kohlmeise (30 Minuten)
- Distelfink oder Stieglitz (20 Minuten)
- Grünfink (15 Minuten)
- Star (15 Minuten)
- Buchfink (10 Minuten)