Der Vogel im Käfig ist ein Bild aus vergangenen Zeiten. Dies aus zwei Gründen: Erstens ist es in der Schweiz gesetzlich verboten, einen einzelnen Vogel zu halten, denn Vögel sind sozial und sollten mindestens zu zweit leben können. Zweitens gibt es heute modernere Unterbringungsmöglichkeiten als einen Vogelkäfig auf der Fensterbank. Auch in einer Stadtwohnung ist es möglich, Vögel artgerecht zu pflegen. Gerade kleine Arten können in grosszügigen, der Art entsprechend eingerichteten Zimmervolieren fliegen. Für Vögel ist es besser, dieses Bedürfnis in ihrer Unterkunft ausleben zu können, als in einem kleinen Käfig mit gelegentlichem Freiflug im Zimmer zu leben. Vögel in einer grossen Zimmervoliere sind nicht etwa gefangen, sondern bewohnen einen sicheren Lebensraum. Aber nicht nur die Raumquantität, sondern insbesondere die Raumqualität zählt. Eine Turnhalle nützt einem Wellensittichpaar nichts, wenn sie nur mit einer alten Sitzstange bestückt ist.

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Freude an Zimmervolieren

In Käfigen mit den gesetzlichen Mindestmassen (siehe Kasten) bereitet die Vogelhaltung langfristig keine Freude. Sie können kaum attraktiv mit natürlichen Ästen eingerichtet werden. Warum ziehen Vogelvolieren in Zoos in den Bann? Weil dort ein Lebensraum präsentiert wird, in dem die Vögel in Verbindung mit Pflanzen, Wurzeln und Steinen agieren. Wie reizvoll, in verkleinerter Form ebenfalls einen solchen Ausschnitt im Wohnbereich nachzubilden. Volierenbauer, die online zu finden sind, fertigen Volieren nach Mass. So kann beispielsweise auf einem Unterschrank mit den Massen 200 × 80 × 60 Zentimeter, wie er für Aquarien üblich ist, eine attraktive Voliere installiert werden, die mit Sandboden, Wurzeln, Steinen und Grasstubben aus der Natur gestaltet wird. Ein Pärchen Zebrafinken oder Wellensittiche fühlt sich da sehr wohl. Auch ganze Volieren, die bis zum Boden reichen, sind möglich. Sittiche und Kanarien beschädigen Pflanzen, doch Zebrafinken und Japanische Mövchen können in bepflanzten Gehegen gepflegt werden. Allen Vögeln sollten regelmässig frische, belaubte Zweige von Buche, Weide, Esche, Ahorn oder Hasel gereicht werden. Es regt die Sinne der Vögel an, die Äste zu benagen und die Knospen zu untersuchen. Zudem können sie so auf unterschiedlich dicken Ästen sitzen, die wippen, wenn sie darauf klettern oder hüpfen. Gedrechselte Sitzstangen sollten durch natürliche Äste ersetzt werden. Eine Badegelegenheit gehört in jede Voliere.

«Auch in einer Stadtwohnung können Vögel artgerecht gepflegt werden.»

Wer Vögel halten möchte, muss planen, sparen und sich einschränken. Eine Zimmervoliere nach Mass kostet bis zu 4000 Franken. Zwar viel preiswerter, aber völlig ungeeignet sind schmale, hohe Käfige, die im Zoohandel immer noch angeboten werden. Ein Vogel fliegt nur bei Angst senkrecht in die Höhe. Normalerweise fliegt er waagrecht. Ein Käfig für ein Paar ab Wellensittichgrösse sollte die ungefähren Masse von 120 × 80 × 80 Zentimeter aufweisen. Er kostet bis zu 500 Franken und sollte mit natürlichen Ästen bestückt werden. Stehen Zimmervoliere oder Käfig hell, scheint gar durch ein offenes Fenster direktes Sonnenlicht auf die Vögel? Diese Frage ist wichtig. Ansonsten gibt es im Zoofachhandel extra Vogellampen zur zusätzlichen Grundbeleuchtung und als Sonnenersatz. Speziallampen geben ultraviolettes Licht und Wärme ab. Vögel benötigen UV-Strahlen aufgrund ihres Sehvermögens und zum Aufschluss bestimmter Vitamine.

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Vögel brauchen Platz, und sie verursachen Staub. Durch das Gefiederwachstum platzen Federkiele auf, werden zu kleinsten Partikeln, natürlicher Gefiederstaub bildet sich auf den Federn. Wenn Vögel fliegen und flattern, wirbelt dieser Staub auf. Er setzt sich auf Möbeln nieder. Viele Arten plaudern unablässig, manche singen. Wenn sie Futter zu sich nehmen, fallen Körner aus der Voliere auf den Boden. Vögel in der Wohnung verursachen Arbeit.

Welche Art eignet sich?

Wellensittiche etwa werden seit vielen Generationen unter Menschenobhut gehalten. Sie haben sich daran gewöhnt, in Volieren zu leben. Ihre Ansprüche können gut erfüllt werden. Zudem sind sie sehr sozial, das heisst, sie können im Schwarm gehalten werden, wenn die Zimmervoliere gross genug ist. Wellensittiche sind Plaudertaschen und brüten bereitwillig in Nistkästen. Ihre wild lebenden Verwandten sind hauptsächlich grün befiedert und stammen aus trockenen Gebieten Australiens. Durch die Zucht sind zahlreiche Farbformen entstanden. Männchen sind an der kleinen, blauen Wachshaut beim Oberschnabelansatz zu erkennen. Das stetig gute Futterangebot stimuliert den ursprünglichen Bewohner karger Gebiete zur Zucht. Wer nicht züchten möchte: Auch gleichgeschlechtliche Wellensittiche leben jahrelang glücklich zusammen.

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Etwa gleich gross wie Wellensittiche sind die Agapornidenarten. Auch sie stammen aus trockenen Regionen, die Ernährung ist gleich wie beim Wellensittich. Beide Arten mögen Hirsesorten, Apfel, Fenchel, Gurke, Rüebli, Samen von Wildkräutern und Gräsern. Über ganz Afrika südlich der Sahara sind neun Agapornidenarten verbreitet, wovon acht gehalten werden. Im Zoofachhandel wird häufig das Rosenköpfchen angeboten. Doch gerade diese Art aus Namibia ist laut. Wesentlich dezentere Stimmen haben beispielsweise Erdbeer- und Russköpfchen aus dem südlichen Afrika wie Simbabwe, Sambia und Malawi. Beide Arten sind sehr sozial, können also gut auch in Gruppen gehalten werden. Allerdings lassen sich die Geschlechter äusserlich kaum erkennen, und sie sind hauptsächlich über spezialisierte Züchter erhältlich. Agapornidenarten sollten nicht gemischt gehalten werden, sondern nur in Gruppen derselben Art. Es besteht sonst die Gefahr, dass sie hybridisieren. Wellensittiche und Agaporniden können etwa zehn Jahre alt werden.

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Der australische Nymphensittich wird mit 25 Jahren wesentlich älter. Der dekorative Papageienvogel mit Haube hat eine laute Stimme. Männchen haben ein gelbes Gesicht mit roter Wange, beim Weibchen ist das Gelb am Kopf schmutzig-grau. Auch Nymphensittiche gibt es in verschiedenen Farben, wie etwa in Gelb oder gesprenkelt. Nymphensittiche verzehren gerne Körnermischungen für Grosssittiche und mögen Früchte, Gemüse und Wildkräuter. Wellen-, Nymphensittiche und Agaporniden gehören zu den Papageienvögeln, haben krumme Schnäbel und sind Höhlenbrüter.

Lange Geschichte in Menschenhand

Käfigvögel schlechthin sind die Kanarien. Sie werden seit dem 15. Jahrhundert gehalten und gezüchtet und sind zwischenzeitlich in verschiedenen Farben und Posituren erhältlich. Anders als Papageienvögel haben sie gerade Schnäbel. Kanarienvögel gehören zu den Finken und sind darum Körnerfresser. Auch für sie gibt es extra Futtermischungen im Fachhandel. Kanarienvögel freuen sich in der vegetationsreichen Jahreszeit über Wildkräuter, Äpfel, geraffelte Rüebli vermengt mit Couscous und Salatblätter. Sie können in mehreren Exemplaren gehalten werden und bauen ihre Nester mit Gräsern, Kokos- und Sisalfasern in Nisthilfen.

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Ein Vogel, den es nur unter Menschenobhut gibt, ist das Japanische Mövchen. Es wurde ursprünglich in China im 15. oder 16. Jahrhundert aus zwei Prachtfinkenarten herausgezüchtet und etabliert. Deshalb gibt es diesen Vogel in unterschiedlichen bräunlichen und weissen Farben. Für Japanische Mövchen eignen sich Futtermischungen für Prachtfinken, oft auch als Exotenmischungen bezeichnet. Wie Kanarien mögen sie auch Obst und Kräuter. Das Männchen ist nur am Gesang zu erkennen. Ansonsten sind die Geschlechter äusserlich gleich.

Gleich gross wie das Japanische Mövchen ist der Zebrafink, ebenfalls ein Prachtfink, der sehr gut in der Haltung etabliert ist und dessen Männchen sich durch den orange-roten Wangenfleck und die schwarzeZebra-Musterung am Bauch von den Weibchen unterscheiden. Auch diese Art stammt ursprünglich, wie Wellen- und Nymphensittich, aus den australischen Savannen und freut sich über eine Prachtfinken-Körnermischung, frische Sämereien und Obst wie Äpfel. Wie seine anderen beiden Artgenossen kam der Zebrafink kurz nach der Entdeckung Australiens durch die Engländer nach Europa – und etablierte sich bald dank seiner Vermehrungsfreudigkeit und Anspruchslosigkeit. Wer Zebrafinken in der Wohnung hält, lebt in einer ständigen, nicht lauten Geräuschkulisse, denn sie unterhalten sich stetig miteinander. Prachtfinken und Kanarien werden durchschnittlich vier bis zehn Jahre alt.

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Für all die beschriebenen Vögel sind Kolbenhirse – weiss und rot – besondere Leckerbissen. Kalkgaben in Form von Sepiaschalen und stetig in einer Schale vorhandener pulverisierter Kalk sowie Mineralien sind wesentlich. Vögel benötigen immer Kalk zum Aufbau des Skeletts, der Federn, und speziell für Weibchen ist er wichtig zur Eierproduktion.

Vögel in einer Zimmervoliere mit dem optimierten Futter sind eine grosse Freudenquelle. Welch ein Unterschied zum Bild von früher, wo ein einzelner Vogel in einem kleinen Käfig mit gedrechselten Stangen lebte.

 

Gesetzliche Anforderungen  
Art: Wellensittiche, Agaporniden, Kanarienvögel, Japanische Mövchen, Zebrafinken
Mindestfläche: Für zwei bis vier Vögel 0,24 Quadratmeter Fläche, 0,12 Kubikmeter Volumen, das heisst beispielsweise ein Käfig von 60 × 40 × 50 Zentimetern (L × B × H).

Art: Nymphensittiche
Mindestfläche: Für zwei bis vier Vögel 0,5 Quadratmeter Fläche, 0,3 Kubikmeter Volumen, das heisst beispielsweise ein Käfig von 100 × 50 × 60 Zentimetern (L × B × H).
Übrige Vorschriften: Einzelhaltung verboten. Im Käfig muss vorhanden sein: Badegelegenheit, federnde Sitzgelegenheiten in unterschiedlicher Dicke (natürliche Äste), Sand.

Wo Vögel erwerben: Im Zoofachhandel oder direkt beim Züchter (normalerweise zum Preis zwischen Fr. 50.– und 350.–). Kontakte zu Züchtern sind an Vogelausstellungen möglich oder über die Vogelzuchtverbände Exotis (exotis.ch), Ziervögel Schweiz (kleintiere-schweiz.ch) oder Schweizerischer Wellensittich-Zuchtverband (s-w-v.ch). Auf der Homepage der Exotis gibt es unter «Börse» einen Vogelmarkt. Zudem führt die Exotis Bestandeslisten (unter «Formulare»), die bezogen werden können und Kontakte zu Züchtern entsprechender Arten ermöglichen. Eine Mitgliedschaft in einem Vogelzuchtverband lohnt sich für Vogelhalter. Der fachliche Austausch ist jederzeit möglich, das Kontaktnetzt hilft bei Fragen oder Problemen.