SteckbriefRasse: Lipizzaner
Herkunft: Lipica (Slowenien, ehemals habsburgisches Gebiet)
Stockmass: 150 – 160 cm
Gewicht: 500 – 600 kg
Farben: Vorwiegend Schimmel, vereinzelt Rappen, Braune, Füchse oder Falben
Lebenserwartung: 25 – 30 Jahre
Charakter: Intelligent, sensibel, geduldig, loyal, sozial
Gangarten: Energetisch, schwungvoll, federnd mit hoher Knieaktion
Einsatzgebiete: Klassische Dressur, Hohe Schule, Fahren, Freizeitreiten
Besonderheiten: Werden dunkel geboren und hellen im Lauf der Jahre zu Schimmeln auf 

Weisse Pferde am Hof Österreichs

Die Geschichte der Lipizzaner reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Der Habsburger Erzherzog Karl II. von Innerösterreich gründete ein Gestüt, um edle Pferde für den Hof zu züchten. Die Grundlage sollten Pferde aus der Karstregion, namens Lipica, im heutigen Slowenien, bilden. In dieser kargen, felsigen Landschaft lebten robuste und trittsichere Tiere.  

Die Karstenpferde wurden mit Neapolitanern, Arabern und iberischen Rassen gekreuzt. Der Lipizzaner ist ein kräftiges, gelehriges und elegantes Reitpferd, das zum Inbegriff der Höfischen Reitkunst wurde. Allen voran an der Spanischen Hofreitschule in Wien. Dort perfektionierten die Pferde die Piaffe, die Levade und die Kapriole. Bis heute stammt der Pferdenachwuchs aus dem österreichischen Bundesgestüt Piber.  

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Nach dem Ersten Weltkrieg fiel das Gestüt an Italien. Ein Teil der Zucht wurde weiter nach Osten, in die heutige Slowakei verschoben. Während dem Zweiten Weltkrieg drohte der Bestand endgültig verloren zu gehen. Beide Zuchten waren in Regionen mit Deutscher Besatzung. Diese brachten einen grossen Teil der Pferde nach Hostau, im heutigen Tschechien. Als sich 1945 die Rote Armee und damit auch das Ende des Krieges näherte, bat der Leiter der Spanischen Hofreitschule, aus Angst, die Pferde könnten im Krieg umkommen, den amerikanischen General und leidenschaftlichen Reiter George S. Patton um Hilfe. US-Truppen retteten die 1200 Lipizzaner in der Mission «Operation Cowboy» und brachten sie nach Österreich. Nach dem Krieg wurden die Pferde zwischen Italien und Österreich aufgeteilt. Heute gibt es weltweit rund 5000 bis 10 000 Lipizzaner, vor allem in Österreich, Slowenien und Italien

Typische Barockpferde

Lipizzaner sind kurz, kräftig und kompakt – das Barockpferd par excellence. Sie haben einen gut bemuskelten Rücken, eine tiefe Brust, eine leicht abfallende Kruppe und ein hoch angesetzter, kräftiger Hals. Ihre grosse dunkeln Augen verleihen ihnen einen vertrauenswürdigen Ausdruck. Ihr Kopf zeigt oft eine Ramsnase.  

Die Bewegungen des Lipizzaners sind schwungvoll und federnd. Er hat eine äusserst hohe Knieaktion und damit ideale Voraussetzungen für die hohe Schule. Lektionen wie Levade, Courbette oder Kapriole fallen ihm aufgrund seiner Kraft und Balance scheinbar mühelos.  

90 Prozent der Lipizzaner sind Schimmel – sie tragen das sogenannte Grau-Gen. Die Fohlen kommen dunkel zur Welt und erst zwischen sechs und zehn Jahren erreichen sie ihre endgültige, helle Farbe.  

Auch in der Haltung robust und feinfühlig

Lipizzaner sind intelligente, feinfühlige und lernfreudige Pferde. Sie begreifen komplexe Lektionen besonders rasch und bleiben in stressigen Situationen ruhig. Zu ihren Reitern bauen sie eine enge Bindung auf. Lipizzaner sind aber äusserst sensibel, deshalb eignen sie sich nicht für Anfänger. 

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Die weissen Pferde sind sich karge Landschaften gewohnt. Deshalb sind sie leichtfuttrig. Qualitatives Raufutter deckt ihren Nährstoffbedarf oft schon. Sie sind robust und fühlen sich deshalb auch in der Offenstallhaltung wohl. Die rosa Stellen an Mund und Augen sind aber besonders anfällig auf Sonnenbrand.