Steckbrief
Wissenschaftliche Bezeichnung: Tauraco livingstonii
Unterarten: 3 Unterarten, T. l. reichenowi stammt von Tansania, Mozambique und Südafrika, T. l. cabanisi stammt vom Küstentiefland Tansanias (wird nicht überall als Unterart anerkannt), T. l. livingstonii stammt von Malawi bis Nord-Mozambique und Ost-Simbabwe. 
Herkunft: Südostafrika, Tansania bis Südafrika in meist zusammenhängendem Gebiet. 
Grösse: bis 46 cm 
Wildfarbe: grün, die lange Haube ist am äussersten Saum weiss, der Augenring rot, weisse Striche im Augenbereich, der Schnabel ist ebenfalls rot, die Handschwingen sind hell karminrot
Mutationen: keine
Geschlechtsunterschiede: keine
Ringgrösse: 7 mm
Lebenserwartung: nur ungenügende Angaben, 15 bis 20 Jahre möglich
Platzansprüche: Innen- und Aussenvoliere, mindestens 4 x 2 x 2 Meter aussen, oder Tropenhaus, Experten erwähnen 10 Quadratmeter als Mindestmasse
Ausstattung: Bepflanzung als Sichtschutz, natürliche Äste, wie sie Turakos in Baumkronen vorfinden, Badegelegenheit
Stimme: krächzen, kehliges, raues Rufen, das tönt wie «chuh, chuh, chuh»
Haltung: paarweise

Herkunft und Geschichte

Livingstonturakos kommen vom Tiefland bis in Berggebiete bis etwa 2500 Meter über Meer vor. Sie leben in den Baumkronen entlang von Flussläufen und hüpfen mit ihren starken Beinen durch die Äste. Die Flügel nützen sie dabei unterstützend. Sie fliegen lediglich, um Bauminseln zu wechseln. Viel lieber hüpfen sie durch das Geäst, wenn die Baumkronen zusammenhängend sind. Turakos werden zoologisch zu den Kuckucksvögeln gezählt, früher waren sie in eine eigene Ordnung eingeteilt. Mit der Entdeckung Afrikas durch Europäer fielen auch die Turakos auf, wurden wissenschaftlich beschrieben und gelangten in Zoos und zu privaten Liebhabern. Livingstoneturakos gelangten gemäss der Vogelhalterliteratur zuerst nach Amsterdam und London in die dortigen Zoos. Generell wurden Turakos ab 1870 erstmals in Europa eingeführt. Im Buch «Naturgeschichte der Hof- und Stubenvögel» von Dr. Johann Matthäus Bechstein, das 1870 erschien, ist der Guineaturako (Tauraco persa) enthalten, und es wird berichtet, dass er Früchte und nasses Brot pickt. In der Vogelhaltung waren Turakos nie häufig, dies wegen ihrer Grösse und ihren Ansprüchen. Sie eignen sich nur für spezialisierte Züchter. 

Es gibt fünf Gattungen der Turakos. Der Livingstoneturako gehört zu den Helmturakos. Alle Turakos sind in Afrika südlich der Sahara verbreitet. 

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Eignung als Heimtier

Turakos müssen in spezialisierten Anlagen gepflegt werden und können kaum in Wohnungen gehalten werden, ausser, wenn sie ein grosses Zimmer als Flugraum zur Verfügung haben. Ideal sind Tropenhäuser, so wie sie Zoos und Vogelparks unterhalten. In der Schweiz gibt es kaum noch spezialisierte Züchter, im europäischen Ausland aber sehr wohl, zum Beispiel Noëlle Hendrikx aus Overpelt in Belgien. In seinem Bird Palace hält er verschiedenste Turakoarten, so auch den Livingstoneturako in kombinierten Innen- und Aussenvolieren sowie in Tropenhäusern. Die Innenräume werden im Winter auf mindestens 10 °C geheizt. Livingstoneturakos stammen auch aus dem Hochland, wo es nachts kühl wird. Darum sind kühle Temperaturen für sie kein Problem. Turakos können nur paarweise gehalten werden, da sie sehr territorial sind. Es ist möglich, kleinere oder bodenlebende Vögel mit ihnen zu halten. Grössere Vögel werden aber in herkömmlichen Volieren meist attackiert. In Freiflughallen kann ein Paar in Gemeinschaft mit anderen, kleineren Vogelarten, gehalten werden. 

Erwerb

Livingstoneturakos können nur über ein Beziehungsnetz von Liebhabern von Weichfressern gefunden werden. In der Schweiz werden sie kaum gehandelt. Sie müssen aus dem europäischen Ausland mit Bewilligungen importiert werden. 

Ernährung und Pflege

Turakos sind praktisch reine Fruchtfresser, verschmähen aber ab und zu auch Insekten nicht. Obst und Gemüse sollte ihnen in kleine Stücke geschnitten gereicht werden. Dazu gehören Apfel, Birne, Banane, Pflaume, Melone, Feige, Traube, Kiwi, Khaki, Holunder-, Ebereschen- und Heidelbeeren. Die Obst- und Gemüsemischung sollte mit Weichfutter aus dem Handel und mit Pellets (T16) für Weichfresser ergänzt werden. Ab und zu können ihnen Insekten wie Mehlwürmer oder Buffalowürmer gereicht werden. Frische Äste aus dem Wald, besonders im Frühling, sollten ihnen regelmässig geboten werden, denn sie picken gerne Knospen und auch Blüten. Eingeweichte Rosinen und Datteln sind Leckerbissen für die Turakos. Früchte sollten etwa dreimal wöchentlich mit Kalk- und Mineralpulver bestreut werden. Kalk und Mineralien sollten zudem frei zugänglich sein. 

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Zucht

Bei der Haltung von Turakopaaren stellt sich oft das Problem, dass Männchen, wenn sie im Trieb sind, Weibchen gegenüber aggressiv sind. Das führt auch immer wieder zum Tod des Weibchens. Erfahrene Züchter wie Noël Hendrikx sagen, dass es auf die Paarzusammenstellung ankommt. Turakopaare müssen sich mögen. Sie sollten einander getrennt durch ein Gitter kennenlernen können. Angriffe durch das Männchen auf das Weibchen erfolgen auch dann, wenn das Weibchen noch nicht in Brutstimmung ist. Eine gute Beobachtungsgabe der Züchterin und des Züchters ist wichtig. Das Nest wird aus Zweigen in loser Form errichtet. Die Turakos brauchen eine Nisthilfe. Dies kann ein Korb oder eine Plattform sein, die im Astwerk befestigt wird. Die Brutdauer beträgt etwa 22 Tage, und es brüten beide Paarpartner. Die ersten sieben Tage werden die zwei bis drei Jungen fest gehudert. Beide Eltern füttern die Jungen. Mit etwa 21 Tagen verlassen die Kleinen schon das Nest. Sie sind aber noch nicht voll flugfähig, klettern auf den Ästen umher und kehren immer wieder in das Nest zurück. Es sollten darum auch Äste bis an den Boden reichen, damit sie, wenn sie auf den Boden fallen, emporklettern können. Die Jungen werden noch lange von den Eltern gefüttert. Auch hier ist wieder Geduld und Beobachtung des Züchters gefragt, damit die Jungen zum richtigen Zeitpunkt getrennt werden. Wenn sie selbständig Futter aufnehmen und sich die Eltern kaum mehr um sie kümmern, sollten sie separiert werden, sonst erachtet das Männchen sie plötzlich als Eindringlinge in sein Territorium und beginnt damit, sie zu bejagen. 

Lustig

Die Lautäusserungen sind bemerkenswert und versetzen einem gedanklich ins tropische Afrika. Es handelt sich um kehliges, krächzendes Schreien. Wenn Livingstoneturakos fliegen, blitzen die karminroten Flügelunterseiten auf. Bei der Balz richten sie die Haube spitz nach vorne und breiten die Schwungfedern aus. Ein ganz und gar attraktiver und exotischer Vogel!

Namensgebung

Der Livingstonturako wurde 1864 durch den britischen Zoologen George Robert Gray erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die Artbezeichnung ehrt den Bruder des bekannten Missionars und Afrikaforschers David Livingstone, Charles Livingstone. Er nahm ebenfalls an der Sambesi-Expedition teil. 

Besonderheit

Als einzige Vögel erzeugen Turakos ihre roten und grünen Gefiederfarben nicht wie andere durch Naturfarbstoff oder Lichtbrechung. Sie produzieren sie aus zwei speziellen Kupferpigmenten, die sie aus mineralhaltiger Nahrung gewinnen. Diese Farben werden als Turacin und Turacoverdin bezeichnet. Das Turacin zeigt sich gut, wenn Turakos fliegen. Dann leuchten die roten Handschwingen auf, die vermutlich Signalwirkung haben. 

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