Ziervogellexikon|Dieser Artikel gehört zum Dossier: Ziervogellexikon
Grosser Alexandersittich: Wegbereiter der Papageienkunde
Grosse Alexandersittiche sind geschichtsträchtige Vögel. Ihr deutscher Name deutet es bereits an. In ihrem Ursprungsgebiet in Indien werden sie von alters her gehalten, und es handelte sich um eine der ersten Arten, die nach Europa gebracht wurden. Heute fliegen Grosse Alexandersittiche sogar in europäischen Städten frei herum.
Steckbrief Wissenschaftliche Bezeichnung: Psittacula eupatria
Unterarten: 5 Unterarten: Nominatform Psittacula eupatria eupatria, Nördlicher Alexandersittich (Psittacula eupatria nipalensis), Andamanensittich (Psittacula eupatria magnirostris), Birmesischer Alexandersittich (Psittacula eupatria avensis), Laos-Alexandersittich (Psittacula eupatria siamensis)
Herkunft: Afghanistan, Indien bis Südostasien (Vietnam)
Grösse: 58 cm
Wildfarbe: grün
Mutationen: Lutino, blau, zimtgrün, graugrün
Geschlechtsunterschiede: Männchen haben einen schwarzen Kragen und ein rotes Nackenband
Ringgrösse: 7 mm
Lebenserwartung: ca. 30 Jahre
Platzansprüche: 3 Meter lange Voliere mit angrenzendem Innenraum
Ausstattung: Natürliche Äste, die aber den Flugraum nicht verstellen sollten, Nagemöglichkeiten in Form von Ästen und morschen Wurzelstöcken, natürlicher Boden.
Stimme: lautes Kreischen, das die Vögel aber nicht oft hören lassen, meist am Morgen und am Abend
Haltung: paarweise
Herkunft und Geschichte
Grosse Alexandersittiche stammen aus Indien und aus Südostasien. Sie spielen seit Jahrtausenden eine Rolle im Leben der Menschen. Anhand dieser majestätischen Sittiche zeigt sich, wie stark die Anziehungskraft von Papageien auf Menschen seit jeher ist, denn Papageien – und darunter waren auch Grosse Alexandersittiche – wurden bereits vor unserer Zeitrechnung im alten Indien gehalten. Es gibt einige Belege, die darauf hinweisen, dass es sich hauptsächlich um Grosse Alexandersittiche und um Kleine Halsbandsittiche handelte. So wurden die beiden Sittiche in Stein gemeisselt an Aussenmauern von Palästen dargestellt. In den Residenzen und Palästen indischer Fürsten waren zahme Papageien hochgeschätzte Hausgenossen. Und schon damals erregte ihre Fähigkeit, die menschliche Sprache nachzuahmen grosse Aufmerksamkeit. Im alten Indien durften Papageien weder verzehrt noch getötet werden. Dieses Verbot erschien bereits um 250 vor Christus in den Edikten des Königs Ashoka. Da Indien weitreichende Handelsbeziehungen unterhielt, gelangten Alexandersittiche bis in den Iran und schliesslich weiter.
In Indien leben Grosse Alexandersittiche beispielsweise in trockenen und feuchten Waldgebieten bis in eine Höhe von etwa 800 bis 1600 Meter über Meer. Sie kommen aber auch in Mangroven, im bebauten Land und sogar in Städten vor, wo sie sich in der Vegetation von Parkanlagen und Gärten tummeln.
Eignung als Heimtier
Obwohl Grosse Alexandersittiche seit Jahrtausenden gehalten werden, sind sie bei Schweizer Vogelliebhabern selten. Aufgrund ihrer Grösse eignen sie sich nicht zur Haltung in der Wohnung, ausser man kann ihnen ein Zimmer zur Verfügung stellen und ihre Lautäusserungen stören niemanden. Grosse Alexandersittiche sind aber äusserst ästhetische Papageien, die sich in einer Voliere bestens präsentieren. Ein grosser Vorteil für Züchterinnen und Züchter bei dieser Art ist, dass sich die Geschlechter äusserlich unterscheiden lassen.
Erwerb
Es braucht sicher Geduld, in der Schweiz diese Art zu finden. Über Vogelhalterverbände wie die Exotis wird dies am ehesten möglich sein, beispielsweise über Suchinserate auf der Webseite. In Deutschland ist die Art viel häufiger vertreten, und sie kann auch von Deutschland in die Schweiz eingeführt werden. Der Grosse Alexandersittich gehört dem Anhang II des CITES, des internationalen Übereinkommens über den Handel mit gefährdeten Arten, an. Es braucht also zur Einfuhr eine Importbewilligung sowie CITES-Papiere.
Ernährung und Pflege
Grosse Alexandersittiche ernähren sich von einer Samenmischung für Grosspapageien, Gemüse, Früchte und von Beeren. Zudem nesteln sie gerne an Blumen. Holunder- und Löwenzahnblüten werden gerne untersucht. Körner sollten im Frühling und Sommer auch gekeimt gereicht werden. Die Samenmischung sollte ein Gemisch an Sonnenblumenkernen, Kardisaat, Buchweizen, Hirsesorten, Glanz, Hafer, Hanf sowie Zirbel- und dosiert Erdnüsse enthalten. Im Winter sollte die Temperatur im Innenraum nicht unter 5 °C sinken. Grosse Alexandersittiche sollten eine Bademöglichkeit haben. Zudem lassen sie sich gerne abbrausen.
Zucht
Diese Art schreitet bereitwillig zur Brut. Das Männchen sitzt beim Balzspiel in Körperkontakt zum Weibchen, dreht den Kopf von einer zur anderen Seite und hebt die Flügel an. Weiter hüpft das Männchen vor dem Weibchen herum und verbeugt sich. Die Sittiche benötigen einen Nistkasten, den sie im Hoch- oder Querformat annehmen. Als Inhalt eignen sich Buchenholzgranulat oder -schnitzel oder Sägespäne. Das Gelege umfasst zwei bis vier Eier. Sie werden während 28 Tagen bebrütet. Die Nestlingszeit dauert sieben Wochen. Es ist empfehlenswert, den Alttieren, wenn sie die frisch geschlüpften Jungen zu versorgen haben, Hüttenkäse zu reichen. Sie nehmen ihn meist willig auf und füttern ihn den Jungen. Das verhindert, dass sie rachitisch werden, denn Hüttenkäse enthält viel Kalzium. Etwa 21 Tage nach dem Ausfliegen sind die Jungen selbständig.
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Lustig
Im altindischen Volksglauben galt der Papagei – und somit folglich auch der Grosse Alexandersittich – als Liebesvogel. So wurde der hinduistische Liebesgott Kama dargestellt, wie er auf Papageien reitet oder seinen Wagen von einem Papagei ziehen lässt.
Namensgebung
Der Schwede Carl von Linné beschrieb den Grossen Alexandersittich 1766 erstmals als Psittacus Eupatria für die Wissenschaft. Die Art war Menschen längst vorher bekannt, doch Linné begründete das zoologische System mit Gattungs- und Artbezeichnung und gilt darum als Erstbeschreiber vieler Arten. Eupatria stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie «hochwohlgeboren» oder «aus gutem Hause». Die heute gültige Gattungsbezeichnung wurde 1800 durch den Direktor der Ménagerie von Paris, Georges-Frédéric Cuvier eingeführt. Der deutsche Name weist auf Alexander den Grossen hin, der erstmals Grosse Alexandersittiche (356 vor Chr. – 323 vor Chr.) oder einen anderen Vertreter der Psittacula-Arten, die in Indien gehalten wurden, nach Europa brachte. Alexander der Grosse überschritt mit seinem Heer 326 vor Christus den Indus und begegnete den bemerkenswerten Vögeln, die von den Indern gezähmt und zum Sprechen abgerichtet wurden. Es ist überliefert, dass Onesikritos, der Steuermann der Flotte Alexanders des Grossen, auf Schiffen Alexandersittiche zurück nach Europa brachten. Hier begeisterten sie die Menschen im alten Griechenland und schliesslich auch im antiken Rom, wo Exemplare, die den Kaiser grüssten, besonders hoch gehandelt wurden. Dr. Hans Strunden, der kulturgeschichtlich zu Papageien forschte, hat diese Einzelheiten herausgefunden und publiziert.
Besonderheit
Grosse Alexandersittiche sind zwischenzeitlich in europäischen Städten heimisch, so beispielsweise in Köln, Wiesbaden und Mannheim. Sie haben sich aus entflogenen Volierentieren als Populationen etabliert und leben ausschliesslich in Städten in den Rheinniederungen, weil das Klima da milder und die Feinddichte niedriger ist. Zudem wachsen in Städten in Parks zahlreiche exotische Pflanzenarten, von deren Samen sie sich ernähren. Auch rund um den Mittelmeerraum haben sich Grosse Alexandersittiche etabliert, allerdings in weitaus geringerer Zahl als die Kleinen Alexandersittiche.
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