Eisig, lebensfeindlich und doch wunderschön: Wie eine endlose weisse Wüste erstrecken sich die Schneelandschaften der Antarktis. Die extremen Bedingungen mit Temperaturen bis zu minus 90 Grad, die einen nur schon beim Zusehen frösteln lassen, halten den französischen Wissenschaftler Claude Lorius nicht davon ab, 1955 erstmals die Region zu erforschen. Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt: Das Jahrtausende alte Eis hütet ein Geheimnis. Zehn Jahre später lüftet es der Glaziologe zufällig, als er in sein Whiskeyglas Eis aus der Antarktis füllt. Sein Drink offenbart, dass das Eis unzählige eingeschlossene Luftbläschen aus Urzeiten enthält. 

Lorius gelingt es anhand der Bläschen, die Klimageschichte unseres Planeten bis rund 800 000 Jahre zurückzuverfolgen. Dabei wird ihm etwas Erschreckendes bewusst, das ihm die Öffentlichkeit damals noch nicht glauben will, aber heute bittere Realität ist: Der Mensch ist massgeblich für die klimatische Erwärmung der Erde verantwortlich und droht mit seinem Verhalten diese zu zerstören.

Der Oscar-prämierte Regisseur Luc Jacquet («Die Reise der Pinguine») gewährt beeindruckende Einblicke in die Natur der Antarktis und in die Forschungsarbeiten von Claude Lorius. «Ich wollte ein feinsinniges Porträt dieses grossartigen, weisen alten Mannes zeichnen, mit dem ich intuitiv Worte und Gedanken teile, die von unserer unermesslichen Liebe zu der Antarktis zeugen», erzählt der Franzose. 

Ein Mutmacher für den Umweltschutz
Der Zuschauer begegnet im Film aber nicht nur dem jungen, ehrgeizigen Wissenschaftler, der jedem Widerstand trotzt und seiner Zeit voraus ist. Die Szenen vermischen sich mit denen eines Mannes, der, 60 Jahre nachdem er den Eiskontinent zum ersten Mal betreten hat, in die Antarktis und somit in seine Vergangenheit zurückkehrt.

Während die Dokumentation voranschreitet, sieht man Lorius in den verschiedenen Teilen der Welt. Er reist dorthin, wo seine Vorhersagen eingetroffen sind. Die Naturgewalten, die durch den Klimawandel eingetreten sind, erzielen beim Betrachter die gewünschte Wirkung. Es drängt sich die Frage auf, welchen Platz der Mensch auf dem Planeten Erde hat und ob dieser überhaupt noch zu retten ist. 

Für den Regisseur steht die Antwort fest. Es geht ihm nicht darum, mit seinem Film Angst und Schrecken zu verbreiten, sondern Mut zu machen. «Ich denke, wir sollten uns alle motivieren, um die Umweltprobleme zu überwinden», sagt Luc Jacquet. «Das Über-sich-selbst-Hinauswachsen in der Antarktis liefert mir den eindeutigen Beweis, dass die Menschen fähig sind, sich aus einer schwierigen Lage zu befreien.» 

«Zwischen Himmel und Eis», Dokumentation, 89 Minuten, Studio: Frenetic Films, ab sofort in ausgewählten Schweizer Kinos.

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