Europa ist der weltgrösste Konsument, wie es im Fachblatt «Environmental Research Letters» heisst. Vor allem ist Europa weit davon entfernt, den Bedarf an pflanzlichen Rohstoffen auf dem eigenen Kontinent zu decken. Während im Ernährungsbereich auf rund 15 Prozent an Rohstoffen aus dem aussereuropäischen Raum zurückgegriffen wird, sind es bei Produkten, die nicht der Ernährung dienen, fast 65 Prozent des verbrauchten Palmöls, Soja, Ethanol, Baumwolle oder Leder.   Solche Rohstoffe werden etwa zum Herstellen von Kosmetik, von Biotreibstoffen oder Bioplastik verwendet – und das in rauen Mengen: Der europäische Durchschnitt beträgt 103 Kilogramm pro Jahr und Einwohner.    

Forscher aus Deutschland, Ôsterreich und Schweden berechneten, dass für den Baumwoll-Anbau vor allem in Indien, China und Pakistan rund 1,7 Millionen Hektar Land benötigt werden. Knapp darauf folgt die Fläche, die mittlerweile grossteils in Indonesien oder Malaysia zur Herstellung von Palmöl dient.    

Für die in Europa konsumierten rund 6,4 Milliarden Liter brauche es rund 1,6 Millionen Hektar pro Jahr. Die notwendigen Anbauflächen in Asien betragen für Kautschuk rund 1,3 Millionen und für Kokosöl ungefähr 0,7 Millionen Hektar. Für die Viehzucht zur Herstellung von Leder und Wolle für Europa werden überdies 1,2 Millionen Hektar genutzt.

Bio-Alternativen sind kontraproduktiv  
Die europäische Politik fördere solche negativen Entwicklungen vielfach: So führte etwa die Beimischung von Biokraftstoff im Treibstoff zwar zu einer Verringerung der CO2-Emissionen im Verkehr hierzulande. Es wurden dafür aber andernorts grosse Wald-Ökosysteme zerstört. «Die derzeitige Richtlinie zum Verbot von Einweg-Plastik lässt Ähnliches befürchten. Zwar könnte dadurch Plastik in den Weltmeeren reduziert werden, doch auch das Geschäftsmodell hinter Bioplastik ist sehr ressourcenintensiv», so der Froscher Martin Bruckner.  

Würde man die gleiche Menge an Palmöl durch Öl aus heimischem Raps ersetzen, bräuchte man dafür in Europa laut dem Wissenschaftler «dreimal so viel Fläche», was wiederum erhöhte Treibhausgasemissionen und Biodiversitätsverluste zur Folge hätte. «Nur durch eine starke Reduktion unseres Konsums können die Ökosysteme unseres Planeten effektiv geschützt werden», so Bruckners Fazit.