Berechnungen zufolge dürfen keinerlei neue CO2-emittierenden Anlagen wie Kohlekraftwerke mehr in Betrieb genommen werden, bestehende Anlagen müssten in ihrer Laufzeit oder ihrer Auslastung deutlich beschränkt werden. Das schreiben US-Forscher um Steven Davis von der University of California in Irvine im Fachblatt «Nature». Die 2015 in Paris vereinbarten Klimaziele sehen vor, den Anstieg auf deutlich unter 2 Grad, möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zum Beginn des Industriezeitalters zu begrenzen.    

«Unsere Ergebnisse zeigen, dass neue CO2-emittierende Infrastruktur praktisch keinen Platz hat, wenn die internationalen Klimaziele erfüllt werden sollen», sagt Co-Autor Steven Davis. Stattdessen müssten bestehende Kraftwerke und Industrieanlagen früher stillgelegt werden, sofern sie nicht mit Technologien nachgerüstet werden können, um Kohlendioxid (CO2) gar nicht erst auszustossen. Emissionen könnten auch ausgeglichen werden, indem CO2 aus der Atmosphäre geholt werde. Solche Techniken sind aber bislang noch nicht breit einsetzbar.    

Davis und sein Team hatten berechnet, wie viel CO2 global gesehen ausgestossen wird, wenn alle bestehenden Anlagen unter anderem aus dem Kraftwerks- und Industriesektor mit ihrer vorgesehenen Laufzeit weiter betrieben werden. Ergebnis: Rund 658 Gigatonnen CO2 würden freigesetzt. Diese Zahl bewegt sich – abhängig von der Berechnungsgrundlage – in einem Rahmen zwischen 226 und 1479 Gigatonnen. Beziehen die Forscher geplante oder in Bau befindliche Kraftwerke mit ein, kommen sie sogar auf rund 846 Gigatonnen.    

Um das 1,5-Grad-Ziel mit einer Wahrscheinlichkeit von 66 Prozent zu erreichen, dürfen laut Weltklimarat aber nur noch rund 420 Gigatonnen in die Atmosphäre geblasen werden. Die Organisation geht davon aus, dass eine globale Erwärmung von 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit wahrscheinlich zwischen 2030 und 2052 erreicht ist, wenn der Temperaturanstieg so weitergeht wie bislang.