Im Kanton Thurgau ist kein weiterer Rückgang von mittelhäufigen Arten festgestellt worden. Doch es gibt auch Verlierer.

Seit 2009 erhebt der Kanton auf 72 Untersuchungsflächen von je einem Quadratkilometer die Vielfalt an Brutvögeln, Tagfaltern und Pflanzen. Die zweite Erhebungsperiode ist nun abgeschlossen und die Ergebnisse stimmen verhalten optimistisch, wie das Amt für Raumentwicklung des Kantons Thurgau am Montag mitteilte.

Zwischen 2009 und 2012 sowie 2013 und 2017 wurde eine Stabilisierung der Artenvielfalt von Pflanzen festgestellt. Bei den Tagfaltern stieg die durchschnittliche Artenzahl pro Untersuchungsfläche von 21 auf 23, bei den Brutvögeln von 36 auf 39.

Förderung zahlt sich aus  
Besser gehe es vor allem mittelhäufigen Arten, die keine allzu grossen Ansprüche an ihren Lebensraum stellten. Beispiele solcher Arten sind Flockenblume, Grosses Ochsenauge und Grünspecht. Sie sind deutlich anspruchsvoller als der Löwenzahn oder der Kohlweissling, jedoch keine Lebensraumspezialisten wie der Frauenschuh oder andere einheimischen Orchideen.

Erfreulich sei, dass sich die Artenvielfalt von Pflanzen, Vögeln und Tagfaltern in Landwirtschaftsgebieten mit Vernetzungsfunktion besser entwickle als ausserhalb, heisst es in der Mitteilung weiter. In diesen Korridoren, die der Vernetzung von Naturschutzgebieten dienen, fördern Bund und Kanton Biodiversitätsförderflächen von Landwirten mit Zusatzbeiträgen von jährlich rund 2,5 Millionen Franken.

Zudem bietet das kantonale Amt für Raumentwicklung Beratungen und unterstützt die Ansaat von Blumenwiesen finanziell. Nicht ohne Wirkung: So hat beispielsweise zwischen 2003 und 2017 die Wiesenfläche mit hoher Artenvielfalt in den Vernetzungskorridoren von rund 70 auf 380 Hektaren zugenommen.

Pflanzenvielfalt nimmt ab  
Allerdings gibt es auch Verlierer: Prominente Beispiele sind Kuckuck, Aurorafalter und Wegwarte. Viele Arten, die auf trockenen Magerwiesen oder in Übergangsbereichen von Wald und Wiese wachsen, sind seltener geworden. Vögeln wie der Feldlerche, die auf Äckern oder Wiesen brüten, konnte mit den bisherigen Massnahmen nicht ausreichend geholfen werden. Auch Lebensraumspezialisten der roten Liste sind weiterhin stark unter Druck.

Ein weiterer negativer Trend macht auch vor dem Thurgau nicht Halt: Die Pflanzenvielfalt nahm im Landwirtschaftsgebiet ohne Vernetzungsfunktion weiter ab. Überall - im Siedlungsgebiet, im Wald, in Naturschutzgebieten und in der Landwirtschaft - bestehe weiterhin erheblicher Handlungsbedarf.

Siedlungsgebiet «erschreckend naturfern»  
Das Monitoring zeigt, dass gerade auch das Siedlungsgebiet erschreckend naturfern und arm an Schmetterlingen und vor allem an Vögeln geworden ist. Der Bestand von einigen Allerweltsarten wie dem Grünfink ist geradezu eingebrochen.

Mit mehr einheimischen Pflanzen, weniger Mähen sowie dem Verzicht auf Dünger und Pestizide in Gärten, Grünflächen und Strassenböschungen wäre der Artenvielfalt vielerorts geholfen, schreibt das Amt für Raumentwicklung.

Die jährlichen Kosten für das Monitoring betragen 70'000 Franken. Sie werden vom Amt für Raumentwicklung, vom Amt für Umwelt sowie vom Landwirtschafts- und Forstamt getragen.