Seit der denkwürdigen Rothenthurm-Abstimmung von 1987 sind die Moore der Schweiz in der Verfassung gut geschützt. Zum dreissigjährigen Jubiläum der Abstimmung haben BirdLife Schweiz und die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz SL nun einen Bericht zum heutigen Zustand der Moore der Schweiz erarbeitet. Das dramatische Ergebnis: Die Qualität der Moore der Schweiz sei heute weit entfernt vom Zustand, wie er gemäss Verfassung zu sein hat. Der Bericht besagt, dass der Schutz der Moore dringend und massiv verbessert werden müsse.

Der Zustand der Moore war schon vor 30 Jahren bedenklich
Im Jahr 1987 wurden alle Moore der Schweiz dank der Rothenthurm-Initiative unter Schutz gestellt. Zwanzig Jahre später, 2007, veröffentlichte der Bund eine detaillierte Untersuchung zum Zustand der Moore. Schon damals wurde der Allgemeinzustand der Moore der Schweiz als besorgniserregend beurteilt. Denn durch Austrocknung und den Anstieg des Nährstoffgehalts im Boden verlieren diese Biotope gemäss der Untersuchung allmählich ihre typischen Eigenschaften: die Nässe und die zum Teil extreme Nährstoffarmut. Hochmoore büssen zudem ihren sauren Charakter ein.

Jetzt, zum dreissigjährigen Jubiläum der Rothenthurm-Abstimmung, legen BirdLife Schweiz und die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz SL einen neuen Bericht zum Zustand der Moore vor. Er beinhaltet alle Fakten, welche die Entwicklung der Moore in den letzten zehn Jahren dokumentieren.

Moore erhalten zu viele Nährstoffe
Besonders aufschlussreich sei die im Juli veröffentlichte Publikation des Bundesamts für Umwelt (BAFU) zum Zustand und zur Entwicklung der Biodiversität in der Schweiz, schreiben BirdLife Schweiz und die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz.  Darin wird auf die Ergebnisse von 2007 Bezug genommen und darauf basierend gezeigt, dass «erste Resultate der Wirkungskontrolle Biotopschutz Schweiz darauf hindeuten, dass sich dieser negative Trend fortsetzt: Die Moore werden nährstoffreicher, trockener und dichter. In rund zwei Dritteln der Flachmoore nimmt die Verbuschung zu, besonders ausgeprägt ist dieser Prozess in den höher gelegenen Gebieten (über 1000 Meter über Meer). Die dortigen Objekte verbuschen im Mittel fünfmal so schnell wie die tiefer gelegenen. Die Verbuschung weist auf eine fehlende oder nicht angepasste Nutzung hin», ist im Dokument zu lesen. Mit der Verbuschung verschwinden typische Tier- und Pflanzenarten der Moore und die Moore trocknen aus. Allein aus der Publikation des BAFU werde klar: Nach der besorgniserregenden Situation 2007 habe sich in den letzten zehn Jahren der Zustand nicht etwa verbessert, sondern noch weiter verschlechtert.

Die Befunde werden laut BirdLife Schweiz und der Stiftung Landschaftsschutz Schweizdurch weitere Quellen bestätigt: Die Hälfte aller Moore sei in einem schlechten Zustand, folgern sie. Neben der Austrocknung und Eutrophierung sei auch oft der Torfbildungsprozess gestört, und die Moorflächen nehmen noch immer leicht ab. Mehrere typische Arten der Moore wie der Grosse Brachvogel, das Niedrige Veilchen oder der Moor-Hallimasch seien in der Schweiz ausgestorben. Gefährdete Arten würden immer weniger geeigneten Lebensraum vorfindfen. Insgesamt müssten 79 Prozent der Hochmoore und 30 Prozent der Flachmoore von nationaler Bedeutung laut Experten saniert werden. Wichtig sei zudem, dass die Biotope adäquat gepflegt werden.

Besserer Schutz und Unterhalt sind dringend
Gesamthaft, das besagt der neue Bericht von BirdLife Schweiz und SL, sei die Qualität der Moore der Schweiz heute von einem verfassungsmässigen Zustand weiter entfernt denn je. Ein besserer Schutz, Sanierungsmassnahmen zur Werterhaltung und ein fachgerechter Unterhalt seien deshalb dringend. Dies ist auch betreffend Klimaschutz von Bedeutung: Intakte Moore binden CO2, zerstörte Moore hingegen geben sogar CO2 ab. Für Werner Müller, Geschäftsführer von BirdLife Schweiz, ist klar: «Politik und Verwaltung in Bund und Kantonen sind gefordert, die Bundesverfassung beim Moorschutz endlich umzusetzen.»