Dies zeigt eine europaweite Studie, an der auch die Eidgenössische Forschungsanstalt WSL und die EPFL beteiligt waren. Die Forscher untersuchten insgesamt 560 Vegetationsproben aus intakten Torfmooren, die in 56 europäischen Ländern entnommen wurden. Mit den Proben analysierten sie das Verhalten dieser Ökosysteme angesichts verschiedener Temperaturen, Niederschlagsmengen und Grade von Luftverschmutzung.

Das Resultat verblüfft, wie das WSL am Freitag mitteilte: «Die Eigenschaften der Torfmoore waren überall identisch und belegten eine erstaunliche Fähigkeit zur Anpassung an Klimaschwankungen.»

 

Arten werden einfach ersetzt
Damit dies möglich ist, werden die in bestimmten Klimazonen vorhandenen Gefässpflanzen und Moose in anderen Gebieten durch andere Arten ersetzt – eine funktionale Redundanz. Diese Arten erfüllen die genau gleichen Aufgaben, sind aber besser an ihre Umgebung angepasst. So ist das Überleben des Torfmoors als Ökosystem gewährleistet.

 

Ein Beispiel: Die Pflanzenarten der irischen Torfmoore wurden in Schweden durch andere, besser an das Klima angepasste Arten ersetzt, wird Luca Bragazza vom WSL in der Mitteilung zitiert. «Letztere behalten die gleiche Funktion im Ökosystem, zum Beispiel die gleiche Blatt- und Stilgrösse.»

 

Funktionale Redundanz sichern Torfmoore, die auf einem feuchten und sauren Boden liegen, spielen laut WSL eine wichtige Rolle auf der Erde: Denn obwohl sie nur drei Prozent der Erdoberfläche bedecken, versiegeln sie rund 500 Gigatonnen Kohlenstoff. Dies entspreche 67 Prozent des in der Atmosphäre vorhandenen Kohlendioxid und der Leistung sämtlicher borealen Wälder, die zehn Prozent des Planeten bedecken.

Der Torf – ein CO2-Speicher
So speichert ein einziger Meter Torf CO2 aus einem ungefähren Zeitraum von 1000 Jahren. Für die Forscher ist es daher von «vitaler Bedeutung, das Verhalten der Torfmoore angesichts des Klimawandels vorherzusagen«. Nur so könne man wissen, ob demnächst mit einem massiven Kohlendioxid-Ausstoss in die Atmosphäre zu rechnen ist.

 

Für Bragazza zeigt die Forschungsarbeit, wie wichtig es ist, die Torfmoore zu bewahren. Denn ihre Fähigkeit, sich an den Klimawandel anzupassen und damit die CO2-Speicherung fortzusetzen, «hängt davon ab, dass ihre Arten sich von einem Torfmoor zum anderen fortbewegen können, um die funktionale Redundanz zu gewährleisten».

 

Torfmoore verfügen zwar nur über eine bescheidene Biodiversität, die gemäss WSL von einer Region zur anderen lediglich geringfügige Unterschiede aufweist. Zudem reagieren die rund 60 Pflanzenarten empfindlich auf die Umweltbedingungen. Für Bragazza ist daher klar: «Die Forschungsarbeit unterstreicht erneut die Wichtigkeit, die Biodiversität der Torfmoore zu bewahren und ihre Isolation zu vermeiden.»