Im Hochsommer schmecken Tomaten frisch vom Strauch am besten. Doch die Lust nach den aromatischen Vitaminbomben überkommt uns oft schon im Frühling. Statt auf spanische Importware auszuweichen, gibt es eine elegante Möglichkeit, die roten Früchte bereits ein paar Wochen früher zu geniessen: das Gewächshaus. Ob günstig mit Kunststofffolie oder edel aus Glas – nicht jedes Modell eignet sich für jeden Garten gleich gut. Ausserdem ist es immer abhängig vom jeweiligen Verwendungszweck und den Platz- sowie Budgetmöglichkeiten, wie das private Gemüse- und Überwinterungsstübchen schliesslich daherkommen soll.

«Im kleinen Garten mit wenig freier Fläche empfiehlt es sich, das Gewächshaus direkt an die Hauswand zu montieren», sagt Patrick Birrer vom Wyss Gartenhaus in Zuchwil SO. Im Gegensatz zum freistehenden Modell spare man dabei das Material für die vierte Wand, was die Anbauvariante nicht nur zur platzsparenden, sondern auch günstigeren Alternative zu freistehenden Modellen macht. «Zudem ist das Grünhaus so besser vor Wind und Kälte geschützt und profitiert von der wärmespendenden Wirkung der Hauswand», ergänzt der gelernte Gärtner. Wenn immer möglich, sollte das Gewächshaus gegen Süden oder Westen ausgerichtet werden. Denn auf der Sonnenseite wird es optimal bestrahlt und nimmt so besonders viel Licht auf, das es bereits in den kalten Monaten an die Setzlinge weitergeben kann. 

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Anfänger starten günstig
Ein einfaches Folienhaus können Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner selbst montieren, bei Bedarf flexibel und schnell wieder abbauen und anderswo neu platzieren. Der grosse Vorteil der mobilen Variante: Sie braucht keine baurechtliche Bewilligung. Im Zweifelsfall lässt man sich bei der Gemeinde schon vor dem Kauf beraten, ob für das geplante Objekt eine Baubewilligung nötig ist. Ein Kriterium ist dabei auch häufig die Höhe des Kultivierungsraums. Wer günstig starten will, ist schon mit wenig Geld dabei: «Ein Folienhaus der Grösse 1,8 auf 2,4 Meter mit einer Höhe von zwei Metern ist ab 200 Franken erhältlich», sagt David Müller vom Stadt-Gartencenter Hauenstein in Winterthur ZH. Besonders geeignet sei ein Modell mit Folie für die Setzlingsaufzucht im Frühling oder zum Frostschutz von sensiblen Pflanzen im Winter.

Plant man hingegen den Anbau von Tomaten, Auberginen und Brokkoli im grösseren Stil, ergebe diese Variante weniger Sinn. Für mehr Vielfalt im Gemüserepertoire und ergiebigere Ernteresultate greift man deshalb zur grosszügigeren Variante aus stabilem Kunststoff oder Glas. Sie bietet genügend Platz, hält Wind und Regen stand und ist langlebiger. Das Material sei auch eine Frage der Optik, meint Müller: «Glasscheiben sind transparent und lassen den Blick ins Innere des Gewächshauses zu.» So ist es fürs Auge die schönere Variante. Ein Modell der Grösse 2,3 auf drei Meter mit Glasscheiben und Aluminiumträgern kostet rund 3000 Franken. Glas bietet hohe Lichtwerte und hat eine längere Lebensdauer als Kunststoff.

Doch nicht jedes Plastik ist minderwertig: Im Gegensatz zum vier Millimeter dicken Glas ist die Isolationswirkung beim zehn Millimeter dicken, doppelwandigen Polykarbonat laut Müller um ein Vielfaches höher. Somit ist diese Kunststoffalternative einiges effizienter im Bereich Kälteschutz. Allerdings ist sie im Vergleich zum Glashaus fast 2000 Franken teurer und mit ihren milchigen Wänden nicht derselbe Hingucker.

Radieschen gehören ins FreieFür die Ausstattung und den Bodenbelag im Innern empfiehlt sich Vielfalt: Wenn ein Teil des Bodens mit Platten belegt ist, können darauf Töpfe für das Überwintern platziert werden. Ein anderer Teil soll offene Erde sein. Hier können Tomaten, Kürbis oder anderes Gemüse dank mildem Klima grosse Wurzeln bilden. So werden sie entsprechend kräftig.

«Bequem ist auch ein Arbeitstisch, um Setzlinge zu pflegen», empfiehlt Lydia Minder. Die gelernte Gärtnerin ist beim Gartencenter Grünenfelder AG in Ziegelbrücke GL für die Stauden- und Baumschulgärtnerei zuständig. «An sich kann man fast jedes Gemüse im Gewächshaus vorziehen und profitiert damit
von einer drei bis vier Wochen früheren Ernte. Doch Rüebli, Radieschen und Bohnen pflanzt man nach den Eisheiligen im Frühjahr besser direkt ins Freie», sagt Minder.

Aber Vorsicht: Zu viel Euphorie kann auch schaden, mahnt die Gemüsefachfrau: «Manch ein neuer Besitzer bepflanzt das Gewächshaus zu dicht oder zieht zu viele Setzlinge aufs Mal, die sich dann beim Wachstum gegenseitig den Platz streitig machen und vergeilen.» Im Gewächshaus gilt deshalb: Weniger ist mehr. So werden Setzlinge vorzugsweise gestaffelt herangezogen, um dann regelmässig genussfertige Salate und Peperoni ernten zu können. 

Heizen für den Oleander
Ein Kompromiss zwischen Ästhetik und Funktionalität bietet die Kombination von Glas und Noppenfolie im Winter: Der Überzug aus Plastikluftblasen kann flexibel über das Gewächshaus geworfen werden und bietet so einen zusätzlichen Isolationsschutz für die kühlen Wintermonate.

Wer das Haus nicht bloss für die Gemüseproduktion anschafft, sondern es im Winter als Unterschlupf für sensible Topfpflanzen nutzen will, braucht eine sogenannte Frostwächterheizung. Besonders wichtig ist diese elektrische Installation, wenn man empfindliche Pflanzen wie Oleander, Zitrusfrüchte oder Palmen im Gewächshaus überwintern möchte. «Fällt die Temperatur unter drei Grad, schaltet sich die Heizung automatisch ein, bis die nötige Wärme wieder erreicht ist», so der grüne Profi. Eine einfache Beheizung kann nachträglich installiert werden und kostet um die 100 Franken.

Um im Gewächshaus die idealen Klimabedingungen aufrechtzuerhalten, muss regelmässig gelüftet werden: Hier gibt es einerseits die manuelle Variante mit Klapp- oder Schiebefenster. Andererseits sind hydraulische Fensteröffner im Angebot, die als Zubehör montiert werden können. Mit dieser mechanischen Öffnungs- und Schliessfunktion ausgestattet, reagiert die Apparatur jeweils auf die Temperatur im Innern des Hauses.

«Die absolute Luxusvariante ist natürlich ein vollautomatisch gesteuertes Modell», sagt Patrick Birrer vom Wyss Gartenhaus: Elektronische Sensoren sorgen dafür, dass automatisch optimal gelüftet wird. Auch auf Wind und Regen reagieren die Sensoren. Diese Variante ist also geeignet, wenn das Gewächshaus nicht regelmässig manuell gelüftet werden kann. Denn die regelmässige Luftzufuhr ist entscheidend dafür, dass die Pflanzen von Pilzbefall verschont bleiben.