Die Blicke der Nachbarn waren auch ohne Worte vielsagend: Das im angrenzenden Haus lebende Ehepaar genoss im Garten gerade die Sonne und wirkte alles andere als erfreut, als wir unseren Kompost fütterten. Aus gutem Grund: Als wir die Grüntonne öffneten, um darin unsere
Küchenabfälle zu entsorgen, breitete sich ein leicht fauliger Gestank aus, unangenehm. 

Deshalb haben wir uns vorgenommen, den Kompost fortan besser zu hegen und zu pflegen. Edith Egli, seit 2011 als Kompostberaterin für die Stadtgärtnerei des Kantons Basel-Stadt tätig, erklärt, wie sich ein vorbildlicher Kompost präsentieren sollte: «Er darf nicht stinken, muss locker sein und sollte binnen eines Jahres gute Komposterde bescheren.» Um das zu erreichen, gilt es laut ihr, die für den Kompost vorgesehenen Rohstoffe auf die Grösse eines Fünflibers zu zerteilen. Das erleichtert es Pilzen, Bakterien und Kleintieren, die biologisch-organischen Reststoffe aus Küche und Garten zu Humus zu verarbeiten. 

Nicht aus dem Auge verlieren sollte man auch die Tatsache, dass der Kompost Luft benötigt. Denn ohne sie geht das organische Material in sogenannte anaerobe Fäulnis über. Ein übler Geruch ist die Folge. Um den Kompost mit ausreichend Luft zu versorgen, empfiehlt es sich nebst den Rüstabfällen oder dem Rasenschnitt auch strukturreiches Trockenmaterial wie Häcksel oder Sträucherschnitt in gleicher Menge beizugeben. Eine weitere wichtige Massnahme für eine genügende Luftzufuhr ist das regelmässige Mischen des Komposts – und zwar im Bereich der obersten 30 Zentimeter. 

«Zudem sollte man den Kompost vor Sonne, Wind und Niederschlägen schützen und deshalb stets zugedeckt halten», rät die seit rund 30 Jahren als Kompostberaterin arbeitende Expertin. Für eine rasche Kompostierung unerlässlich sind gleichmässige Bedingungen bezüglich Luft und Feuchtigkeit. Ein Kompost sollte sich wie frische Erde anfühlen und weder zu trocken noch zu nass sein, sagt Egli. Um das zu überprüfen, empfiehlt sie einen Griff in den Kompost. «Dabei sollte sich das Material mit zwei Fingern greifen lassen.» Zerbröselt der Kompostinhalt dabei, dann ist er zu trocken. «In einem solchen Fall sollte man mit der Spritzkanne ein bisschen Wasser zugeben.»

Tierische Bewohner geben Auskunft
Oft reicht es auch schon aus, am Kompost zu riechen: «Stinkt dieser, ist er zu feucht.» In solchen Fällen hilft Folgendes: Hinzufügen von mehr Häckselgut und weniger Küchenabfällen – oder ein Anruf bei einem Kompostberater. «Aber wer sich an die Grundregeln des Kompostierens hält, bringt den Gestank meist rasch wieder zum Verschwinden.» Viele Menschen würden sich grundsätzlich
daran stören, wenn sich in ihrer Umgebung eine Grüntonne befindet, sagt Egli: «Ein gepflegter Kompost mieft nicht, im Gegenteil. Er verströmt vielmehr einen feinen, geradezu herben Duft.» Wer seinen Humus noch ein wenig veredeln möchte, gibt alle zwei Wochen eine Handvoll Gesteinsmehl zum Kompost. Essenziell ist dies jedoch nicht.

Wie es um einen Kompost bestellt ist, lässt sich übrigens nicht zuletzt an dessen Bewohnerinnen und Bewohnern ablesen, erklärt Egli: «Während Unmengen an Asseln ein Anzeichen für zu grosse Trockenheit sind, deuten unzählige Wurmknäuel oder Hunderte von Soldatenfliegenlarven auf zu viel Nässe hin.» Ein gutes Anzeichen ist es hingegen, wenn im Kompost eine grosse Artenvielfalt kreucht und fleucht. 

Doch zurück zu unserem Kompost: Dank dem neuen Wissen sollte es aus der Grüntonne künftig vielleicht nicht gerade nach Rosen, aber deutlich angenehmer riechen. Was auch die Nachbarn schätzen werden. 

Literaturtipps
Robert Sulzberger: «Kompost,
Erde & Düngung. Gesunder Boden –
gesunde Pflanzen», Verlag: BLV,
ISBN: 978-3- 8354-1458-7, ca. Fr. 13.–

Andreas Modery und Engelbert Kötter: «Kompost für alle Zwecke»,
Verlag: Cadmos, ISBN: 978-3-8404-
7539-9, ca. Fr. 20.–