Es gibt zig Situationen, in denen ein Hund an die Leine muss. Ein Hundeleben ohne Leine ist nahezu unmöglich. Für jeden Hundehalter stellt sich also irgendwann die Frage: Halsband oder Brustgeschirr? Diese Diskussion wird unter Hundeliebhabern vorwiegend emotional geführt. Die eine Hundeschule empfiehlt dies, die andere das. Beim Laien, der sich zum ersten Mal mit der Frage auseinandersetzt, sorgt das für noch mehr Verwirrung. Höchste Zeit, Argumente ins Spiel zu bringen.

Möchte man die Auswirkungen eines Halsbandes genauer studieren, helfen Kenntnisse der Anatomie. Zunächst wären da die sieben Halswirbel. Sie geben dem Hals seine Stabilität. In den Wirbeln verlaufen vom Gehirn kommende, wichtige Nervenstränge, umgeben sind die Wirbel von kräftigen Muskeln. Wer je eine Nackenverspannung oder gar ein Schleudertrauma hatte, der weiss, wie sensibel die Halswirbelsäule mit ihren zugehörigen Strukturen ist und welche Schmerzen sie verursachen kann. Vor allem auf seitlich einwirkende Kräfte reagiert sie empfindlich.

An der unteren Halsseite liegt der Kehlkopf. Er bildet den Übergang vom Rachen zur Luftröhre, besteht aus feinen Knorpeln und beherbergt den Stimmapparat. Wird der Kehlkopf gequetscht, fangen Hunde an zu röcheln. Dieses Geräusch ist immer dann zu hören, wenn ein Hund stark an der Leine zieht. Nicht weit entfernt liegt die Schilddrüse, es beginnen die Speiseröhre die Luftröhre, rechts und links verlaufen grosse Blutgefässe. Da wird auch dem Laien klar: Viele empfindliche Strukturen können durch ein Halsband in Mitleidenschaft gezogen werden. 

Leinenruck hat ausgedient
Immerhin: Der Leinenruck, früher eine gängige Erziehungsmethode, um den Hund bei Fuss gehen zu lassen, hat definitiv ausgedient, auch wenn es noch ein paar Unbelehrbare geben mag. Dennoch lässt sich nicht gänzlich verhindern, dass über das Halsband Kräfte auf den Hals einwirken. Selbst wenn der Hundeführer stets mit der lockeren Leine geht und der Hund gelernt hat, dass das Ziehen nichts bringt, ist das keine Garantie. Wenn der Vierbeiner etwas Spannendes sieht und deshalb übermütig vorprescht, kann er beispielsweise selbst beachtliche Kräfte verursachen, die auf das Halsband und in der Folge auf den Hals einwirken. Je dünner das Halsband, desto schlimmer die Auswirkungen.

Aus gesundheitlicher Sicht schneidet das Brustgeschirr wesentlich besser ab. Einzige Voraussetzung: Es muss passen. Eine Untersuchung an der deutschen Universität Jena, bei der 327 Hunde mit Brustgeschirr auf dem Laufbahn traben durften, brachte ans Licht: Nicht passende Geschirre schränken die Bewegungsfreiheit ein oder können gar Schäden verursachen.

Zwischen Brustgeschirr und Tierkörper sollte Spielraum sein. Empfohlen werden ein bis zwei Finger. Zu enge Brustgeschirre verursachen Einschnürungen, zu weite Geschirre können reiben und sind lästig für den Hund. 

Der Halsteil sollte so am Körper liegen, dass sich die Vorderbeine bei der Anprobe problemlos nach vorn strecken lassen und volle Bewegungsfreiheit haben. Schnallen, Haken und Ösen sollten nicht direkt am Tierkörper aufliegen. Gut geeignet sind Modelle mit Unterpolsterung dieser Elemente.

So ausgerüstet ist es kein Problem, wenn der Hund sich erschreckt und zum Beispiel einen unverhofften Sprung zur Seite macht. Der Druck wird über das Brustgeschirr auf einen grösseren und unempfindlicheren Bereich umgelenkt.