In der Weihnachts- und in der Osterzeit landen fast täglich Hunde mit einer Schoggivergiftung auf meinem Behandlungstisch», sagt Leslie Wohlgroth von der Kleintierpraxis am Obersee in Altendorf SZ. Dann liegt in Haushalten jeweils besonders viel Schokolade herum, der verfressene Hunde nicht widerstehen können. «Vielen Hundehaltern ist nicht bewusst, wie giftig Schokolade für Hunde ist», sagt die Tierärztin.

Vor allem mit schwarzer Schoggi ist nicht zu spassen: Ein bloss ein Kilogramm schwerer Chihuahua zum Beispiel kann schon an ein paar Stückli Zartbitterschokolade sterben. Bei einem 10 bis 15 Kilo schweren Hund wie einem Cocker Spaniel hat schon eine Tafel tödliche Folgen. Und eine britische Studie zitiert einen besonders krassen Fall: Zwei Englische Bulldoggen frassen je ein Stück Kuchen mit Schoggiglasur (je etwa 20 bis 30 Gramm Schokolade) – und verendeten noch am gleichen Tag.

Es ist ein Stoff namens Theobromin, der Schokolade für Hunde so gefährlich macht. Dieses Gift kommt in Kakaokernen und -schalen vor, ist für den Menschen aber ungefährlich, weil Enzyme es in unserem Körper relativ rasch abbauen. Hunde, Katzen, Pferde und einige andere Tiere dagegen können Theobromin nur langsam abbauen. Weil schwarze Schokolade viel Kakao enthält, weisse dagegen praktisch keine, gilt der Grundsatz: je dunkler, desto gefährlicher.

Hat ein Hund Schokolade gefressen, muss er sofort zum Tierarzt
Besonders häufig erleiden laut Wohlgroth Hunderassen wie Labrador, Golden Retriever und Mops Schokoladevergiftungen. «Eher gierige Rassen eben.» In den meisten Fällen würden die Halter ihren Hunden nicht vorsätzlich Schokolade zu fressen geben. «Viele lassen Schoggi auf dem Kaffeetisch oder sonst wo liegen, und der Hund holt sich den Leckerbissen, wenn sein Herrchen oder Frauchen nicht hinschaut.»

Katzen vertragen Theobromin noch schlechter als Hunde. «Allerdings sind die Stubentiger viel weniger scharf auf Süsses», sagt Wohlgroth. Manche Hunde seien regelrecht schoggisüchtig, einige würden sogar in regelmässigen Abständen eingeliefert. «Wahrscheinlich ist Schoggi für sie einfach zu fein. Die Hunde machen nicht die Verbindung zwischen der Schoggi und dem Fakt, dass es ihnen danach schlecht ging.»

Das liegt vielleicht auch daran, dass die Symptome einer Vergiftung nicht sofort auftreten. Erst nach einigen Stunden bekommt der Hund Fieber, erbricht, wird schwach, beginnt zu zittern oder zeigt Anzeichen einer Herzrhythmusstörung. Wichtig sei es, dass der Halter rasch reagiere, wenn sein Hund Schokolade gefressen habe und ihn sofort zum Tierarzt bringe, sagt Wohlgroth. Je nach Menge könne es auf jede Minute ankommen.

Ein Gegengift gegen Theobromin gibt es nicht. Hat der Hund die Schokolade erst vor ein bis zwei Stunden gefressen, kann der Tierarzt ihn mithilfe von Medikamenten zum Erbrechen bringen oder seinen Magen auspumpen. Sobald die Schokolade ganz im Darm aufgenommen wurde, ist nur noch eine Bekämpfung der Symptome möglich, zum Beispiel mit Krampflösern, Infusionen oder Aktivkohle.

Eigentlich gibt es im Handel für Haustiere eine süsse Alternative zu Schokolade: Diverse Futtermittelmarken haben spezielle Hunde-Schoggi im Sortiment, die laut ihren Informationen ohne oder mit einer ungefährlichen Dosis Theobromin auskommt. Trotzdem rät Wohlgroth von der regelmässigen Verfütterung solcher Tier-Schokolade ab: «Die Hunde gewöhnen sich dadurch an den süssen Geschmack – und einige werden danach zu regelrechten Profis, wenn es ums Schoggiklauen geht.»