Lesergeschichten
Wie Hündin Marie ihrer Vergangenheit und ihrem Blindsein trotzt
In ihrer Lesergeschichte erzählt Andrea Prantner von der Hündin Marie, welche als unsichere Pflegestelle-Hündin bei ihr zuhause richtig aufblühte und auch sich auch von einem Schicksalsschlag nicht unterkriegen lässt.
Am 31 Oktober 2015 musste ich meine geliebte Hündin einschläfern. Ich wusste, um über den Verlust hinweg zu kommen brauche ich eine neue Aufgabe. Also machte ich mich auf die Suche nach einem neuen Hund. Ich wollte ein Tier, das es verdient hatte, ein schönes Zuhause zu bekommen. Bei meiner Suche stiess ich immer wieder auf ein Profil einer Mischlingshündin. Man wusste nicht viel über sie. In einem dunklen Verlies, völlig abgemagert habe man die Hündin gefunden. Die Welt und auch Menschen waren ihr fremd. Ich meldete mich bei der Pflegestelle.
Durch meine Erfahrung konnte ich Punkten und bekam die Chance den Hund kennen zu lernen. Vor meinem ersten Besuch wusste ich das dieser Hund bestimmt nicht auf mich zurennen würde vor Freude. Ich stellte mich darauf ein das die Hündin mich anbellen und misstrauisch reagieren würde – doch falsch gedacht. Ich kam in den Innenhof setzte mich auf eine Stufe, die Tür ging auf und die Hündin kam raus. Sie beschnüffelte mich und setzte sich zwischen meine Beine. Die Pflegerin fing an zu weinen und erzählte das schon 12 Anwärter da waren und alle habe die Hündin angekläfft und kein Kontakt zugelassen. Nach einem 2-stündigem Spaziergang wusste ich, es ist viel Arbeit aber wir werden das schaffen. Für die Pflegerin war auch sofort klar, dass die Hündin zu mir muss und so begann für Marie (die Hündin) ein neues Leben.
Der Anfang war schwer
Einfach war es nicht den Marie kannte nichts. Alles musste ihr gezeigt werden. Unsicher und ängstlich war sie in jeder Situation. Das erstaunliche war, dass Marie heute etwas lernte und morgen dies schon perfekt umsetzte. Ich habe zu meiner Verwunderung auch herausgefunden, dass sie es liebt einem Motocross oder Spielzeugauto nachzuhetzen. Nach einem Jahr hatte ich es geschafft, Marie hatte sich um 180 Grad gedreht aus einem ängstlichen Tier wurde eine selbstbewusste Hündin. Die Angst vor Menschen ging nicht ganz weg aber mit dem konnten wir super Leben. Ich wollte Marie bei der Pflegestelle zeigen. Wir verabredeten uns. Nach einem Spaziergang verriet mir die Pflegerin das sie jeden Tag darauf wartete das ein Anruf kommt und ich mitteile das es mit Marie nicht funktioniert, umso glücklicher sei sie, dass ein solch tolles Gespann aus uns wurde.
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Schicksalsschlag
So vergingen die Jahre. Dann eines Tages stellten wir einen Schatten auf beiden Augen fest. Der Arzt meinte es sei eine Entzündung doch die Lage spitze sich zu. Auf einmal stieg der Augendruck. Die Ärzte versuchten alles um die Ursache zu finden doch ohne Erfolg. Der Leidensdruck wurde so hoch, dass ich am Ende entschied ihr die Augen zu entfernen. Ich hatte riesige Angst das nun die blinde Marie wieder zum Panikhund wird. Zurück in alte Muster fällt. Falsch gedacht. Seit über einem Jahr ist sie nun blind, aber Marie kann selbstständig ihren Weg laufen macht genauso jeden «Seich» mit wie vorher und, was unglaublich ist, die Scheu vor Menschen hat sie abgelegt. Jeden Tag staune ich wie sie selbstständig ihre Wege geht und sogar präzise einem Spielzeugauto nachrennen kann.
Ich möchte mit meiner Geschichte Menschen sensibilisieren, wenn man sich ein Hund anschaffen will, der eine Vergangenheit hat, darauf zu achten das der Hund auch das Vertrauen zum Menschen hat und nicht in eine Beziehung gezwungen wird denn dann ist alles möglich. Und behinderte Hunde können genauso lebensfroh sein, wenn man sie nur lässt. Wir Menschen denken immer das es für ein Tier schlimm sein muss eine Behinderung zu haben. Ist es aber nicht – doch wir Menschen vertüdeln unsere Tiere so sehr aus Mitleid, dass das Tier jegliches Selbstvertrauen verliert und eingeht. Ich habe zu Marie gesagt, dass sie nun ihren Weg gehen muss. Ich bin bei ihr, aber ich lasse sie machen, auch wenn das bedeutete, dass sie mal den Kopf anstösst. Marie zeigte mir, dass es der richtige Weg war.
Text von Andrea Prantner
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