Wo Pferde gehalten werden, gibt es meist auch viel Platz, Natur und die Möglichkeit zum freien Auslauf. Diese Bedingungen sind auch für Hunde ideal, weshalb es nicht verwundert, dass viele Pferdebesitzer und Reiter auch einen Hund halten. Ebenso naheliegend ist der Wunsch, die Freizeit gemeinsam zu geniessen und den Hund auf Ausritte mitzunehmen. Damit ein Ausflug zu dritt für alle Beteiligten sicher und harmonisch verläuft, müssen sowohl beim Hund als auch beim Pferd die erzieherischen Grundvoraussetzungen gegeben und die beiden Tiere im Umgang miteinander vertraut sein.

Im Idealfall lernen sich Pferd und Hund schon als Jungtiere kennen. Beide Tierarten durchlaufen in ihrer frühen Jugend eine sogenannte Sozialisierungsphase: Was sie in dieser Zeit lernen und kennenlernen, prägt sie massgeblich für ihr ganzes Leben. Fohlen und Welpen sollten daher nicht nur behutsam an die wichtigen Dinge ihres späteren Alltags gewöhnt werden, sondern sich auch gegenseitig kennenlernen dürfen. Später – und selbst im Erwachsenenalter – können sich Pferd und Hund zwar immer noch aneinander gewöhnen und eine Bindung entwickeln, allerdings sollte man dabei noch behutsamer vorgehen und beiden Tieren genügend Zeit lassen. Das Ergebnis dieser Annährung ist dann stark vom Charakter des Pferdes oder Hundes sowie von seinen bisherigen Erfahrungen mit der anderen Tierart abhängig.

Kommandos müssen sitzen
Bei einem Ausritt mit Hund muss der Reiter beide Tiere sicher unter Kontrolle haben, um unliebsame Zwischenfälle zu vermeiden. Pferd und Reiter sollten ein eingespieltes Team sein, das Pferd ruhig und ausgeglichen, scheufrei, verkehrssicher und solide ausgebildet. Nur so kann sich der Reiter auf sein Pferd verlassen, wenn er sich kurzfristig ganz auf den Hund konzentrieren muss.

Bevor es mit den ersten gemeinsamen Ausritten losgehen kann, muss der Hund gelernt haben, sich im Zuhause des Pferdes, dem Stall, richtig zu verhalten. Vor allem in einem Pensionsstall, wo mehrere Pferde stehen, viele Menschen und vielleicht noch andere Hunde ein- und ausgehen, gelten bestimmte Regeln, die auch den Hund betreffen. In grösseren Ställen müssen Hunde in der Regel angeleint sein. Doch selbst wenn sie frei laufen dürfen, sollte der Reiter dafür sorgen, dass die Hunde stets bei ihm bleiben oder auf einem zugewiesenen Warteplatz, etwa einer alten Pferdedecke oder Schabracke.

In fremden Pferdeboxen, in der Reithalle sowie auf der Weide oder dem Aussenreitplatz hat ein unbeaufsichtigter Hund nichts verloren. Er muss ausserdem gelernt haben, dass er die Stallkatze nicht jagen darf, weder fremde Menschen noch Pferde anbellt und keine Gummistriegel zerkaut. Dazu sollte der Hund ein klares Abbruchkommando kennen und befolgen, das Gleiche gilt für ein sicheres Abrufsignal, wie «Fuss» oder «Hierher».

Sitzen die Grundkommandos und haben sich Hund und Pferd gut aneinander gewöhnt, kann der Reiter Aktivitäten zu dritt planen. Zu Beginn empfehlen sich gemeinsame Spaziergänge: Dabei wird auf der rechten Seite das Pferd, auf der linken der Hund geführt. Das Pferd lernt so den Hund in Bewegung kennen – und umgekehrt. Der Hund darf dabei auf keinen Fall am Pferd hochspringen oder es anbellen. Sobald das eine oder das andere Tier nervös wird und Stresssignale zeigt, sollte das Training an einem anderen Tag weitergeführt werden.

Nicht jeder Hund kann Schritt halten 
Verlaufen die Spaziergänge harmonisch, kann der Reiter in den Sattel steigen und den Hund daran gewöhnen, dass er seine Kommandos nun von oben bekommt. Je nach Ausbildungsstand und Temperament von Hund und Pferd übt man diese ersten Schritte auf einem umzäunten Reitplatz im Freien. Am Anfang kann eine Hilfsperson sinnvoll sein, die den Hund an der lockeren Leine führt und rechts neben dem Pferd geht. Die Kommandos für den Hund gibt jedoch ausschliesslich der Reiter, die Hilfsperson sollte nur korrigierend eingreifen. Sobald das klappt, übergibt die Hilfsperson dem Reiter die Leine. An dieses schlackernde Band oder Seil, das vom Reiter auf seinem Rücken vorbei an seinem Blickfeld zum Hund führt, muss sich das Pferd erst gewöhnen und lernen, dass von der Leine keine Bedrohung ausgeht. 

Die meisten Reiter und Hundebesitzer möchten ihren vierpfotigen Begleiter auf dem Ausritt frei neben dem Pferd herlaufen lassen, doch je nach Region und geltenden gesetzlichen Bestimmungen ist das nicht möglich. Mancherorts darf man den Hund auf den Feldern frei laufen lassen, aber nicht im Wald oder es müssen unterwegs gefährliche Strassen überquert werden. Der Reiter muss deshalb in der Lage sein, den Hund auch unterwegs an- und ableinen zu können. Bei kleinen Hunden bleibt nichts anderes übrig als abzusteigen. Mittlere und grosse Hunde können lernen, mit den Vorderpfoten am Bein des Reiters hochzusteigen, sodass man sie bequem an die oder von der Leine nehmen kann. Das Pferd steht dabei ruhig, bis sein Reiter fertig ist. Auch beim Üben dieses Manövers ist es hilfreich, dass ein Helfer die ersten Male das Pferd am Zügel hält. Er kann, wenn nötig, dem Hund den Weg zum Reiterbein zeigen.

Sobald das Pferd und der Hund auf dem Platz vertraut und sicher nebeneinander hergehen, können die Aussenreize für beide allmählich gesteigert werden. Das Pferd muss lernen, dass ihm keine Gefahr droht, wenn der von seinem Frauchen oder Herrchen abgerufene Hund sich ihm von vorne, von der Seite oder von hinten nähert oder auch einmal aufgeregt hin- und herspringt und bellt. Der Hund sollte sich nicht durch andere Hunde, Katzen oder Jogger ablenken lassen, sondern sich verlässlich auf Reiter und Pferd konzentrieren.

Sind diese Kriterien erfüllt, steht einem Ausritt zu dritt in zunächst vertrautem Gelände nichts mehr im Weg. Dauer und Tempo passen sich dem Hund an. Dabei gilt es zu Bedenken, dass kleine Hunde, mit Ausnahme des agilen Jack Russell Terriers, wegen ihren kurzen Beinen auf rasanten Ausritten Mühe haben, mit dem Pferd Schritt zu halten, und ihnen Überanstrengung droht. Auch grosse und schwere Rassen sind auf langen Strecken schnell überfordert, ihr Bewegungsapparat wird überlastet. Der Reitbegleithund darf auch nicht zu jung sein: Er sollte die Wachstumsphase abgeschlossen haben und danach sorgfältig an lange Wegstrecken gewöhnt werden.