Leistung ohne Belohnung ist Strafe», schrieb ein englischer Dichter schon im 17. Jahrhundert. Beim Pferd lässt sich über Druck, Angst und Stress ein gewisses Mass an Gehorsam erzwingen, aber kein Klima schaffen, in dem es aktiv lernt und motiviert mitarbeitet. Reiter, die verbissen im Sattel sitzen und kein lobendes Wort für ihr Pferd finden, sind deshalb zum Glück selten. Da trifft man schon häufiger auf das Gegenteil: Reiter, die dem Pferd aus lauter Dankbarkeit um den Hals fallen, tätscheln, klopfen, in Jubelarien ausbrechen und ihm die Leckerlis gleich kiloweise zwischen die Zähne schieben. Keine Frage, Loben ist wichtig, aber damit eine Belohnung die gewünschte Wirkung erzielt und behält, gibt es einige Regeln zu beachten.

Pferde haben ein sehr schlechtes Kurzzeitgedächtnis. Experten schätzen, dass sie die Verknüpfung zwischen einer guten Leistung und dem Lob nur während ein paar wenigen Sekunden machen können. Also funktionieren Belohnungen nur, wenn sie unmittelbar erfolgen. Füttert man dem Pferd am Abend nach dem Turniersieg eine Extraportion Äpfel, freut es sich zwar drüber, kann die Belohnung aber nicht mehr mit der Leistung verbinden. 

Futterbelohnungen sind der beste Anreiz
Das gebräuchliche Tätscheln empfinden Pferde vermutlich als nicht so angenehm – ängstliche Pferde kann der burschikose Schlag auf den Hals sogar erschrecken. Pferdegerechter ist ein sanftes, rhythmisches Streicheln oder Kraulen hinter dem Widerrist. Das imitiert die soziale Fellpflege der Pferde und wirkt nicht nur belohnend, sondern auch beruhigend. 

Die Belohnung, die von Pferden am schnellsten verstanden wird, ist Futter. Konsequent und korrekt eingesetzt sind ein Rüebli oder Leckerli der beste Anreiz zum Lernen, das bestätigen Studien. Werden Pferde aber andauernd und ohne Grund aus der Hand gefüttert, verliert die orale Belohnung rasch ihre Wirkung. Für Pferde, die zum Betteln neigen und ständig ihre Nasen in Jackentaschen stecken, müssen andere Wege zur Belohnung gefunden werden. Das kann zum Beispiel die Stimme sein. Diese hat den Vorteil, dass man eine Übung nicht unterbrechen muss. Was gesagt wird, ist weniger wichtig, als wie: Der Tonfall ist entscheidend. Ein schmeichelndes, lang gezogenes «Braaaaaav» funktioniert besser als ein kurzes und knappes «Gut».

Pferde müssen im Verlauf ihrer Ausbildung allerdings erst lernen, das gesprochene Wort als Belohnung wahrzunehmen. Dann ist die Stimme aber eine sehr effektive Belohnung und kann auch angewendet werden, wenn der Mensch keinen direkten Kontakt zum Pferd hat, etwa auf dem Kutschbock oder beim Longieren. Aber Achtung: Auf Dressurturnieren ist es nicht erlaubt, mit dem Pferd zu sprechen! In der «Wegleitung für Dressurprüfungen» des Pferdesportverbandes heisst es: «Die Anwendung irgendwelcher Stimmhilfen sowie von Zungenschlag ist ausdrücklich verboten. Sie gelten als grober Fehler und bedingen eine Senkung um mindestens zwei Punkte in der Note für die betreffende Lektion.»

Pause machen und Druck wegnehmen
Beim Reiten ist das zeitnahste Lob das sofortige Nachgeben, sobald das Pferd willig und fleissig auf Schenkeldruck oder Zügelhilfen reagiert. Auch das Zügel-aus-der Hand-kauen-Lassen erlaubt dem Pferd einen angenehmen Moment der Entspannung. 

Ist eine Übung besonders gut gelungen, belohnt eine Pause: zum Schritt durchparieren und die Zügel für einen Moment lang lassen. Dieser kurze Trainingsunterbruch dient auch dazu, das Gelernte in Ruhe zu verarbeiten. Eine positive Verstärkung erreicht man auch durch das Abfragen von Lektionen, die das Pferd schon besonders gut kann, weil man ihm dadurch Erfolgserlebnisse verschafft. Wer allerdings dauernd lobt, auch wenn kein Lob angesagt ist, der erreicht nur, dass sich das Pferd weniger Mühe gibt und das Leistungsniveau absinkt.