1. Pferde niemals erschrecken 
Eine Binsenweisheit lautet: «Stell dich nie hinter ein Pferd!» Denn als ehemaliges Beute- und Fluchttier, dass seine Umgebung immer beobachtet, verfügt das Pferd fast über einen «Rundumblick», abgesehen von einem kleinen, rund vier bis sechs Grad gros­sen toten Winkel im Bereich der Schweifrübe. Nähert sich also etwas oder jemand von hinten, sieht es das Pferd nicht und erschrickt. Je nach Charakter und Temperament fällt die Reaktion des Tiers unterschiedlich aus und reicht von einem Zusammenzucken bis zum heftigen Ausschlagen mit den Hinterhufen, was zu schweren Verletzungen führen kann. Doch auch wenn Pferde schlafen, dösen oder tagträumen, kann es sein, dass sie einen sich korrekt von vorne oder von der Seite nahenden Menschen erst spät bemerken und sich erschrecken. Ein Pferd, das einen noch nicht eindeutig bemerkt hat, sollte man aus sicherer Distanz ruhig ansprechen, um erst mit der Stimme auf sich aufmerksam zu machen. 

2. Die Sprache der Pferde verstehen
Ein Pferd kommuniziert nicht mit Lauten, wie es manche Hunde und Katzen tun, sondern ausschliesslich über seine Körpersprache. Daher sollte man zumindest die wichtigsten Signale kennen. Wichtige Hinweise liefert das Ohrenspiel. Fallen die Ohren entspannt zur Seite, ist das Pferd müde, schläft oder döst. Nach vorne gerichtete Ohrmuscheln verraten Aufmerksamkeit und Interesse. Dreht der Vierbeiner ein Ohr oder beide zu einer Seite, hat es aus dieser Richtung ein Geräusch wahrgenommen. Aufgepasst, wenn das Pferd die Ohren flach nach hinten an den Kopf legt: damit drückt es starken Unwillen aus oder fühlt sich bedroht und könnte sich unvermittelt zur Wehr setzen. 

3. Gut gerüstet
Auch wer nicht reitet, muss im Umgang mit dem Pferd auf seine Ausrüstung, etwa gutes Schuhwerk, achten. Das Pferd nur schnell in Flipflops auf die Weide zu führen, kann buchstäblich schmerzhafte Eindrücke hinterlassen. Apropos Führen: Dabei sind wie beim Longieren stets Handschuhe zu tragen. Zieht einem das Pferd den Strick oder die Longe mit einem kräftigen Ruck durch die nackten Finger, kann das zu Verbrennungen führen.    

4. Die Futterfalle
Es gibt Pferde, die sind so gierig, dass sie nach allem schnappen, was sich vor ihrem Maul befindet. Pferde, die man nicht kennt, sind deshalb nicht zu füttern, oder nur mit Erlaubnis des Besitzers. Das gilt vor allem für Pferde, die mit den Vorderbeinen scharren oder einen Huf in die Luft heben, um zu betteln: Werden sie konsequent ignoriert, legen die meisten dieses Verhalten mit der Zeit wieder ab.   

5. Auf der sicheren Seite

Man putzt, sattelt und zäumt das Pferd von der Seite, kratzt seine Hufe seitlich aus und führt es seitlich – das hat nicht nur praktische Gründe, sondern auch den Sinn, nicht in Reichweite der harten Hufe des Pferdes zu sein. Schlägt ein Pferd mit seinen Beinen aus, tut es das nach vorne oder hinten. Manchmal reicht dafür bereits ein Erschrecken oder eine Abwehrreaktion gegen lästige Insekten. An der Seite des Pferdes sind Menschen besser geschützt, allerdings kann sich der Vierbeiner blitzschnell drehen. Tabu ist jedoch der Bereich unter dem Bauch des Pferdes: Stecken Reiterinnen auf der Suche nach dem Sattel- oder Deckengurt ihren Kopf unter das Pferd, geraten sie schnell zwischen die Hufe. 

6. Aufgepasst beim Anbinden
Als Fluchttier ist das Weglaufen eine normale Reaktion des Pferdes auf ungewohnte Geschehnisse und beängstigende Situationen. Wer ein Pferd anbindet, beraubt es damit dieser Möglichkeit, was viele Vierbeiner verunsichert. Ein Pferd sollte man deshalb nur so lange wie nötig und an einem sicheren Ort anbinden. Am besten verwendet man ein Anbindesystem, das verhindert, dass sich das Pferd verletzt, wenn es mit voller Kraft am Strick ziehen sollte. Die einfachste und kostengünstigste Variante ist ein Stück Schnur von einem Futtermittelballen als Sollbruchstelle. Panikhaken lassen sich entgegen ihrem Namen oft nicht öffnen, wenn das Pferd in Panik gerät, ausserdem muss der Mensch in dieser Situation erst auf die eigene Sicherheit achten. Pferde dürfen niemals an den Zügeln des Zaumzeugs angebunden werden: Beim Versuch, sich loszureissen, kann ihnen das Gebissstück im Maul schwere Verletzungen zufügen. 

7. Keine Verwicklungen 
Unter gar keinen Umständen wickelt man sich Strick, Seil, Zügel, Longe oder sonst etwas, das am Pferd befestigt ist, um seine Finger, Hände, Arme, Taille oder Bauch! Stürmt nämlich das Pferd in Panik los, oder bei jedem anderen Notfall, muss man sofort loslassen können, sonst drohen schlimme Verletzungen.

8. Die Führung übernehmen
Im Sattel hat der Reiter mehr Möglichkeiten auf das Pferd einzuwirken, am Boden sind diese beschränkt. Wer ein Pferd an der Hand von A nach B führt, sollte dabei auch die Führungsrolle übernehmen und Konsequenz an den Tag legen, sonst macht das Pferd mit dem Menschen rasch, was es will. Pferde werden immer mit Strick und Halfter oder mit dem Zaumzeug geführt. Auf keinen Fall das Pferd nur mit der Hand am Halfter führen: Reisst es sich los, ist die Gefahr gross, dass man mit den Fingern darin hängen bleibt.

9. Weise auf die Weide
Viele Stallpferde haben nur zeitlich beschränkten Zugang zur Weide. Ist es dann wieder so weit, können sie sich vor Freude kaum mehr halten. Die Vierbeiner deshalb am Weidetor möglichst schnell loszulassen, ist gefährlich: sie können Menschen überrennen oder bei Luftsprüngen mit ihren Hufen treffen. Das Pferd muss lernen, sich so lange zu gedulden, bis man es im Innern der Weide umgedreht und den Strick vom Halfter gelöst hat. Aus Sicherheitsgründen sollte einer Person immer nur ein Pferd auf die Weide führen.

10. Ordnung halten
Wie im Haushalt, passieren auch im und um den Reitstall häufig Stolper-, Rutsch- und Sturzunfälle. Dafür muss kein Pferd in der Nähe sein. Also Vorsicht beim Besteigen von Leitern, Heruntereilen von Treppen oder Herumklettern auf Heubühnen – und Ordnung halten: keine Gerätschaften rumliegen lassen, die Wege freiräumen und Unrat beseitigen.

11. Fallen erkennen
Der Dolendeckel, auf dem die Pferde mit ihren Eisen rutschen, der hervorstehende Nagel am Zaun, das enge Weidetor, das zum Nadelöhr werden kann: Das Erkennen dieser potenziellen Gefahrenquellen hilft, Unfälle zu vermeiden. Noch sicherer ist es, wenn sie ganz aus der Welt geschafft werden können.

12. Gefährliche Routine 
Wer tagtäglich mit Pferden zu tun hat, bei dem sitzen die Handgriffe und Routine hat sich eingestellt. Doch diese kann zu Gedankenlosigkeit und Nachlässigkeit führen, was Unfälle provozieren kann. Dagegen hilft nur, die gewohnten Aufgaben immer wieder einmal ganz bewusst und mit Achtsamkeit anzugehen.