Winnetou reitet nicht im Schritt durch die Prärie. Auch alle anderen berittenen TV-Helden sind bevorzugt im Galopp unterwegs. Denn die dritte Gangart des Pferdes übt eine besondere Faszination aus: Sie ist schnell, kraftvoll und dynamisch. Ein galoppierendes Pferd mit wehender Mähne und flatterndem Schweif ist nicht nur ein prachtvoller Anblick, sondern auch der Inbegriff von Freiheit. 

Von den beiden anderen Grundgangarten Schritt und Trab unterscheidet sich der Galopp dadurch, dass er aus einer Reihe von aufeinanderfolgenden Sprüngen besteht. Die Fussfolge beginnt mit dem äusseren Hinterbein, darauf folgt gleichzeitig das diagonale Beinpaar hinten innen und vorne aussen, dann greift das Bein vorne innen vor und abschliessend gibt es eine kurze Schwebephase, in der keiner der vier Hufe den Boden berührt.

Je nachdem, welches seitliche Beinpaar in der Bewegung weiter vorgreift, spricht man von Rechts- oder Linksgalopp. Ausserdem unterscheidet man beim Dressurreiten je nach Raumgriff, Grösse der Galoppsprünge und Aktivität der Hinterhand zwischen Arbeitsgalopp, Mittelgalopp, versammeltem Galopp und starkem Galopp. 

Gutes Galoppieren will gelernt sein
Für Pferde ist der Galopp die natürlichste Sache der Welt. Schon wenige Stunden alte Fohlen galoppieren, was sie auch können müssen, um in freier Wildbahn vor potenziellen Feinden zu fliehen. Doch nicht alle Pferde sind für den Galopp gleich gut veranlagt. Gerade Jungpferde haben unter dem Sattel oft Mühe mit dem Galoppieren in der Reitbahn. Das liegt am Gleichgewicht, das durch den Reiter zusätzlich gestört wird. Je ausbalancierter ein Pferd von Natur aus ist, desto schneller wird es auch unter dem Reiter das Galoppieren lernen. 

Die dritte Gangart erfordert viel Kraft vom Pferd, das deshalb gesund und gut trainiert sein muss, um schwungvoll und leichtfüssig mit aktiver Hinterhand zu galoppieren. Da die Galoppbewegung durch den ganzen Pferdekörper hindurchgeht, ist die Losgelassenheit, vor allem auch im Rücken, eine wichtige Voraussetzung. Fehler in der Grundausbildung des Pferdes rächen sich deshalb ganz besonders im Galopp. Die Folge sind Pferde, die davonstürmen, nur schwer oder falsch angaloppieren, schief werden oder nicht sauber im Dreitakt springen. Wo diese Probleme auftauchen, müssen sie mit der Hilfe eines erfahrenen Ausbildners oder Reitlehrers korrigiert werden.

Der Reitanfänger wird seinen ersten Galopp in der Regel an der Longe auf einem gut ausgebildeten Pferd erleben, und er wird – nachdem sich der anfängliche Respekt vor der schnelleren Gangart gelegt hat – von der angenehmen, schaukelnden Bewegung schwärmen und mit einem Strahlen aus dem Sattel steigen. Dieses vergeht ihm meist wieder, wenn die Longe ab ist und er selbstständig angaloppieren muss. Denn die korrekten Hilfen dazu, die fein aufeinander abgestimmt werden müssen, sind für den Neuling im Sattel komplex und schwierig zu lernen. 

Die Schrittfolge des Galopps erklärt (Video: PferdeMagazin):

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Nicht so kompliziert, wie es klingt
Für das korrekte Angaloppieren im Rechtsgalopp wird das Pferd erst mit einer halben Parade aufmerksam gemacht. Dann schiebt der Reiter die innere Hüfte etwas vor, belastet also den inneren Gesässknochen vermehrt, der rechte Schenkel liegt vorwärts treibend unmittelbar am Sattelgurt. Gleichzeitig gibt der rechte Zügel durch leichtes Annehmen dem Pferd eine leichte Innenstellung. Der linke Zügel begrenzt die Stellung und verhindert ein Ausfallen des Pferdes über die Schulter. 

Der äussere (linke) Schenkel des Reiters wird derweil verwahrend eine Handbreit hinter den Sattelgurt gelegt. Er verhindert ein Seitwärtstreten des linken Hinterfusses. Sobald das Pferd zum Angaloppieren ansetzt, lässt der Reiter durch leichtes Nachgeben, besonders mit der inneren Hand, den Galoppsprung «heraus». Das sollte fein und ruhig geschehen, damit die Anlehnung zum Pferdemaul erhalten bleibt. 

Das alles klingt komplizierter, als es ist: Haben nämlich Reiter (und Pferd) die korrekten Hilfen gelernt und verstanden, ist nur noch eine minimale Bewegung, ein leichtes Verlagern des Gewichts und ein feiner Schenkeldruck nötig, damit das Pferd in den Galopp fällt.

Das Treiben nicht übertreiben
Um diesen Galopp zu erhalten und zu unterstützen, wiederholt der Reiter die Hilfen zum Angaloppieren von Galoppsprung zu Galoppsprung – und zwar nicht durch übertriebenes, sehr aufwendiges Treiben, denn dadurch wird nur die Köperhaltung unruhig. Der Reiter muss lernen, seine Hilfen im Galopp dosiert, aber konsequent einzusetzen. So bleibt das Pferd aufmerksam und arbeitet motiviert mit. 

Die Mittelpositur des Reiters folgt dabei rhythmisch der Bewegung des Pferderückens und passt sich diesem mit möglichst ruhigem Oberkörper an. Doch zu Beginn haben viele Reiter grosse Mühe damit, im Galopp sitzen zu bleiben. Sie lehnen sich zu weit vor oder zu weit zurück, plumpsen dem Pferd in den Rücken, ziehen das Bein oder die Absätze hoch und verlieren dabei die Steigbügel. Schuld daran ist meistens eine blockierte Hüfte: das Becken des Reiters sollte locker mit der Sprungbewegung des Pferdes mitgehen, allerdings mehr passiv als durch ein übertriebenes «Auswischen» des Sattels, das ebenfalls nicht zum Erfolg führt. Der Reiter muss probieren, die Bewegung des Pferdes zu erfühlen und sich davon mitnehmen zu lassen. Auch eine gut trainierte Körpermitte – sprich Bauchmuskeln – hilft im Gleichgewicht zu bleiben.