Wer an seinem Reitplatz Freude haben möchte, muss ihn pflegen. Das ist eine aufwendige Angelegenheit: Pferdeäpfel sollten, wenn nötig, nach jedem Ritt entfernt werden, damit sie sich nicht mit der Tretschicht vermischen. Gerade im Sommer muss der Platz bewässert werden, damit der Staub Pferd und Reiter nicht die Sicht nimmt und auf die Lunge schlägt. Und da Verschleiss, Witterung und Scherkräfte dafür sorgen, dass sich die Tretschichtkomponenten ungleichmässig auf dem Platz verteilen, sollte der Boden regelmässig aufgelockert und glattgezogen werden. Das sieht nicht nur besser aus, sondern beseitigt auch Stolperfallen, verhindert, dass der Platz an einigen Stellen austrocknet und knüppelhart wird, und lässt Staunässe besser abfliessen. 

Grössere Betriebe haben für diesen Job in der Regel einen Traktor mit speziellem Reitplatzplaner, der – abhängig vom Modell, das möglichst passend zur Beschaffenheit des Bodens ausgewählt wurde – lockert, mischt, krümelt, glättet und den Boden verdichtet. Für kleine Reithöfe, Haltergemeinschaften und Selbstversorger sind solche Profigeräte oft schlicht zu teuer.

Pferde lernen mitzudenken
So behelfen sie sich oftmals mit zeit- und schweissintensiver Handarbeit mit Schaufel und Harke sowie Eigenkreationen aus Holzpaletten, Schwellen, Autoreifen oder ausrangierten Wieseneggen, die im besten Fall hinter den Geländewagen oder den Quad gehängt werden können. Die Alternative: Reitplatzpflege mit Pferd. 

In der Ausbildung von Fahrpferden sowie in der von Gebrauchs- und Ranchpferden gehört das Ziehen von Gegenständen zum Standardprogramm. Aber auch Dressur-, Spring- und Freizeitpferde profitieren von dieser Aufgabe. Unter anderem lernen sie beim Schleppen, den Druck auf das Brustgeschirr oder den Zug am Sattelhorn zu akzeptieren und von den Hilfen des Menschen zu unterscheiden. Zudem müssen sie einen Gegenstand tolerieren, der sich hinter ihnen her bewegt und vielleicht sogar mal über eine Unebenheit am Boden hüpft – eine Fähigkeit, die nicht nur bei der Reitplatzpflege, sondern auch bei Geländeritten enorm wichtig ist. 

«Die Pferde lernen Schritt für Schritt, nicht einfach durchzustarten, wenn sie etwas scheinbar verfolgt, sondern ihren Verstand einzusetzen», erklärt Rika Kreinberg, Pferde-Osteopathin, Westernreit-Trainerin und «The Gentle Touch»-Ausbilderin, die gemeinsam mit ihrem Mann, Peter Kreinberg, in Deutschland, gelegentlich aber auch in der Schweiz Reit- und Horsemanship-Kurse gibt. Zudem verstehen Pferde Lektionen in der Regel besser, wenn sie mit einem Objekt wie der Schleppe verknüpft werden – das kann man besonders gut nutzen, wenn man vom Sattel aus schleppt. «Das Pferd lernt, mitzudenken, wenn es rechts oder links neben der Schleppe stehen oder auch einmal eine Volte um die Schleppe gehen soll», sagt Rika Kreinberg.

Für routinierte Pferde ist die Arbeit gutes Konditions- und Krafttraining. «Um die Schleppe zu ziehen, müssen sie richtig abdrücken. Das kräftigt Hinterhand, Bauch, Rumpf und Rücken des Pferdes», sagt die Expertin. 

Gut vorbereitet ist halb geschleppt
Damit aus den ersten Schleppversuchen keine gefährliche Verfolgungsjagd wird, bei der das Pferd vergeblich versucht, vor dem vermeintlichen Monster in seinem Rücken davonzustürmen, sollte man es sorgfältig, mit viel Zeit und am besten gemeinsam mit einem erfahrenen Trainer auf die neue Aufgabe vorbereiten. Die Basis: Das Pferd sollte sicher an den Hilfen stehen, sich problemlos führen lassen und am Boden auch schon Training mit Schreckobjekten absolviert haben. Ausserdem sollte es daran gewöhnt sein – zum Beispiel von der Arbeit mit der Doppellonge –, dass ein Strang oder Seil seine Hinterbeine berührt. Auch die Arbeit mit der Plane, die der Reiter vom Sattel aus hinter und neben dem Pferd zieht, ist eine gute vorbereitende Übung.

Wer das Pferd vom Boden aus schleppen lassen will, muss es ausserdem mit einem Fahrgeschirr vertraut machen. Dann wird langsam Druck auf die Pferdebrust ausgeübt, indem zunächst ein Helfer mit ausreichend grossem Abstand hinter dem Pferd hergeht und die Stränge mehr und mehr aufnimmt. Wenn das funktioniert, wird das Geschirr mit Panikhaken am Ortscheid befestigt und dann die Schleppe – das kann für die ersten Übungseinheiten ein aufgeschnittener Traktorreifen sein – eingehängt. Wichtig: Die Stränge sollten dabei so lang sein, dass die Hinterbeine nicht den Ortscheit (Querholz zur Befestigung der Geschirrstränge am Fuhrwerk) berühren können. 

Professionellere Ergebnisse als mit einer Schleppe Marke Eigenbau kann man mit einem speziellen für Pferde konzipierten, patentierten Reitplatz-Kultivator erzielen, den Reinhold Sponagel aus dem deutschen Maulbronn erfunden hat.

Es braucht Fachkenntnis und Übung 
Wer keine Ambitionen hat, sein Pferd einzufahren, kann den Platz auch vom Westernsattel aus abschleppen. «Wir haben das regelmässig gemacht, bevor wir schliesslich einen kleinen Traktor angeschafft haben», sagt Ausbilder Peter Kreinberg. Mit dem richtigen Training funktioniert das mit jedem Pferd, allerdings nicht mit jedem Sattel. Denn nur bei einem Westernsattel kann man das Seil, das die Schleppe zieht, um das Sattelhorn winden. Das ist wichtig, um den Druck der Schleppe auf den Sattel zu übertragen.

«Manche Pferde finden das zunächst irritierend. Sie müssen lernen, zu differenzieren, was die Reiterhilfe ist und was das Gewicht des Objektes», erklärt Kreinberg. «Aber hält der Reiter das Seil in der Hand, kommt er leicht aus dem Gleichgewicht und es wird fast unmöglich, feine, präzise Hilfen zu geben.» Aus Sicherheitsgründen muss das Seil allerdings so um das Sattelhorn gelegt werden, dass man es vom Sattel aus jederzeit und blitzschnell wieder lösen kann. Das erfordert Fachkenntnis sowie einige Übung und sollte am besten zunächst mit Seil ohne Schleppe ausprobiert werden.

www.reitplatz-innovationen.de