Früher sollten unter anderem Birkenzweige im Stall und tote, ans Scheunentor genagelte Schleiereulen vor Blitzeinschlägen schützen. So fraglich der Erfolg dieser Methoden, so begründet war die Furcht unserer Vorfahren. Denn gerade Höfe in Alleinlage werden viel eher vom Blitz getroffen als ein Stadthaus. Mit einer Spannung von rund einer Million Volt, einer Stromstärke von bis zu 100 000 Ampere und Temperaturen von bis zu 30 000 Grad Celsius kann der Blitz elektrische Anlagen zerstören, Betonwände sprengen und alles in Brand setzen. Heute begegnen Reitstallbesitzer dieser Gefahr am besten mit einer Blitzschutzanlage, die mindestens alle fünf Jahre überprüft werden sollte.

Anders als die Gebäude kann man Pferde leider nicht mit Blitzableitern schützen. Besonders fatal: Pferde haben wegen ihrer Anatomie zwangsläufig eine grosse «Schrittspannung». Diese bezeichnet den Spannungsunterschied zwischen zwei Füssen oder eben vier Hufen. Und je grösser der Spannungsunterschied ist, desto mehr Strom fliesst. Auch darum enden Blitzschläge für Pferde meist tödlich. Zieht ein Unwetter auf, sollte man die Vierbeiner am besten in den Stall holen – das gilt ganz besonders für Tiere, die auf freien Weideflächen ohne windgeschützte Senken, Wälder oder Offenställe stehen. 

Nächsten Hof oder Talsenke aufsuchen
Auch wer einen Ausritt plant, sollte die Wetterlage gut beobachten und im Zweifel lieber auf dem Platz oder in der Halle bleiben. Denn der Blitz sucht sich gerne den kürzesten Weg zur Erde, also den höchsten Punkt in der Umgebung aus. Besonders auf freiem Feld sind Pferd und Reiter also attraktive «Einschlagsziele». Und der gängige Tipp, bei nahem Gewitter einen tiefen Punkt in der Landschaft aufzusuchen und mit eng beieinander stehenden Füssen in die Hocke zu gehen, um die Schrittspannung zu minimieren, ist für Reiter mit Pferd an der Hand kaum praktikabel. 

Bei der Gewitterprognose hilft neben der Wettervorhersage ein Blick gen Himmel. Sieht man nach klarer Nacht am Morgen kleine Kumuluswolken, in höheren Schichten linienförmig und zinnenartig angeordnet, kommt es im Laufe des Tages wahrscheinlich zu einem Gewitter, oft begleitet von Regen- oder Hagelschauer und starkem Wind. Bedrohlich nahe sind Blitz und Donner, wenn schwarze Wolken den Himmel verdunkeln. In den Sommermonaten entwickeln sich Gewitter meist in schwülwarmer Luft.

Wird man im Gelände trotzdem von einem Donnerwetter überrascht, gewährt im besten Fall der nächste Bauer Unterschlupf. Ist kein Gebäude in Sicht, bieten Talsenken und Vertiefungen Schutz. Tabu sind einzelne Bäume, kleinere Baumgruppen, offene Hügel und Gewässer. Im Wald ist man vor herabstürzenden Ästen und umfallenden Bäumen in kleinen Lichtungen und in der Nähe zu relativ jungen, gesunden Bäumen am sichersten. 

Nicht nur das Gewitter selbst, auch die Angst vieler Pferde vor Blitz und Donner kann verhängnisvolle Folgen haben, etwa wenn das Pferd in Panik durchgeht oder scheut. Vorbeugen kann man mit vertrauensbildender Bodenarbeit und Antischreck-Übungen. Bei der Gewöhnung an Furcht einflössende Geräusche helfen spezielle Anti-Schreck-CDs für Pferde oder Hunde, die im Fachhandel mit diversen Geräuschen wie Donner, Kindergeschrei, Silvesterknallern und Tieffliegern angeboten werden.