Der Winter ist da. Also Heizung an und rauf aufs Sofa? Doch so einfach ist das nicht immer. Zumindest nicht, wenn man ein Pferd hat. Denn das braucht auch zur kalten Jahreszeit seinen Auslauf. Pferdehalter müssen im Winter jedoch einiges beachten, denn Reiten im Schnee ist nicht ungefährlich. Vor allem der unbeständige Boden kann zur Falle werden. War der Weg gestern noch schneebedeckt, kann er heute schon vereist oder matschig sein. Darauf gilt es vorbereitet zu sein. Dann wird auch der Ritt im Winter zum Vergnügen.

«Die Atmosphäre in einem verschneiten Wald ist einfach so toll, da könnte ich stundenlang umherstreifen», gerät die Springreiterin Michelle Stauffer ins Schwärmen. Die Bernerin kann zwar auf das Ausreiten in der Kälte getrost verzichten, sobald aber Schnee liegt, ist sie nicht mehr zu bremsen. Daher weiss sie auch, dass es wichtig ist, das Pferd richtig aufzuwärmen. Das ist das A und O. Denn in der Kälte ist der Blutfluss zu den Hufen und Beinen eingeschränkt und die Gelenkflüssigkeit verdickt, was die Gelenke steifer werden lässt. Daher sollte man mindestens 15 Minuten lang im Schritt gehen, um Muskeln, Sehnen und Bänder gut aufzuwärmen. Das reicht aber noch nicht, um Stolperfallen und Stürzen und damit verbundenen Verletzungen wie Sehnenzerrungen und Bänderrissen vorzubeugen. Ein guter Hufbeschlag ist daher unverzichtbar.

Michelle Stauffer empfiehlt Schneegrips. Das sind vom Hufschmied zwischen Hufhorn und Eisen angenagelte Gummi- oder Kunststoff-Ringe. So könne der Schnee nicht am Huf kleben bleiben und sich sammeln. Liegt eher wenig Schnee, sollten auch Huf-Flex aus Federstahl mit Schlauchummantelung reichen, die man selber per Montagezange zwischen Hufeisen und Huf festklemmen kann. 

Schnee ist für Pferde vorteilhaft
«Wenn es eisig ist, sollte man auch auf jeden Fall Eisstollen benutzen», sagt Stauffer, die seit ihrem vierten Lebensjahr Kontakt zu Pferden pflegt und schon einige Schneetouren hinter sich hat. Die Winterhilfe gibt es als Schraub- oder Steckstollen, wobei Erstere als sanfter gelten, da man nicht mit dem Hammer auf den Huf einschlagen muss. Andererseits können sich Schraubstollen auch schnell einmal lockern. 

Ob Schraub- oder Steckstollen, einmal angebracht, halten sie den ganzen Winter über und man hat seine Ruhe – theoretisch. Stauffer rät, die Stollen nur zum Reiten zu verwenden: «Ich bestehe darauf, dass bei meinen Pferden die Stollen nach dem Reiten wieder entfernt werden, da ich grosse Angst habe, dass sich die Tiere damit verletzen.» Nichtsdestotrotz sind Stollen bei Eisgefahr ein Muss.

Neben einem guten Halt ist auch die richtige Pflege wichtig. Handelt es sich um einen feuchten und milden Winter, kann man den Huf mit speziellem Fett einreiben, damit er nicht zu viel Feuchtigkeit aufnimmt und weich wird. Ist es hingegen frostig kalt, nimmt das Hufhorn durch die Kälte sowieso kaum Nässe auf. Beherzigt man diese Tipps, sind auch schnellere Gangarten kein Problem. Am besten im Wechsel, also Trab oder Galopp abwechselnd mit Schritt, um starkes Schwitzen zu vermeiden. 

Grundsätzlich bietet das Laufen im Schnee einige Vorteile für das Pferd. Dadurch, dass es die Beine heben muss, arbeiten sein Herz-Kreislauf-System und sein ganzer Körper intensiv zusammen und werden so gestärkt. Doch Vorsicht, «viele Pferde sind im Winter und gerade bei frischem Schnee etwas übermütig», sagt Stauffer und warnt ausserdem vor fremden Wegen, da man eventuelle Löcher und Gräben nur schlecht erkenne, sowie vor Strecken, die im Herbst voller Pfützen waren. Diese könnten nun zu rutschigen Eisflächen geworden sein. Zudem sollte man enge Kurven nur im Schritt reiten.

Thermostiefel oder Heizsohlen?
Was vor dem Ritt das Aufwärmen ist, ist hinterher das Abkühlen und Dehnen. Da das Schwitzen an der kalten Luft zu Muskelschäden und Krämpfen führen kann, sollte man das Pferd nach dem Ausreiten eine Weile im Schritt gehen und somit runterkühlen lassen. Gezielte Dehnübungen wie etwa Nackenstrecken oder Schulterkrümmung helfen, die aufgeheizten Muskeln und Gelenke nach dem Sport zu lockern. Dies sollte man allerdings nicht unbedacht angehen und sich im Vorfeld ausreichend bei Experten informieren. 

Apropos Schwitzen: Damit hat nicht nur das Pferd, sondern auch der Reiter zu kämpfen. In der Übergangszeit ist Softshell-Kleidung eine gute Möglichkeit, sich warm und trocken zu halten. Diese ist aufgrund mehrerer Textilschichten strapazierfähig und dennoch leicht. Um Schnee und Frost zu trotzen, schwören viele Reiter auf bewährte Woll- und Fleece-Produkte. 

Um die Füsse warm zu halten, kann man in Thermostiefel schlüpfen oder Heizsohlen tragen. Diese sind vorher per Stecker aufzuladen und werden dann in die Reitstiefel gesteckt. Allerdings sollte man sich laut Stauffer als Reiter bewusst sein, dass ein bisschen Kälte im Winter einfach dazugehört. Spätestens, wenn eine dichte Schneeschicht den Boden bedeckt, wird einem dafür angesichts des Reitvergnügens warm ums Herz.