Pferdehalter kennen das Problem besonders im Herbst oder Winter. Der Reitplatz ist überschwemmt oder besetzt, eine Halle steht nicht zur Verfügung und für einen Ausritt ist das Wetter zu schlecht. Also bleibt als einzige Option, sein Pferd zu striegeln und zu streicheln. Oder vielleicht doch nicht? Wie Rösseler ihren Vierbeiner dennoch sinnvoll beschäftigen können, erklärt der Ratgeber «Kreatives Pferdetraining auf kleinstem Raum». 

Auch auf der Stallgasse lasse sich ohne grossen Aufwand einiges erarbeiten, schreibt die Autorin Annika Markgraf, die eine Pferdeschule in Norddeutschland betreibt. Zum Beispiel mit Denkaufgaben wie dem Diagonalisieren. Für diese Übung sei es wichtig, dass das Pferd bereits gelernt hat, alle Beine auf Signal anzuheben. «Wenn Ihr Pferd steht, schauen Sie, wie es steht und welches Vorderbein es beim Antreten vermutlich als Erstes setzen wird», empfiehlt Markgraf. 

Nach dem Vorwärtsimpuls müsse man gleichzeitig das diagonale Bein mit einer langen Gerte touchieren. Sobald das Pferd auch nur ansatzweise zeigt, dass es das diagonale Bein mit anheben möchte, sollte man ein kurzes akustisches Signal geben (sogenanntes Clicken) und es mit einem Leckerli belohnen. Das Ziel ist es, dass das Ross die Beine irgendwann auch im Stand diagonal anhebt.

Eine weitere Möglichkeit, sein Pferd positiv zu fördern, ist das Anheben des Knies. Dieses Training stärkt die Muskulatur der Hinterhand. Dabei wird zunächst einige Male das Knie des Pferdes berührt. Dieses Verhalten wieder mit Clicken und Belohnen (C+B) bestätigen. «Als Nächstes halten Sie Ihre Hand sehr nah an das Knie Ihres Pferdes», schreibt Markgraf. «Sobald es sich etwas bewegt, berühren Sie aktiv das Pferdeknie und bestätigen mit C+B.» Anschliessend folgt ein schwieriger Schritt. Das Knie des Pferdes soll nach der Hand des Halters «suchen», wenn sich diese nähert. 

Zirkuslektionen und Wellness
Klappt auch diese Übung reibungslos, gilt es die Entfernung zwischen Knie und Hand langsam zu vergrös­sern und den Click nach und nach hinauszuzögern. Nimmt das Pferd vorher das Bein herunter, sollte man einfach abbrechen und neu beginnen. Hierbei gilt es, geduldig zu sein und nicht zu viel Druck aufzubauen.

Neben solchen spielerischen Methoden gibt die Autorin auch Anleitungen für geistige Aufgaben, für Zirkuslektionen wie Küsschen geben oder für Wellnessprogramme wie dem energetischen Putzen. Diese aus China stammende Technik soll den Energiefluss in die richtigen Bahnen lenken. Am besten von der Nase zur Stirn gegen den Strich bürsten, von dort die obere Hälfte des Halses und Rückens entlang bis zum Wirbel sanft stimulieren. Dann über die Kruppe und den Oberschenkel nach unten und auf der Aussenseite am Hinterbein hinuntergleiten. Illustrationen und Bilder erleichtern die Umsetzung. Dennoch richtet sich das Buch grösstenteils nicht an Anfänger. Eine gute Grundausbildung sollte bei Ross und Reiter vorhanden sein. 

Literaturtipp
Annika Markgraf: «Kreatives Pferdetraining auf kleinstem Raum», Taschenbuch, 96 Seiten, Verlag: Müller Rüschlikon, ISBN: 978-3-275-02099-7, ca. Fr. 17.–