Es gibt ihn anatomisch geformt, in verschiedenen Materialien, mit Lammfell gepolstert sowie als Lang- und Kurzversion: den Sattelgurt. Seine Aufgabe ist, unabhängig vom Modell, den Sattel auf dem Pferd zu halten und sein Verrutschen zu verhindern. Doch bei manchen Pferden führt sein Befestigen zu Verhaltensauffälligkeiten. Kaum liegt der Sattel auf seinem Rücken und nimmt der Reiter den Gurt in die Hand, tritt es unruhig von einer Stelle auf die andere, legt die Ohren an, giftet, hebt drohend ein Hinterbein, schlägt sich gegen den Bauch und versucht zu beissen.

Vielfach liegt das Problem darin, dass der Gurt das Pferd zwickt und drückt und ihm Unbehagen bereitet. Verbindet das Pferd das Festziehen des Sattelgurts erst einmal mit etwas Negativem, benötigt man viel Geduld und Einfühlungsvermögen, um es von diesem Zwang wieder zu befreien. Vor allem, wenn die Gründe dafür tief in der Vergangenheit des Tieres liegen und traumatisch waren. Pferde haben ein ausgezeichnetes Schmerzgedächtnis. Wurde ein Jungpferd grob, ruckartig oder zu fest angegurtet, bleibt das womöglich ein Leben lang in seiner Erinnerung haften.

Am Anfang der Ursachenforschung steht die Überprüfung des eigenen Vorgehens beim Angurten. Grundsätzlich sollte in mehreren Schritten gegurtet werden, bei empfindlichen Pferden erst recht. Sobald der Sattel in der richtigen Position auf dem Pferderücken liegt, wird er lose im ersten Loch der Strippen befestigt. Während man andere Ausrüstungsteile anbringt, zum Beispiel die Gamaschen für die Beine und das Zaumzeug, kann sich das Pferd an den Druck durch den Gurt gewöhnen.

Der Sattelgurt muss zum Pferd passen
Pferde, die sich aufblasen und die Luft anhalten, bringt man mit ein bisschen Futter wieder zum Atmen, ausserdem entspannen sie sich durch das Kauen und Senken des Kopfes. Idealerweise gurtet man danach schrittweise auf jeder Seite Loch für Loch nach. Sitzt der Sattel so fest, dass er nicht mehr verrutscht, kann das Pferd vom Sattelplatz bewegt und vor dem weiteren Nachgurten ein paar Minuten geführt werden.

Beim Aufsitzen sollte der Sattelgurt bereits seine Endposition erreicht haben, sodass später nur noch nachkontrolliert werden muss. Ein Langgurt liegt dann gut, wenn seine Schnallen auf beiden Seiten gleich hoch in der Mitte der Gurtstrippen zu liegen kommen. Beim Kurzgurt, der vor allem bei Dressursätteln vorkommt, liegt die ideale Position der Schnallen eine Handbreit unter dem Rand des Sattelblatts. Liegen sie tiefer, stören sie die Ellbogenfreiheit des Pferdes.

Wie ein Sattel muss auch der Gurt dem Pferd optimal passen. Sowohl Lang- als auch Kurzgurten kennen drei Grundformen: gerade, geschwungen und auf die Anatomie des Pferdes geschnitten. Bei der Auswahl des richtigen Gurtes lässt man sich am besten von einer Fachperson beraten. Die meisten Sattelgurte sind heute aus Neopren oder Leder – beides ist hautfreundlich und pflegeleicht. Neopren ist weicher, flexibler und eignet sich gut für empfindliche Pferde, während Ledergurten formstabiler sind.

Elastikeinsätze bringen sowohl Vor- als auch Nachteile. Bei Pferden mit Gurtenzwang und jungen Pferden, die sich erst an den Gurt gewöhnen müssen, spricht dafür, dass dieser stets etwas nachgibt. Der Gummi verleitet allerdings auch dazu, den Gurt zu fest anzuziehen, was wiederum zu Gurtenzwang führen kann. Wenn schon Elast, dann auf beiden Seiten, da sonst auch das Bewegungsverhalten des Sattels einseitig beeinflusst wird und beim Pferd zu Verspannungen führen kann.

Sobald das Problem mit dem Gurt gelöst ist, sollte sich das Verhalten des Pferdes verbessern. Tut es das nicht, kann ein medizinisches Problem vorliegen, etwa ein Magengeschwür oder eine Magenschleimhautentzündung. Das muss mit dem Tierarzt abgeklärt werden.