«Der Papyrus wuchert.» Diese oft geäusserte Aussage von Pflanzenliebhabern trifft meist auf das Zypergras (Cyperus alternifolius) zu. Steht die Pflanze am Fenster oder gar im Freien, entfaltet sie sich prächtig, aber nur, wenn sie sehr feucht gehalten wird. Was bei allen anderen Pflanzen den sicheren Tod bedeuten würde, ist für das Zypergras lebensnotwendig: ein stetes Wasserbad. Der Topf mit der Pflanze sollte darum in einen breiten Übertopf mit hohem Rand gestellt werden. Steht der Topf mit dem Zypergras nur in einem gewöhnlichen Überteller, muss mehrmals täglich Wasser nachgefüllt werden. Zypergras hat einen sehr hohen Wasserverbrauch.

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Schöpfe wie Haare

Gleich viel Wasser verbraucht der Echte Papyrus (Cyperus papyrus). Er ist bei Zimmerpflanzen-Liebhaberinnen und -Liebhabern weniger verbreitet und wird im Pflanzenhandel nicht regelmässig angeboten. Auch diese Pflanze kann im Zimmer unter gleichen Bedingungen wie das Zypergras gepflegt werden. Während das Zypergras Köpfe mit grünen, breiteren, grasartigen Blättern ausbildet, die sternartig angeordnet sind, handelt es sich beim Echten Papyrus um filigrane Schöpfe in grünlich-bläulicher Farbe, die aussehen wie Haare.

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Exotik im Teich

Während der warmen Jahreszeit gedeihen Zypergras und Papyrus draussen sehr gut. Nach einer Eingewöhnungszeit wachsen sie besonders stark in der prallen Sonne. Voraussetzung ist immer ein Wasserbad. Sie wachsen besser, wenn der Topf in einer breiten Schale mit Wasser steht, als wenn sie in ein festes Gefäss gepflanzt werden, wo das Wasser nicht abfliessen kann. Wer einen Gartenteich hat, kann die Töpfe mit Zypergras und Papyrus auch einfach in der Randzone in den Teich stellen. Sie verleihen dem Gewässer Exotik.

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Grosser Nährstoffverbrauch

Da die Pflanzen so schnell wachsen, haben sie in der Wachstumszeit auch einen hohen Bedarf an Nährstoffen. Regelmässige Flüssigdüngerzugaben zum Giesswasser sind hilfreich und beugen Mangelerscheinungen vor. Dünger ist notwendig, wenn die Pflanzen in Töpfen gepflegt werden. Stehen sie im Teich, sind keine Düngergaben vorzunehmen, da sie den Wasserhaushalt aus dem Gleichgewicht bringen können.

Heikle Winterzeit

Im Winter ist es schwieriger mit Zypergras und Echtem Papyrus. Wegen mangelnder Luftzirkulation und kargen Lichtverhältnissen entwickeln sich manchmal Schädlinge. Das Zypergras leidet besonders häufig an Roten Spinnen, die das Chlorophyll, also das Blattgrün, verzehren. Um dem vorzubeugen, sollten die Pflanzen direkt an ein Fenster gestellt werden. Zusätzliche künstliche Beleuchtung wissen sie zu schätzen.

So lang wie Schilf

In Botanischen Gärten gedeiht Echter Papyrus oft in Sumpfzonen der Tropenhäuser. Er bildet ganze Horste, und die Halme werden so lang wie Schilf am See. Auch das Zypergras wuchert Uferbereiche zu. Die Stängel werden aber meist nicht länger als einen Meter. Beide Arten vertragen keinen Frost.

Interessante Vermehrung

Die Vermehrung von Zypergras ist besonders faszinierend. Wenn die Stängel abgeschnitten und kopfvorüber in ein Wasserglas gestellt werden, bilden sie nach einigen Wochen Wurzeln und neue Triebe, die aus dem Wasser wachsen. Die neue Pflanze kann jetzt eingesetzt werden. Mit Echtem Papyrus gelingt das nicht. Am einfachsten ist es, sie zu vermehren, wenn eine wuchernde Pflanze geteilt wird.

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Natürliche Verbreitung

Zypergras stammt ursprünglich von Madagaskar und den Maskarenen. Zu den Maskarenen gehören Inseln im Indischen Ozean wie La Réunion, Mauritius und Rodrigues. Heute ist die Art aber in tropischen und subtropischen Zonen weltweit verbreitet. Der Papyrus stammt aus Afrika und bildet noch heute an Flussufern wie dem Nil ganze Pflanzenmeere. Auch südlich des Äquators im Okavangodelta in Botswana bilden sich ganze Flächen mit Papyrus. Der eigentümliche Schuhschnabel lebt beispielsweise in den Papyrussümpfen. Auch in Südeuropa kommt Papyrus natürlicherweise in Sumpfgebieten vor, beispielsweise in Syrakus auf Sizilien.

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Papier dank Papyrus

Mit dem Papyrus wächst eine historische Pflanze in der Wohnung. Im alten Ägypten wurden vermutlich bereits im 3. Jahrtausend vor Christus Papyri als Schreibstoff hergestellt. Dazu wurde das Mark des Stängels in Streifen geschnitten, aufeinander gelegt und gepresst. Es ist fraglich, ob Klebstoff zugefügt wurde oder ob schlickiges Nilwasser dazu verwendet wurde. Das Wort Papier ist von Papyrus hergeleitet. Dank Papyrusrollen ist vieles aus der Antike und aus biblischer Zeit überliefert. Und was wäre die heutige Zivilisation ohne Papier? Der Papyrus auf der Fensterbank zeugt von der langen Schriftgeschichte der Menschheit. Wie reizvoll, eine Pflanze zu pflegen, welche die Menschen seit tausenden von Jahren begleitet!

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Zypergräser
Die Gattung Cyperus gehört zur Familie der Sauergrasgewächse. Sie wurde von Carl von Linné aufgestellt. Die etwa 300 bis 600 Arten (je nach Systematik) sind fast weltweit von den gemässigten über subtropische bis tropische Gebiete verbreitet. Das Zypergras und der Papyrus sind im Zierpflanzenhandel regelmässig vertreten.