Florida Cracker

Wood cows - Waldkühe werden sie auch genannt. Denn diese im feuchtwarmen Florida beheimateten Rinder streifen gerne durch das schattenspendende Dickicht. Dabei sind sie aber nicht sonderlich gut getarnt, denn die Felle dieser Rinder können sehr bunt sein. Von rein schwarz oder braun, über gescheckt und gesprenkelt sind die unterschiedlichsten Fellfarben anzutreffen.
Die eleganten Rinder stammen ursprünglich von Criollo-Typen ab, die von den spanischen Entdeckern Amerikas erst in die Karibik gebracht wurden. Der erste gesicherte Bestand dieser Rinder in Florida geht auf das Jahr 1565 zurück. Erst 1760 wurde Florida dann so richtig kolonialisiert – auch mit Hilfe von britischen Strafarbeitern, die «Cracker» genannt wurden. Daher also die spezielle Bezeichnung Florida Cracker.

Seit dem 20. Jahrhundert wurden diese Rinder aber immer mehr von Zebus und Zebu-Hybriden verdrängt, die bestens an diese Klimazone angepasst sind. Doch auch die Florida Cracker bringen tolle Voraussetzungen mit, um in dieser heissen Sumpflandschaft zu leben. Sie sind hitzetolerant, krankheitsresistent und an minderwertiges Futter gewohnt. Zudem sind ihre Hörner oft leicht nach innen gebogen, damit sie sich gut durchs Dickicht bewegen können.     
Anzutreffen sind Florida Cracker nur noch auf einzelnen Landwirtschaftsbetrieben und in Naturparks im mittleren und nördlichen Florida. Insgesamt sind weniger als 2000 Florida Cracker registriert.

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Devon

Ihre sattrote Fellfarbe sticht sofort ins Auge. Sie reflektiert das UV-Licht besonders gut. Dies zeigt, dass die Devon-Rinder hervorragend an heisse Sommer aber auch an garstig-kalte Winter angepasst sind. Zudem sind sie äusserst anspruchslos.
1623 trafen die ersten Rinder aus der Grafschaft Devon im Südwesten Englands, im heutigen Massachusetts, ein. Die roten Rinder, auch Rubies of England genannt, eigneten sich nicht nur gut als Milch und Fleischlieferanten, sondern auch als Zugtiere. In dieser Funktion drangen sie mit den Siedlern auf dem berühmt berüchtigten Oregon-Trail bis in den äussersten Westen der USA vor.
Im 20. Jahrhundert waren nicht mehr Dreinutzungsrinder, sondern spezialisierte Fleisch- oder Milchrassen gefragt. Der Bestand schrumpfte, doch glücklicherweise rettete die Gründung eines Zuchtverbandes 1978 die American Milking Devon, wie sie von nun an genannt wurden, vor dem Verschwinden. Noch etwa 1 500 Tiere dieser Dreinutzungsrasse der ersten Kolonialisten Nordamerikas existieren im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

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Randall

Ein einzelner Mann ist für die Erhaltung dieser Rasse verantwortlich, und er gab diesen Rindern auch ihren Namen: Everett Randall. Er und seine Familie hielten in Sunderland, Vermont, von 1912 bis 1983 eine Herde dieser schwarz-weiss gesprenkelten Tiere in völliger Isolation, um sie vor dem Aussterben zu bewahren.

Die genaue Herkunft der Randall liegt noch heute im Dunkeln. Sie gehen aber auf die Tiere zurück, die Siedler im 17. Jahrhundert aus den Niederlanden, England und von Skandinavien und den Kanalinseln in die Neue Welt mitbrachten. Die schöne Fellzeichnung der Randalls geht wohl auf die Fjäll- und Tronderfe-Rinder zurück, die ebenfalls in schwarz-weiss auftreten.

 
Im 20. Jahrhundert wurden die meisten amerikanischen Herden mit Holstein-Rindern gekreuzt, nur ganz wenige blieben von der Einkreuzung verschont, wie eben die Randall. Nach dem Tod nahm sich eine Frau aus dem warmen Tennessee, Cynthia Creech, den Rindern aus dem rauen Vermont an und setzte sich für deren Weiterbestehen ein. Waren die Randall ursprünglich an der gesamten Ostküste zu finden, gibt es heute noch wenige Herden in Vermont, New York und Massachusetts, mit insgesamt 300 Tieren.

Rinder dieser Welt
Diese amerikanischen Rinderrassen und noch weit mehr autochthone Rinderrassen sind im Buch «Die Kuh. Eine Hommage» von Werner Lampert vorgestellt. Ein ausführliches Interview mit dem Kuhliebhaber Lampert erschien in der TierWelt 17/2023.